Bernd Neuburger und Nadja Seelich erzählen im Kinofilm Mozart in China die Geschichte von Danny und Li Wei, zwei zehnjährigen Buben aus Salzburg, die nach China reisen, wo sie mit Mozarts Hilfe ein altes Schattenspiel-Theater aus den Krallen eines Betrügers retten.
Nadja Seelich über den Inhalt des Films Mozart in China: Danny und Li Wei, zwei zehnjährige Buben aus Salzburg, beschließen die Sommerferien bei Li Weis Großvater auf der südchinesischen Insel Hainan zu verbringen. Mozart, eine Puppe aus dem Salzburger Marionettentheater, erwacht in der Nacht zum Leben, schleicht sich heimlich in Dannys Koffer und fliegt nach China mit. Li Weis Verwandte leben in Adong, einem alten, von Tourismus kaum berührten Fischerdorf an der Ostküste der Insel. Großvater Wang restauriert mit Hilfe seiner Enkelin Lin Lin sein Schattentheater, das in der Zeit der Kulturrevolution vernichtet wurde. Kulturwoche.at: Die Verbindung Mozart und China ist eher ungewöhnlich. Was ist die Idee dahinter? Was hat euch an der Kombination Realität/Puppen-Animation gereizt? Nadja Seelich (NS): Es gibt eine Saga über die Entstehung des Schatten-Theaters, die Großvater Wang in unserem Film erzählt. Ich habe mir gedacht, dass sich aus der Kombination der 3-dimensionalen Mozartpuppe und der 2-dimensionalen Schatten-Theaterprinzessin eine spannende Liebesgeschichte mit Hindernissen entwickeln kann. BN: Auf der Suche nach jemandem, der die Puppen-Animation machen kann, haben wir die großartigen Puppen-Animationsfilme des jungen tschechischen Animationsfilmer Aurel Klimt entdeckt. Die schwierigste Aufgabe war die Gestaltung der Mozart-Puppe, die weder Mozart-Kugelsüß noch karikierend überzeichnet sein sollte. Wie habt ihr die Kinderdarsteller für Mozart in China gefunden? BN: Für die Rolle des Danny haben wir in Wien an die 60 Buben gecastet, die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Am Ende haben wir uns für Kaspar Simonischek entschieden, weil er ein gewinnendes Lächeln und schauspielerische Begabung hat und überhaupt nicht Kamerascheu ist. Marco (Li Wei) hat uns bereits im ersten Casting in München überzeugt durch seinen Charme, Wissbegierde, offene Art und Freude am Spielen. NS: Witziger Weise hat Marco, wie im Drehbuch vorgesehen, ein Baby-Schwesterchen. Die kleine Dada ist ein lustiges, gut gelauntes Kind, das wir sofort mit engagiert haben. Marcos und Dadas Vater Yuan hat in seiner Studentenzeit Theater gespielt und war bereit auch im Film diese Rolle zu übernehmen. Und Kaspars Eltern Brigitte Karner und Peter Simonischek spielen Dannys Eltern. BN: Am schwierigsten war es die Darstellerin der Lin-Lin zu finden. Nachdem wir sie erfolglos in Wien, München, Peking und Shanghai gesucht haben, fanden wir sie im letzten Moment durch eine Casting-Agentur in Berlin. Sie war bei dem Casting zurückhaltend und unauffällig und erst als wir uns die Aufnahmen auf dem Bildschirm angeschaut haben, kam ihre besondere Ausstrahlung zum Vorschein. Im Film spielt sie nicht nur das Mädchen Lin-Lin, sondern spricht und singt auch die Rolle der chinesischen Schatten-Theaterprinzessin. NS: Sie ist ein zauberhaftes Wesen und es war wunderbar mit ihr zu arbeiten. Wir haben die Schatten-Theaterprinzessin nach ihr benannt - Ming Mei - Zarte Blume. Wie war der Dreh in China? Warum habt ihr die Insel Hainan als Schauplatz gewählt? BN: Die Dreharbeiten in China waren spannend. Die Schauspieler und 80% des Teams waren chinesisch und sprachen keine Fremdsprache, das europäische Team konnte natürlich kein chinesisch. Die ganze Kommunikation war daher nur über Dolmetscher möglich. NS: Wir haben uns natürlich auch non-verbal verständigt, was insbesondere mit den Schauspielern erstaunlich gut funktionierte. Bei komplizierten Arbeitsgesprächen stand uns Gott sei Dank die hervorragende Dolmetscherin Lu Yan zur Seite, die uns mit ihrem diplomatischen Feingefühl und Kenntnis beider Kulturen sehr geholfen hat. BN: Auf der Insel Hainan haben wir gedreht, weil wir dort alle Schauplätze gefunden haben, die wir gesucht haben. Das ursprüngliche Fischerdorf, Berge, unberührte Strände, Landschaften wie aus alten chinesischen Tuschzeichnungen, einen Hafen mit alten Booten, die ersten 5-Sterne-Hotels und ein stabiles Klima über das ganze Jahr. Die Bewohner des Fischerdorfes waren sehr hilfsbereit und interessiert. Wenn uns ein Requisit oder sogar ein Möbelstück fehlte, rannte unser chinesischer Requisiteur zu den Nachbarn und borgte es sich aus. Viele der Nachbarn haben als Komparsen mitgewirkt. NS: In dem kleinen Dorf in den Bergen, wo wir die Hochzeitsszene gedreht haben, leben die Angehörigen der Volksgruppe Miao, feingliedrige Menschen, mit schönen Gesichtern. Sie haben die Hochzeitsgesellschaft gespielt. Einige der Frauen haben die Original-Trachten an, die sie - inklusive Schmuck - selber hergestellt haben. Gibt es die Chinesische Sonate wirklich? NS: Die Chinesische Sonate gibt es wirklich, aber erst seit dem sie im Frühling 2007 von unserem Komponisten Zdenek Merta erfunden wurde. Mozarts Musik ist acht-tonal, die Chinesische Musik ist fünf-tonal. Die Chinesische Sonate, die Mozart für die Schatten-Prinzessin komponiert, ist vorwiegend acht-tonal mit fünf-tonalen Zitaten, Reminiszenzen, Erinnerungen. Die Schatten-Prinzessin spricht chinesisch und Mozart deutsch. Sie verstehen einander, weil die Kraft der Liebe und die Musik die Sprachbarriere überwindet. (Filmladen; Fotos: © Extrafilm) Film-Infos:
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