Erzebet Bathory wird immer wieder in Verbindung mit der Legende Graf Draculas gebracht. Tatsächlich gibt es Zusammenhänge zwischen der Familie Bathory und Dracula. Der mächtigste Vorfahr von Erzebet, Fürst Stephan Bathory, half Dracula 1476 mit seinen Truppen den walachischen Thron zurückzuerobern und zu Erzebets Lebzeiten ging ein wichtiges Lehnsgut, das einst Fürst Dracula gehörte, in Erzebets Besitz über. Andreas Varesi geht in seinem historischen Roman "Das Geheimnis der Bathory" sogar soweit zu vermuten, dass Erzebet dieses Gut der Familie Dragul auch zu dem Zweck erworben hat, weil sie dort das Geheimnis für die verjüngende Kraft des Blutes für den menschlichen Organismus vermutete. Soweit die historische Legendenwahrheit. Und nun zum Film. Gräfin Erzebet Bathory (Julie Delpy) gilt als mächtigste Frau im Land - schön, intelligent und nicht bereit, zu akzeptieren, dass Männer in dieser Welt die Regeln nach Belieben manipulieren. Auf einem Fest lernt sie den weitaus jüngeren Istvan (Daniel Brühl) kennen. Leidenschaftlich verlieben sich die beiden ineinander. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer: Istvans Vater Graf Thurzo (William Hurt) zwingt seinen Sohn, den Kontakt zu Erzebet abzubrechen und beginnt ein intrigantes Spiel. Sein Plan geht auf: Erzebet vermutet eine Zurückweisung aufgrund des hohen Altersunterschiedes und erliegt, getrieben von Sehnsucht und Enttäuschung, der bizarren Idee, das Blut jungfräulicher Mädchen verhelfe ihr zu ewiger Jugend und Schönheit. Immer mehr junge Frauen werden daraufhin auf ihr Schloss gebracht. Erzebets wahnhaftes Verhalten steigert sich zusehends. Sie setzt schließlich alles aufs Spiel - ihren Ruf, ihren Stand, ihr Leben - um für Istvan schön und attraktiv zu sein. Zu spät erkennt sie, dass sie das Opfer politischer Intrigen und Machtkämpfe wurde, an deren Spitze der Vater ihres Geliebten steht... - na ja - Delply nahm sich viel vor, verzerrte aber das Bild vom Leben in Ungarn des frühen 17. Jahrhunderts doch allzu sehr. Der Entschluss, historische Kostüme aus dem Norden Europas zu verwenden und nicht auf die damalige Mode aus Ungarn zurückzugreifen ist sicherlich der größte Fehlgriff von Delply und auch das sattsam bekannte Weichzeichnen, die Ästhetisierung dieser Epoche kann als Unding angesehen werden, das zwar bei einem fiktiven Kostümfilm durchgehen kann, nicht jedoch bei einer biografischen Verfilmung. Sieht man den Film kann man sich durchaus vorstellen was Delply wollte, leider fehlte ihr die visionäre Kraft aus diesem mehr als interessanten Stoff auch einen großen Film zu gestalten. Für einen Unterhaltungsfilm fehlt ihm die Leichtigkeit, für eine konsequente Filmbiografie fehlte (vermutlich) der Mut - so bleibt vieles oberflächlich und in weiten Strecken belanglos wie die Verfilmung von Das Parfum. (Text: Manfred Horak; Fotos: Filmladen Verleih)
Film-Infos: Die Gräfin Bewertung: @@ Verleih: Filmladen (2009) Podcast Interview Die Besetzung: Julie Delpy, Daniel Brühl, William Hurt, Anamaria Marinca, Sebastian Blomberg, Charly Hübner, Andy Gätjen, Adriana Altaras, Anna Maria Mühe, Frederick Lau, Maria Simon´, Katrin Pollit, André Hennicke, Nikolai Kinski, u.v.a. Buch und Regie: Julie Delpy Produzent: Andro Steinborn Koproduzenten: Hengameh Panahi, Matthew Chausse, Christopher Tuffin Executive Producers: Skady Lis, Christian Baute, Chris Coen, Martin Shore, Gordon Steel Associate Producers: Stefan Arndt, Manuela Stehr, Norbert Preuss Kamera: Martin Ruhe Kostümdesign: Pierre-Yves Gayraud Schnitt: Andrew Bird Szenenbild: Hubert Pouille Casting: Anja Dihrberg, Jacqeline Rietz Musik: Julie Delpy Ton: Dirk Bombey Art Director: Astrid Poeschke Maskenbild: Heiko Schmidt, Kerstin Gaecklein
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