Die 13-fache Oscar-Nominierung irritierte doch etwas sehr angesichts der überlangen, faden cineastischen Umsetzung der Kurzgeschichte "Der seltsame Fall des Benjamin Button" (The Curious Case of Benjamin Button; 1922) von F. Scott Fitzgerald unter der Regie von David Fincher mit Brad Pitt, Tilda Swinton und Cate Blanchett.
Die Geschichte - Mensch wird als Greis geboren und stirbt als Orgasmus - ist mittlerweile längst geläufig, die Idee an und für sich nicht unoriginell, literarisch allerdings auch nicht wirklich besonders wertvoll. "The Curious Case of Benjamin Button" von F. Scott Fitzgerald (1896 - 1940) stand von daher auch nie im Zentrum seiner Werke. Da gab es andere, z.B. "This Side of Paradise" (Diesseits vom Paradies; 1920), seinem ersten Roman, der ihn auf einen Schlag berühmt und reich werden ließ. Dieser Roman stand am Anfang der so genannten "Lost Generation"-Literatur und etablierte den Autor als Sprecher und Protagonisten des "Jazz Age". Nicht zu vergessen "The great Gatsby" (Der große Gatsby; 1925) und sein Romanfragment "The last Tycoon" (Die Liebe des letzten Tycoon; 1941 postum erschienen). Fitzgerald schrieb ungefähr 160 Kurzgeschichten, die wohl beste - "Babylon Revisited" (Wiedersehen mit Babylon; 1931) erzählt vom menschlichen Leid und psychischen Problemen, immer auf der Suche nach der "second chance" und nach moralischer Vertiefung. "Eher predigen als zu unterhalten" wollte Fitzgerald, wie er in einem Brief an seine Tochter einmal schrieb, und in diesem Sinne funktioniert Der seltsame Fall des Benjamin Button, auch, weil Regisseur David Fincher mit dem Drehbuchautor Eric Roth einen Mann ins Team holte, der bereits mit Forrest Gump gut zu unterhalten wusste. Fitzgeralds Kurzgeschichte galt lange Zeit als unverfilmbar, die Zeiten änderten sich aber zugunsten der Maskenbildner. Respekt vor deren Umsetzung hollywoodscher Illusionen, Brad Pitt und Cate Blanchett im Bereich von 17 bis 70 altersmäßig abzudecken. Der Kinofilm, reduziert auf eineinhalb Stunden, wäre ein ungleich größeres Vergnügen gewesen, die Überlänge (166 Minuten!) strapaziert nämlich doch sehr. Der Film ist über weite Strecken langweilig, da hilft weder die groß aufspielende Tilda Swinton etwas noch die guten Leistungen von Brad Pitt und Cate Blanchett. Anders formuliert: Der Regisseur tappte in die Zeitfalle. Irgendwann stellt sich nämlich das Gefühl ein alles schon irgendwo gesehen zu haben, somit alles zu wissen was da noch kommen wird, und - Überraschung? - es gab mit Fortdauer des Films tatsächlich wenige Überraschungen. Wer sich mit dem philosophischen Hintergrund des filmisch umgesetzten Themas näher auseinandersetzen möchte, dem sei an dieser Stelle das Buch Die Unsterblichkeit der Zeit: Die moderne Physik zwischen Rationalität und Gott (1995; Scherz Verlag) von Paul Davies empfohlen, insbesondere das zehnte Kapitel "Rückwärts in der Zeit". (Manfred Horak; Fotos: © 2008 Warner Bros. Ent.) Film-Tipp: |
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