rott_karl__dvdEs war einmal eine im ORF gezeigte TV-Serie, die einerseits auf heftigen Widerstand stieß und andererseits geliebt wie nur was wurde.

 "Ein echter Wiener geht nicht unter" ist mittlerweile längst das, was man gemeinhin Kult nennt, legendär sind nämlich nicht nur unzählige Sager wie jener von Karli, der da lautet „Siechst, wie guat, dass ich mein sicheren Posten beim Konsum hab, weil fressen werden die Leut' immer“, sondern auch die erinnerungswürdigen Zimmereinrichtungen und modischen Accessoires der Familie Sackbauer. Großflächig war jedenfalls vieles – von den herb-derben Sprüchen a la „Der Franzi hat einen Hirnpecker, hörst! Ich hab' schon immer g'sagt, dass das ein Trottel sein muss, der Dioptrienotto. Wenn ich den morgen seh, hau ich ihn durch die zug'machte Glastür raus auf'n Gang. Dann kann er sein Hörspiel auf'm Zentralfriedhof schreiben“ bis hin zu den modisch-grässlichen 70er-Jahre Tapeten, den Schnauzbärten und den Karomustern von den Sakkos. Nun, die TV-Serie ist freilich Vergangenheit, und die Familie Sackbauer eine Familie ohne Zukunft. Ohne Zukunft? Stimmt nicht ganz, denn der Schauspieler und Regisseur Klaus Rott hat sich entschlossen, dem Mundl-Sohn eine Zukunft zu geben. Klaus Rott über diese neue Rolle bzw. was das Publikum erwartet: „Allein in der Wohnung seines Sohnes Rene hütet Karli Sackbauer seinen Enkel. Mittels Handy kommuniziert er mit seiner Familie. Anhand alter Fotos, die auch für das Publikum sichtbar sind, kommt er auf die Vergangenheit zu sprechen. Er monologisiert, räsoniert, erzählt von Familienereignissen und philosophiert „über Gott und die Welt“. Karli Sackbauer ist inzwischen in dem Alter, in welchem der Mundl in der TV-Serie war. Er hat selbst erwachsene Kinder, hat Enkel. Es ist, als ob sich die Vergangenheit wiederholte: Jetzt steht er im Zentrum der Familie, ist Ansprechpartner für vier Generationen.“

Lesen ist der größte Scheiß. Das macht die Leut nur deppert.

Viele Fragen sind also offen – was z.B. wurde aus Franzi, dem Schwiegersohn der Sackbauers? Mundl meinte ja damals folgendes: „Schnapsen lernt er nie, weil da braucht man ein Hirn. Aber dichten kann er, alle Achtung, Franzi. In ein paar Jahren wird er Professor, weil das wird ja bei uns jeder Trottel.“ Und welchen Beruf übt heute der Staplerfahrer Karli aus, weil den Konsum gibt es ja nicht mehr, und so richtig glücklich machte ihn der Beruf ja nicht, wenn man sich zurück erinnert: „Da sagt man, ein Staplerfahrer braucht ein Zertifikat. Ja, aber zum Deppertsein. Ihr seids Hirnederln. Bevor ich noch einmal Staplerfahrer werd, werd ich lieber Pfleger in Steinhof, weil da weiß ich, dass ichs mit Angschütte zu tun hab.“ Eine weitere dringliche Frage ist, was Mundl von der Öffnung der Grenzen hält in Erinnerung an folgende Aussage: „Es gibt jede Menge Tschuschen, da fährt die Eisenbahn drüber. Alles, was kein Wiener ist, ist praktisch ein Tschusch. Wurscht, ob er aus Sankt Pölten, Buxtehude, Japan oder aus dem Urwald kommt.“ Und schließlich: Was ist eigentlich aus Rene – Karlis Sohn geworden – hat er eh eine gute Farbe bekommen? „Servus Kleiner. Hast brav in die Windeln g'schissen, damit du eine gute Farb kriegst?“ Kurzum: Pflichtprogramm, das nicht nur live zur Aufführung gelangt, sondern auch - schau, schau, ganz modern - als DVD ("Karli Sackbauer - eine Fortsetzung"; Bonus-Film) zu konsumieren ist. (Manfred Horak)

DVD-Tipp:
Karli Sackbauer - Eine Fortsetzung (Bonus Film; 2007)

Link-Tipp:
Karli Sackbauer