stefan-weber-c-wienmuseum-didi-sattmannEs ist Luc Bondys letzte Ausgabe der Wiener Festwochen, bevor Markus Hinterhäuser 2014 die Intendanz übernehmen wird. Er blickt auf unglaublich interessante Arbeiten zurück, die in seinen vergangenen 15 Jahren hier entstanden sind. Wien ist eine der wenigen Städte, wo so etwas noch möglich ist, meint er, mit einem Blick auf das Budget, da es jenes des Odeon Theater in Paris, wohin er nun wechselt, übersteigt. Von 10. Mai bis 16. Juni wird es dezidiert politisch - und es werden neue Formate erprobt.

Neue Programmschienen bei den Wiener Festwochen

Die bisherige Reihe Forum Festwochen wird von einer New Performance Late Hour-Reihe im Brut im Künstlerhaus und im Schauspielhaus und einem Performanceparcours zwischen Secession, Akademie der bildenden Künste und Museumsquartier abgelöst. Der Parcours steht unter dem Motto Unruhe der Form. Entwürfe des politischen Subjekts und stellt sich die Frage wie Kunst Widerstand gegen falsche ökonomische Strukturen befördern kann, an denen sie selbst teilhat. Zwischen bildender und darstellender Kunst werden neue künstlerische Formen erprobt und zehn österreichische Autoren werden zweimal wöchentlich 15-minütige Reden zur politischen Lage der Gegenwart halten. Performances von Tim Crouch, Schorsch Kamerun, Mapa Teatro, Rabih Mroue, Tim Etchells oder von dem jungen belgischen Performancekollektiv Ontroerend Goed aus Gent runden die Suche nach neuen Formaten ab.

What would Thomas Bernhard Do?

Zehn Abende lang wird es auch - im Hinblick auf die kritische Denktradition Thomas Bernhards - ein gemeinsames Bühnenstück der Mitwirkenden des Performanceparcours Unruhe der Form und des von der Kunsthalle Wien programmierten WWTBD - What would Thomas Bernhard Do? geben. Rund 60 Protagonisten unterschiedlicher Sparten - von Künstlern bis zu Soziologen oder Wirtschaftswissenschaftlern - werden daran mitwirken.

Schau der Regie-Meister

Johan Simons sollte mit dem kürzlich verstorbenen großartigen Schauspieler Jeroen Willems den Roman Karte und Gebiet von Michel Houellebecq inszenieren. Dieser bereicherte u.a. Christoph Marthalers legendäre Inszenierung Schutz vor der Zukunft mit seinen schauspielerischen Fähigkeiten. Johan Simons wird nun mit Gift. Eine Ehegeschichte zu Gast sein. Christoph Marthaler wird ein neues Musik-Theaterprojekt im historischen Sitzungssaal des Parlaments anlässlich des 100. Jahrestags des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs umsetzen. Es ist den aus Wien und Nazideutschland Vertriebenen und ihrer Musik gewidmet. Ebenfalls am Vorabend des Ersten Weltkriegs spielt die Martin Kusej Inszenierung von Miroslav Krlezas In Agonie, die in Koproduktion mit dem Residenztheater in München entsteht.

Ungefilterte Weltnachrichten mit der Wirklichkeitsmaschine

Ein bildgewaltiger Romeo Castellucci - 2009 gastierte er mit seiner herausragenden Inszenierung Purgatorio in Wien - wird mit Sul concetto di volto nel Figlio di Dio - Über das Konzept des Angesichts von Gottes Sohn zu sehen sein. Gewohnt unkonventionell wird Nicolas Steman seine Akteure fünf Tage lang ungefiltert den Weltnachrichten aussetzen, um eine Wirklichkeitsmaschine im Umgang mit der stetig anschwellenden Informationsflut zu generieren. Jeden Abend werden die Tore für Zuschauer geöffnet und diese können die spezifischen Ergebnisse des Tages ansehen. Publikumsmagnet Robert Lepage wird mit Playing Cards1: SPADES zu Gast sein und Luc Bondy wird Harold Pinters Le Retour - Die Heimkehr - mit Bruno Ganz - aus Paris bringen und Tartuffe mit Edith Clever, Joachim Meyerhoff und Gert Voss im Akademietheater neu inszenieren.

Opernprogramm

Musikchef Stéphane Lissner bringt 2013 Verdis Il Trovatore unter der musikalischen Leitung von Omer Meir Wellber und in einer Inszenierung von Philipp Stölzl - einem Regisseur der neben herausragenden Operninszenierungen auch für Musikvideos und Kinofilme bekannt ist. Aus Aix-en-Provence wird George Benjamins Oper Written on Skin, mit einem Text von Martin Crimp und unter der musikalischen Leitung von Kent Nagana, zu Gast sein. Franz Koglmanns Oper Join - ein Auftragswerk für die Wiener Festwochen mit einem Libretto von Alfred Zellinger - wird ebenfalls am Programm stehen. Koglmann komponiert mit Experimentierlust zwischen unterschiedlichen Musikstilen und musikalischen Epochen. Insgesamt werden 41 Produktionen aus 36 Ländern zu sehen sein, darunter zehn Uraufführungen, vier Neuinszenierungen und zwölf Auftragswerke. Schriftliche Kartenbestellungen sind ab sofort möglich. (Text: Veronika Krenn; Fotos: Elies Van Renterghem, WienMuseum/Didi Sattmann)

all_that_is_wrong_wiener-festwochenLink-Tipp:
Wiener Festwochen
10. Mai bis 16. Juni 2013