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3haselnuesse-aschenbroedel"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" aus dem Jahr 1973, einer Koproduktion der DEFA und den Filmstudios Barrandov in Prag, entzückt Jahr für Jahr die Herzen der Zuschauer und gilt für viele als die absolute Krönung im Genre Märchenfilm. Ein im wahrsten Sinne des Wortes Schmuckstück ist auch die vorliegende mit märchenhafter Eleganz ausgestattete DVD des Weihnachtsklassikers.

 

 

 

"Die Wangen sind mit Asche beschmutzt, aber der Schornsteinfeger ist es nicht. Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter, aber ein Jäger ist es nicht. Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball, aber eine Prinzessin ist es nicht..."

Der Knecht als Zauberfee

Der relativierende Blick auf die Märchenfigur(en) ist nur eine Besonderheit der Verfilmung des Aschenbrödel-Märchens von Regisseur Václav Vorlíček, die sozialkritische Komik eine weitere. So schreibt Helena Srubar in dem sehr lesenswerten Buch Ambivalenzen des Populären: Pan Tau und Co. zwischen Ost und West (UVK; 2008) über die emanzipatorische Haltung des Films: "[…] macht auch Vorlíčeks Aschenbrödel den Prinzen, der sie heiraten möchte, darauf aufmerksam, dass er eine entscheidende Sache vergessen habe, nämlich die Braut selbst zu fragen, ob sie in eine Heirat mit ihm einwilligen wolle…" Hinzu kommt, dass die ideologische Komponente des Sozialismus weitestgehend reduziert wurde und somit eine schematische Schwarz-Weißmalerei nicht mehr vorhanden war. Sämtliche Figuren in der Verfilmung - auch die Königsfamilie - wurden "alltagsnah" und mit "menschlichen" Charakterzügen ausgestattet, "wodurch", so Srubar, "die königliche Autorität subtil humorvoll relativiert wird." Und Solidarität? Ist auch vorhanden. Die Zauberfee in der Vorlíček-Verfilmung ist ein Knecht. Er schenkt Aschenbrödel die Zaubernüsse. Und so waren denn auch die Grenzen zwischen Kinder- und Erwachsenenfilm fließend. Nochmals Srubar über die Wirkkraft der Filme von Vorlíček: "[…] sie galten in den 1970er Jahren im Allgemeinen als 'Meister der Komödie', die sich an jeden richtete, der darüber lachen konnte und wollte." Vorlíček übrigens erklärte die von ihm ins Feld geführte Heiterkeit und Komik der tschechischen Märchentradition damit, "dass man bedrohliche Erscheinungen humanisiert und sich über sie lustig gemacht habe."

Ein Film, der einfach zur Weihnachtszeit gehört

Darüber hinaus betonte er, wie man in Srubars Buch nachlesen kann, dass sein zentrales Anliegen als Regisseur stets gewesen sei, "die Leute in den Kinos zu unterhalten und zum Lachen zu bringen." Mit "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" gelang dem Regisseur dies in bemerkenswerter Art und Weise. Es ist ein Film zum Schwelgen und einer, bei dem man immer wieder neue Aspekte entdeckt - und: Es ist ein Film, der einfach zur Weihnachtszeit gehört. Alle Jahre wieder. Aus dem hervorragenden Ensemble sticht extra hell die Hauptdarstellerin Libuše Šafránková hervor. Wie sie zu dieser Rolle kam erzählte Václav Vorlíček einmal in einem Interview: "Vor mir stand die wichtige Aufgabe, die Hauptrollen zu besetzen. Ich habe ein ziemlich umfangreiches Casting für Aschenputtel gehabt und nachdem ich ungefähr 25 bis 30 Mädchen gesehen hatte, fiel mir ein, dass vor drei Jahren in dem Film 'Barunka' die Rolle der Barunka mit einem Mädchen besetzt war, das mittlerweile im richtigen Alter für Aschenputtel sein müsste. Also habe ich Libuše Šafránková eingeladen, sie hat sich das Drehbuch durchgelesen und war ganz angetan. Man sah, dass sie sich mit vollem Elan damit beschäftigen würde. Wir haben einige Probeszenen gedreht und sie hat das Casting gewonnen." Ein Gewinn ist auch, sich die vorliegende Edition von Oetinger Kinderkino zuzulegen, da es stilgerecht und dem Film würdig in einer "Märchenbuch"-Verpackung gänzlich ohne Plastik auskommt. (Manfred Horak)

DVD-Tipp:
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
Bewertung: @@@@@@
Vertrieb: Oetinger Kinderkino (2008)

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Produktionsjahr: CSSR / DDR 1974
Regie:
Václav Vorlícek
Drehbuch:
Bohumila Zelenková, Václav VorlícekDarsteller: Libuse Safránková, Pavel Trávnícek, Carola Braunbock, Dana Hlavácová, Jaroslav Drbohlav, Vítezslav Jandák, Rolf Hoppe, Karin Lesch
Ausstattung:

Restaurierte Fernsehfassung des Klassikers, Umfangreiches Booklet mit dem Originalmärchen der Brüder Grimm, Biografien, Audiodeskription für Sehbehinderte