how to build a truth engine Friedrich Moser

Mit dem Dokumentarfilm How to build a truth engine begibt sich Friedrich Moser auf eine Reise, die viele Fragen aufwirft und einige Antworten gibt.

How to build a truth engine Filmkritik

Was ursprünglich eigentlich ein Film über Journalismus hätte werden sollen, wurde zu einem Film über unsere Verwundbarkeit gegenüber Desinformation von den Informationsschlachtfeldern unserer Zeit hinein ins Innerste unseres Gehirns. Wie unser Denken funktioniert, steht ebenso im Fokus wie die Suche nach der Wahrheit und den damit verbundenen Gefahren für die Menschheit. Gleich zu Beginn sehen und hören wir in "How to build a truth engine" mit Peter Cochrane einen der weltweit angesehensten Zukunftsdenker, wie er die verschiedenen Arten von Kriegen definiert und zur Schlussfolgerung kommt: "Der verheerendste Krieg von allen ist der Informationskrieg. Denn wenn wir den Zugriff auf die Wahrheit verlieren, dann verlieren wir unsere Zivilisation.“

Und so erzählt "How to build a truth engine" eine Geschichte aus dem Wissenschafts- und Computerbereich anhand einer Anti-Fake-News-Software, die Forscher*innen der Universität Los Angeles (UCLA) und der Universität Berkeley in Kalifornien entwickelt hatten, mit der sie Verschwörungstheorien ausfindig machen können. Software allein wird das Problem von Desinformation allerdings nicht lösen. "Wir brauchen", so Moser, "auch das Wissen, wie Menschen grundsätzlich Information im Gehirn verarbeiten, und das wollte ich mit Journalismus kombinieren."

Für diese sehr kurzweilige zweistündige Doku konnte der Österreicher Friedrich Moser (Regie, Drehbuch, Kamera) prominente Namen als Executive Producer gewinnen. "George Clooney hat sich gemeinsam mit seiner Frau Amal, die eine bekannte Menschenrechtsanwältin ist, einen 25-Minüter angesehen, den ich zusammengeschnitten hatte. Im darauffolgenden Zoom Call hat er uns bestätigt, dass ihn das Journalismus-Thema und die Bilder der Satelliten-Auswertung überzeugt hatten. Er hat uns seinen Namen als Executive Producer zur Verfügung gestellt, zusammen mit seinem Partner bei Smokehouse Pictures, Grant Heslov."

how to build a truth engine Doku von Friedrich Moser Filmstill

Wie der menschliche Verstand funktioniert

Wenn ein Mensch geboren wird, wie weiß dieser Mensch, dass es sich wie ein Mensch und nicht wie z.B. eine Ente verhalten soll? Was unterscheidet uns von einer Ente oder anderen Tieren? Wir Menschen erzählen laufend Geschichten. Das schaffte ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und es hilft uns die Welt einzuordnen. Das menschliche Gehirn ist diese wunderbare Maschine für Lernen und Innovation. Was passiert aber, wenn dieser Fluss an Informationen verunreinigt wird? "How to build a truth engine" wirft auch genau diese Frage auf, welche Art von Filter jede/r von uns entwerfen würde, wenn wir die Künstliche Intelligenz lesen und denken lassen könnten wie einen Menschen. Sehr ausführlich aufgezeigt wird im Film zudem, wie Verschwörungstheorien funktionieren. Wenn eine Gruppe von Menschen, dieselbe falsche Information einander ständig wiedererzählt, in einem Online-Raum, dann gibt es ihnen das Gefühl, dass es keine andere Realität gibt als diese Verschwörungstheorie. Die Folgen sind fatal, wir kennen sie alle (oder glauben zumindest, sie zu kennen).

Bring eine Gruppe dazu, dir zu vertrauen, sodass sie auch das glauben, was sie nicht sollten.

Der Zweifel stellt die nächsten Fragen: Wie kann man Wahrheit von Unwahrheit unterscheiden und was ist der Unterschied zwischen einer Verschwörung und einer Verschwörungstheorie? Eine einfache Formel in der Social-Media-Welt lautet: Bring eine Gruppe dazu, dir zu vertrauen, sodass sie auch das glauben, was sie nicht sollten. Moser: "Mich interessieren diese Mechanismen, wie und warum sich in unserem Gehirn Desinformation durchsetzt, und letztendlich, wie aus normalen Menschen kaltblütige Täter werden, Massenmörder, die Genozide verüben – etwas, das mich als Österreicher und studierten Historiker seit Jahrzehnten umtreibt." Um der Sprachkraft eine ebenbürtige visuelle Komponente zu verleihen, sieht man in "How to build a truth engine" eine Vielzahl an metaphorischen Ebenen. Um z.B. die Wissensvermittlung vom europäischen Mittelalter bis jetzt zu verdeutlichen wurde in der Stiftsbibliothek Kremsmünster gedreht, und um die Dimension von Information zu zeigen, wurde beim Grand Canyon gefilmt. Vernetzung und Schnelligkeit wiederum wurde in Großstädten zum Ausdruck gebracht. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, wie verwundbar wir sind, und so sieht Friedrich Moser seinen Film denn auch als Weckruf. Friedrich Moser: "Der letzte Satz im Film lautet: Es liegt an uns. Das ist meine Botschaft." //

Text: Manfred Horak
Fotos: Friedrich Moser

Film-Tipp:
Der Dokumentarfilm How to build a truth engine ist u.a. im Burgkino (Wien) zu sehen.

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