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Verleih: Fox
Der Titel, und auch die kurze Beschreibung des Inhalts, lässt einen zusammenzucken: „Nein, ich will keine Schönheitskönigin mit ihren Familienproblemen sehen. Mich interessiert dieser amerikanische Glamourwahnsinn nicht.“ Und plötzlich sitzt man in einem sehr amüsanten "Kammerspiel on the road". Die Schauplätze bewegen sich zwischen Krankenhaus, Stadtwohnung, einem alten VW-Bus, Motels, Tankstellen und als Finale auf einer kalifornischen Hotelbühne. (Das sind beige/graue Bühnen für Senioren oder hoch motivierte Handels-Vertreter, die sich während eines Werbeseminars ein bisschen entspannen müssen/sollen/dürfen.)
Bisher kannte man diese Ingredienzien von diversen Aussteigerfilmen: ein junger Mensch verweigert die spießigen Regeln seiner Eltern und bricht auf - alte Menschen gehen auf die letzte Reise ins ewig verwehrte Glück - eine Ehefrau und Mutter verweigert die alleinige Verantwortung für die Familie - ein erfinderischer Mann macht sich auf den Weg zum großen Gewinn - ein Kind verfolgt seinen Traum, solange er noch nicht den Boden berührt hat – eine gescheiterte Existenz gibt sich den heroischen letzten Kick. All das passiert. So wie es eben im realen Leben passieren könnte – konstruiert ja, aber Genre-Effekte. Eher ganz normal und dadurch so unglaublich erfrischend bis berührend. Es gibt eine gute Geschichte mit gut gebauten Archetypen pointensicher inszeniert. So einfach kann es sein, gut und dabei nicht dumm zu unterhalten.
Allerdings stimmt der Schluss ein wenig bitter: ist tatsächlich dadurch die umgangssprachliche Bezeichnung „Professionelle/r“ entstanden?! Ist das die Lösung für einen ehrgeizigen Menschen, der nicht die Voraussetzungen hat wie andere? Wie die, die so perfekt aussehen, oder so begabt und gut trainiert sind, oder mit viel Geld teuer ausgestattet wurden?! Bleibt einem dann kein anderer Weg, als bei seinem Publikum sehr urtümliche Reaktionen zu provozieren?! Oder ist die pure Lebensfreude mit all ihren Verspieltheiten - ganz ohne Vorführcharakter - eh viel mehr wert, als jede Art von öffentlicher Hochleistungsshow?!
Das Mädchen, Abigail Breslin, berührt in ihren unschuldigen Fragestellungen, die ihr der Drehbuchautor Michael Arndt in seinem ersten produzierten Buch in den Mund legt. Die junge Darstellerin gehört zu den „vielseitigsten, charismatischsten Nachwuchsstars Hollywoods“ und spielte bereits mit fünf Jahren eine Hauptrolle neben Mel Gibson in „Signs – Zeichen“. Seitdem hat sie in Komödien und Dramen, in schrulligen und ungewöhnlichen Rollen bewiesen, dass auch die Anerkennung schauspielerischen Talents relativ wenig mit den Kriterien der Misswahlen zu tun haben muss. LITTLE MISS SUNSHINE ist das Spielfilmdebüt des Ehepaars Jonathan Dayton und Valerie Faris. Sie inszenierten bisher „Dokumentationen und preisgekrönte Musikclips für Künstler und Bands wie R.E.M., The Red Hot Chilli Peppers, Jane’s Addiction, The Smashing Pumpkins, Macy Gray, Janet Jackson, Oasis, Weezer und The Ramones. Im Jahr 2004 führte das Boards Magazine Dayton und Faris unter den Top Ten der besten Regisseure für Werbespots auf“, was man dem Film angenehmerweise nicht ansieht. (Stephanie Lang)
Link-Tipp:
Little Miss Sunshine