Genial und simpel wird im Theaterstück "Robinson - Meine Insel gehört mir" der von irrationalen Ängsten befallene Egozentrismus des Menschen einem jungen Publikum nahegebracht. Robinson ist ein Gestrandeter auf einer einsamen Insel. Zufriedenheit hat er erreicht, weil er eigentlich alles hat, was er braucht. Somit wäre er dem Großteil der Menschheit schon einen Schritt voraus, aber das Urmenschlichste ist dennoch sein größtes Laster und treibt ihn in den Wahnsinn. Die Angst. Und zwar die Angst vor dem Unbekannten. Alles, was er erreicht hat, was ihm gehört, was ihm zusteht, das könnte ein Unbekannter wegnehmen, und wenn er kommt wird er das auch! Ja, weil das wahrscheinlich schon in den 10 Geboten stand: Nehme Deines Nächsten Hab und Gut, so nehme es alles an Dich! Und schon ist die Analogie zu unserem momentanen katastrophalen Zeitgeschehen offengelegt.
Meins, meins, meins!
Genial und simpel wird in "Robinson - Meine Insel gehört mir" der von irrationalen Ängsten befallene Egozentrismus des Menschen einem jungen Publikum nahegebracht. Die nahbare, von Jugendslang durchzogene Sprache sorgt mit viel Wortwitz nicht nur für tatsächliche Komik, die stets den Bezug zurzeit mit ausdrückt, sondern drückt dem Publikum auch nochmal mit Schmackes den tatsächlichen Wahnsinn des Ich-ismus rein: Meins, meins, meins! Ständig muss der Schiffbrüchige Robinson sich sein Hab und Gut abermals aufzählen, als würde jedes einzelne Stück Besitz ein Stück seines Selbst darstellen. Wehe ein Fremder nimmt davon, jeder würde ihm ja etwas nehmen. Die ganze Welt dreht sich ja um ihn!
Er wollte noch nie was von dir
Das so erleuchtende und erfrischende an einer definitiv satirischen Auseinandersetzung unserer Asylpolitik, ist der simplifizierte Grundgedanke, der so vielen nicht einleuchtet: nur weil jemand neu dazukommt, nimmt er dir nicht alles weg. Du bist nicht der Nabel der Welt. Es interessiert sich tatsächlich nicht jeder nur für dich. Herrgott, es geht nicht immer nur um dich! Und dann kommt eben der Fremde, gestrandet auf seiner Insel, und will nichts von ihm. Der ist nur froh, dass er nicht alleine ist. Wahnsinn.
Ein bedeutungsschwangeres Abenteuer
Die Simplifizierung der wohl größten Probleme des Menschen führte durch ein bedeutungsschwangeres aber minimalistisch inszeniertes Abenteuer, dem Genialität zuzusprechen ist. Eine Reise durch einen Mikrokosmos eines Egomenschen, der, zu seinem Glück, zum glücklichen Miteinander gezwungen wurde. Weil ein Mensch, der sich selbst am nächsten steht, steht halt sonst als Trottel da. //
Text: Greta Kogler
Fotos: Barbara Pálffy
Kurz-Infos:
Robinson - Meine Insel gehört mir
Bewertung: @@@@@@
Altersempfehlung: 8+
Kritik zur Aufführung am 22.6.2018 im Dschungel Wien
Regie: Paola Aguilera
Autor: Raoul Biltgen
Produktionsleitung: Barbara Schubert
Regieassistenz: Fidelis Hochstetter
Licht: Stefan Enderle
Hospitant: Julia Falbesoner
Schauspiel: Klaus Huhle, Sven Kaschte