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"Y ahora, despierta la mujer que en mí dormía..." ("Und jetzt erwacht die Frau, die in mir schlief"). Mit diesem kitschigen Eröffnungslied befinden wir uns in der Mitte der "Quinceañera", einem speziellen mexikanischem Geburtstagsfest bei dem das 15-Jahre gewordene Mädchen offiziell und vor der gesamten Verwandtschaft als reife Frau vorgestellt wird. 

Der Schritt zum Erwachsen-werden

quinceanera02 Bei Magdalena, gespielt von der Leinwand-Debütantin Emily Rios, ist es auch bald so weit. Leicht eifersüchtig beobachtet sie ihre Cousine beim Fest. Tante und Onkel sind wohlhabend und schenken ihrer Tochter eine fulminante Party. Mit vielen Torten, Geschenken, einer Band, DJ und ein wunderschönes Ballkleid; sowie einer Fahrt mit einer Luxuslimousine. Der makellose Traum zerplatzt erst dann, als Carlos, der Sohn der Familie und Magdalenas Cousin (Jesse Garcia), überraschend auftaucht und seiner Schwester gratulieren möchte. Der Skandal ist perfekt, da Carlos von seinen Eltern ausgestoßen und zum Fest nicht eingeladen worden war. Der Grund hierfür ist seine Homosexualität.

Klischees sind Orientierungszeichen für die Gesellschaft

Echo Park, das Viertel in dem sich die Handlung abspielt, wird in Los Angeles immer begehrter, weil dort vermehrt, Designer, Filmschaffende und Künstler hinziehen. Dementsprechend steigen auch die Mietpreise. Doch dies scheint keinerlei Einfluss auf Carlos und seinen Onkel zu haben, denn die neuen Vermieter sind zwei Schwule die Carlos sofort in ihr Herz schließen bzw. in ihr Bett einladen.

Bis dahin leben Magdalena und Carlos in getrennten Welten. Doch als Magdalena plötzlich schwanger ist, ohne jemals Geschlechtsverkehr gehabt zu haben und von ihrem Vater aus dem Haus gejagt wird und Gary, einer der Mieter, sich in Carlos verliebt; da beginnen die Schwierigkeiten und der gemeinsame Weg, sowie eine besondere Freundschaft durchquinceanera01 die Carlos und Magdalena erwachsen werden. 

Der Film köchelt in der Dunstglocke Kaliforniens vor sich hin. Kaum sind die Posen für die Quinceañera und die Einleitung vorbei, befinden wir uns in einem lebendigen und wirklichkeitsnahen Ambiente. Solche Geschichten wie die von Magdalena und Carlos findet man sicher zuhauf. Es sind alltägliche Schwierigkeiten, Unzulänglichkeiten und Berührungspunkte die in jeder Vorstadt, besonders in derartigen Ballungszentren, passieren. Es gibt nichts im Film was überrascht, eher hat man Angst vor seinen eigenen Befürchtungen. Klischees sind Orientierungszeichen für die Gesellschaft und doch auch der Stoff aus dem die Hoffnungen sind.

Die Muttersprache der Mexikaner hat sich mit Englisch vermischt. Man spricht zwar mit seinen Landsleuten, doch diese sind schon längst zu "Gringos" mutiert. Die "echten" Mexikaner sind nur die, die kein Geld, die keine Sozialisierung erfahren haben, oder Verweigerer des Systems. Unterbrochen mit Scherzen und Nervenzusammenbrüchen. Man bekommt während der Handlung Lust mit den Protagonisten einen Tequila trinken zu gehen. Und nach dem Film ist es nicht anders.

Das Regisseurenpaar Richard Glatzer und Wash Westmoreland haben bereits ein ähnlich wirklichkeitstreues Abbild mit dem Film The Fluffer geschaffen. Ein Kinofilm über die Pornofilmbranche und der Liebe die zwischen Sexszenen entstehen kann. "Quinceañera" ist weitaus nicht so rebellisch, aber genauso anspruchsvoll. Als ausführender Produzent hat Todd Haynes (Regisseur von Velvet Goldmine und von Far from Heaven) gewirkt, bei dem er sich das erste Mal als solcher erfolgreich bewiesen hat. (Patryk Dawid Chlastawa)

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Regie:
Richard Glatzer, Wash Westmoreland
Darsteller: Emily Rios, Jesse Garcia, Chalo González, Ramiro Iniguez u.a. 
Verleih in Österreich: Polyfilm (2007)

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