"Working-Class-Zero" (Inszenierung: Fanny Brunner; Dramaturgie: Hans-Jürgen Hauptmann) nimmt die Zukunft von Arbeit und die Entwicklung ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen unter die Lupe. Zu sehen am 6., 9. und 10.12. im Theaterhaus Garage X (Petersplatz 1, 1010 Wien) mit Publikumsdiskussion nach jeder Aufführung.
Treffen sich zwei Ameisen.
Fragt die eine: "Und - was machen Sie so?"
Sagt die andere: "Sie meinen beruflich?"
Klingt wie ein Witz. Andererseits: Können wir uns ein Leben ohne Arbeit noch vorstellen? Was ist Arbeit überhaupt? Gibt es genug für alle? Und was, wenn nicht? WORKING CLASS ZERO ist die Fortsetzung des erfolgreichen Theaterprojekts GUTER MORGEN MARIENTHAL (siehe Premierenkritik), das im Juli 2011 im Rahmen des Viertelfestivals in Gramatneusiedl uraufgeführt wurde - am Industriegelände jener Fabrik, die durch ihre Schließung 1930 einen ganzen Ort über Nacht arbeitslos werden ließ und in der Studie Die Arbeitslosen von Marienthal von Marie Jahoda und Paul Lazarsfeld weltbekannt wurde. Während der Fokus jener Produktion auf den Ort, die Menschen und deren Geschichte(n) gerichtet war, nimmt "Working-Class-Zero" die Zukunft von Arbeit und die Entwicklung ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen unter die Lupe. Wir sind "eine Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgegangen ist, also die einzige Tätigkeit, auf die sie sich noch versteht", zieht Hannah Arendt bereits 1958 in ihrem Buch "Vita activa" Bilanz über einen unaufhaltsamen Trend. 1995 schlägt Jeremy Rifkin mit seinem Buch "Das Ende der Arbeit" nochmals mit großer Wucht in dieselbe Kerbe wie Arendt und unzählige andere Autoren davor; beschreibt die perversen Produktionsmechanismen, die immer höher werdenden Gewinne, den sukzessiven Abbau von Verantwortungszuständigkeiten, die immer stärker in Bedrängnis geratenden Erfüllungsgehilfen mit ihren immer sinnleerer werdenden Aufgaben. Was ist Arbeit überhaupt? Wie hat sich der Arbeitsbegriff gewandelt? Zerbricht die Wohlstandsgesellschaft in zwei konkurrierende Lager? Das sind nur einige der Fragen, denen die Gruppe dreizehnterjanuar (Interview mit Fanny Brunner und Hans-Jürgen Hauptmann gibt es HIER) nachspürt.
Theater-Tipp:
WORKING CLASS ZERO
Garage X (Petersplatz 1, 1010 Wien)
6., 9. und 10.12. (Beginn jeweils 20 Uhr, danach Publikumsdiskussionen)
Inszenierung: Fanny Brunner
Dramaturgie: Hans-Jürgen Hauptmann
Mit: Katrin Grumeth, Johanna Orsini-Rosenberg, Horst Heiss, Johannes Schüchner und Yo Ban (Ren Bin), LI Ying Ying, XIE Ying, LIN DingWei, Sophie Kim, Vina Yun, Phung Tran, Valery Borisov Hristov und Malve Wilhelm
Publikumsdiskussionen nach der Theateraufführung
Moderation: Renata Schmidtkunz (ORF), Manfred Horak (Kulturwoche.at)