Der Beginn einer Leidenschaft. Auf diesen Beginn beschränkt sich das verklärte Bilderepos über die Ikone der Haute Couture. Eine Liebesgeschichte - egal wie flüchtig - ist für die Franzosen anscheinend interessanter als ein Film über die Modeschöpferin Coco Chanel. Zumal diese sperrig bis stur ehrgeizig war. Wer das nicht auf 110 lange Minuten ausgewalzt sehen will, ist mit dem 100-Sekunden-Trailer gut bedient.
Das war natürlich alles Absicht, behauptet die Regisseurin Anne Fontaine. Die Vorlage für den Film war der Roman der ehemaligen Elle-Redakteurin Edmonde Charles-Roux. Die aufwändige Produktion wurde vom Hause CHANEL unterstützt, das die Modelle für die Schlusssequenz auslieh. "Keinesfalls sollte die Geschichte der Mode erzählt werden", erläutert die Kostümbildnerin Catherine Leterrier. Damit dann doch ein paar bekannte Fotografien bedient werden, muss der Marinepulli aus den 30ern eben schon mehr als zwei Dekaden früher in die Deauville-Strand-Szene hinein. Die Urform der Chaneltasche rutscht einmal so nebenbei ins Bild. Ansonsten wird hier und da geschneidert, Jersey befühlt, über die üppigen Verzierungen gelästert und ein Korsett entfernt. "Feuchte Küsse mit deinem Baron bringen dich auch nicht raus aus diesem Rattenloch." (Gabrielle Chanel zu ihrer Schwester) Audrey Tatou gibt die verbitterte Autodidaktin aus der Provinz. Tagsüber zunächst als Schneiderin, nachts als Sängerin gemeinsam mit ihrer Schwester Adrienne in einer zweifelhaften Spelunke. Liebe ist für arme Leute - wie sie - nur etwas, das im Groschenroman ein gutes Ende findet. Coco avant Chanel weiß die Aufmerksamkeit des Pariser Industriellen Etienne Balsan zu nutzen, folgt ihm eigenmächtig auf Schloss Royallieu und macht sich dort unentbehrlich. Trotz unübersehbarem Widerwillen ist sie ihm die gefügige Gespielin. Balsan war nur drei Jahre älter als sie, im Film wirkt er doppelt so alt, wohl damit er im stärkeren Kontrast zu ihrem späteren Liebhaber Boy Chapel steht. Letzterer öffnet ihren Blick für die Welt und Audrey Tatou schaut mit ihren großen Augen nun nicht mehr verhärmt, sondern aufmerksam und glücklich. Doch das Glück ist nicht von langer Dauer. Belangloser Schmalz wurde schon besser erzählt. (Christine Koblitz)
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