Geistige Revolution im Hinterhof: Zur Premiere von "Die Übüs Mindrevolution" im Grazer Werkraumtheater.
Theater in Wohnzimmerästhetik
Ob ihres regen kulturellen Angebots darf sich die Stadt Graz ruhigen Gewissens als umtriebiges Mekka der Kleinkunstbühnen titulieren. Es lohnt sich, ab und an einen Blick hinter die urbane Kulisse zu wagen. Unweit des Glacis laden die Räumlichkeiten des Werkraumtheaters mit ihrer heimeligen Atmosphäre zum Verweilen ein. Die Leiter Franz Blauensteiner und Rezka Kanzian betreiben dort seit 1995 engagiertes Schaffen und werden nicht müde, ihre Theateraffinität nach außen zu tragen.
Philosophisches Zwischenspiel im Irrenhaus
Nach den Stücken "König Übü" (2015), "Übü in Ketten" (2016) und "Der Entropist" (2017) geschieht mit "Die Übüs Mindrevolution" eine Fortsetzung der Trilogie. Die üblichen Verdächtigen - Heinz Heinrich, Vater und Mutter Übü - befinden sich immer noch im Irrenhaus, doch plötzlich erhalten sie die Meldung, dass sie entlassen werden sollen. Es herrscht hellste Aufruhr: Wohin mit ihnen? Wollen sie wirklich wieder zur Normalität zurückkehren? Gefangen in einem scheinbar ausweglosen Dilemma treten die Übüs die Flucht nach vorne an und starten eine geistige Revolution. Es ist der Beginn einer futuristisch- grotesken Reise über Innen, einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Geist und der persönlichen Perspektive auf die Welt. Ob Meditation, philosophische Diskussion oder Reise in eine andere Dimension mittels Beam- Experiment - die Übüs lassen nichts unversucht. "Die Übüs Mindrevolution" punktet durch groteske Elemente gepaart mit philosophischen Denkanstößen. So verzerrt diese Kombination auch klingen mag, verleiht sie dem Stück eine gänzlich eigene Note und dem Publikum ein Theatererlebnis, das mit Sicherheit im Gedächtnis bleiben wird. Wer hier jedoch auf der Suche nach alltäglicher Thematik ist, wird diese so nicht finden - es sei denn persifliert.
Alles Theater, nichts ist Theater
Blauensteiner und Kanzian verfolgen mit ihren Produktionen die Mission, "Theater dort beginnen zu lassen, wo die Realität endet". Sie werfen bewusst Fragen auf, lassen diese offen im Raum stehen und schaffen so Lücken für eine individuelle Interpretation seitens des Publikums. Wer jetzt neugierig geworden ist, hat noch am 1. und 8. Juni 2018 die Möglichkeit, sich das Stück im Werkraumtheater zu Gemüte zu führen. //
Text: Katharina Hoi
Fotos: Karl Peter Prem
Kurz-Infos:
Die Übüs Mindrevolution
Bewertung: @@@@
Kritik zur Aufführung am 25. Mai 2018 im Werkraumtheater, Graz
Produktions-Team: Franz Blauensteiner, Monika Kanduth, Rezka Kanzian, Philipp Lernbass, Karl Peter Prem, Dieter Tschermernig, Martina Wapper-Schulze, Sabine Wiesenbauer