Der 1916 in Brooklyn, New York, geborene Sohn des berühmten Cartoonisten und Trickfilmproduzenten Max Fleischer (u.a. Popeye, Betty Boop, Superman) und Entwickler des Rotoskops (Verfahren zum Zeichnen der Bilderfolgen bei Animationsfilmen), Richard O. Fleischer, studierte Psychologie, bevor er mit dem Anti-Kriegs-Dokumentarfilm Design for Death seine Filmkarriere als Regisseur startete und 1948 in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. In Folge erwies sich Richard Fleischer als ein Filmemacher, der die verschiedenartigsten Genres gekonnt und erfolgreich zu bedienen wusste. Mit Call from Space, seinem 45. Kinofilm, drehte Richard Fleischer 1989 seinen letzten Film. Lars-Olaf Beier und Robert Müller setzten schließlich dem am 25. März 2006 verstorbenen Regisseur mit der Interview-Doku Auf engstem Raum - Das Kino des Richard Fleischer (1994) ein filmisches Denkmal.

Reflexionen über die autistischen Helden bei Richard Fleischer

Der französische Filmhistoriker und Filmkritiker Jean-Pierre Coursodon wiederum schreibt im Buch "American Directors" (McGraw-Hill Companies, 1983) von der Diskrepanz zwischen dem "downbeat trend" in Fleischers Filmen einerseits, in denen es um "neurotic loners" und "pitiful psychopaths locked in their sick own worlds" gehe und Fleischers "healthy professionalism, his cheerful willingness to tackle almost every subject". Coursodon meinte hier sowohl die Serienmörder bei Fleischer wie auch die Hauptfiguren in Barrabas (1961) und Mandingo (1975), sowie sicher auch Kapitän Nemo in 20.000 Meilen unter dem Meer (1954). Es liegt die Vermutung nahe, dass auch jene Filme, die keinen düsteren Trend und keine Rächer oder Psychopathen im Sinn der Serienkiller als Hauptfiguren haben, wie Doctor Dolittle (1967), Che! (1969) und Conan der Zerstörer (1984), von Protagonisten leben, die dem, wie Coursodon meinte, entsprechend ganz in ihrer eigenen Welt verharren. Es ist beachtlich, dass Doctor Dolittle, was in den originalen Kindergeschichten gar nicht vorkam, von einem Gericht dazu verurteilt wird wegen seiner Behauptung mit Tieren sprechen zu können in eine psychiatrische Anstalt gehen zu müssen.

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Versuch der Anpassung

So wie in seinem den "downbeat films" zuzurechnenden Das Mädchen auf der roten Samtschaukel (1955) anstelle einer lebenslänglichen Haftstrafe der Aufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt im Gerichtsaal verkündet wird und zuerst eine Aufnahme von dem Betroffenen selbst und dann jemand ihm Nahestehenden gezeigt wird, gibt es als Reaktion auf die Erschütterung zuerst eine Nahaufnahme des Doctor Dolittle und dann von seinen Freunden zu sehen. Dolittle sagt schon am Beginn des Films, dass er bis auf seinen besten Freund keinen Bezug zur menschlichen Rasse habe, und am Schluss des Films sagt er zu der Frau, die ihn zu lieben scheint, dass er mit Menschen nicht könne, dass das schon immer so gewesen sei und er auch nicht wisse, woran es liege. In Che! ist natürlich der Versuch der Anpassung an das tatsächliche historische Geschehen gegeben, sodass sich dadurch auch die Interpretationen erschweren. Aber Che Guevera wird hier deutlich als Eigenbrötler, der ganz in seiner Traumwelt der Revolution lebt, gezeigt. Castro muss Guevara immer in einem schäbigen Quartier aufsuchen, das an die Unterkunft von George C. Scott in Wen die Meute hetzt (1971), einem weiteren Fleischer-Film, erinnert. Guevera meint zuerst auch nicht zu wissen wer er ist, und will sich auch nach dem Sieg über Batista nicht dem Volk zeigen.

Conan und der pseudointellektuelle Konflikt

Conan der Zerstörer hingegen mag zwar etwas von Disney an sich haben, wie Oliver Nöding schreibt, aber damit wird eben auch die Diskrepanz zwischen Düsterkeit und Helligkeit bei Fleischer offenbar. Nun, Conan ist hier, anders als in dem ersten Conan-Film, ein ganz in seiner eigenen Welt lebender, stets auf die Wiedererweckung seiner im ersten Teil getöteten Gefährtin Valeria Wartender, der am Schluss des Films ebensowenig die ihn liebende Frau zur Frau nimmt wie Doctor Dolittle. Auf dem an sich höchst originellen und sehr gutem Blog Remember it for later von Oliver Nöding heißt es, dass der erste Conan von John Milius nach "Blut, Schweiß und Kot" gerochen habe (was positiv vermerkt wird), während Fleischers Film Disney-artig sei. Tatsächlich aber ist der Milius-Film zu einem nicht geringen Teil ein amerikanischer Erfolgsfilm ähnlich wie Rocky, und Conan zeigt hier nirgends dieses Sich-Nicht-Lösen-Können von der toten Valeria, nicht einmal die Rache für die ermordeten Eltern steht im Zentrum, eher der pseudointellektuelle Konflikt. Am Schluss von Fleischers Film hören wir dafür die Stimme aus dem Off sagen, dass Conan immer weiter gezogen sei, um die längst tote Valeria zu finden, über deren Wiedererweckung ihm völlig Falsches, längst Entlarvtes mitgeteilt worden ist. Und: Viele Königreiche seien ihm angeboten worden, bis er selbst König wurde, nur seine Königin habe er nie gefunden. //

Text: Bernhard Valentinitsch
Fotos: Lars-Olaf Beier und Robert Müller, MovieStillsDB.com