Die Geschichte über die Fähigkeit zu erkennen, dass die Kraft zur Erfüllung der eigenen Wünsche oft in uns selbst steckt, davon handelt "Der Zauberer von Oz". Inszeniert für die 'junge Burg' von Annette Raffalt.
Sobald man "Somewhere over the rainbow" hört erinnert man sich an ein colouriertes Musical aus dem Jahr 1939 mit Judy Garland in der Hauptrolle. Das Stück von Lyman Frank Baum wurde an der Burg ohne viel Veränderungen für Kinder inszeniert.
Das Mädchen Dorothy, das mit Onkel und Tante irgendwo in Kansas in einer Landschaft aus Staub wohnt und sich langweilt, wird von Yohanna Schwertfeger überzeugend verkörpert. Sie wünscht sich eine andere Landschaft, ein anderes Treiben, als tagaus tagein dasselbe und eintönige Rundherum. Nach einem Sturm findet Dorothy sich plötzlich in einer anderen Welt wieder. Glücklicherweise ist ihr Haus auf die böse Hexe des Ostens gefallen und so bekommt sie Zauberschuhe und den schützenden Kuss der Nordhexe, mit denen sie wieder nach Hause kommen sollte. Wie, das weiß sie nicht und die Hexe rät ihr den Zauberer von Oz zu fragen. Dorothy macht sich auf den Weg, läuft die gelbe Strasse entlang und trifft dort den Strohmann (Andrè Mayer), der sich Verstand wünscht, auf der gemeinsamen Reise aber immer die besten Ideen hat, den Mann aus Blech (Marcus Bluhm) ohne Herz, der weint, wenn er einen Wurm zertritt und natürlich den furchtsamen Löwen (Juergen Maurer), der sich allen Gefahren laut brüllend in den Weg stellt.
Die Aufführung kommt mit wenig Musik (Klavier, Gitarre, Kontrabass, Stimme) aus, aber die Musiker sind gekonnt in Szene gesetzt und bleiben keine anonymen Klangmacher aus dem Hintergrund. Jede der vier Hauptfiguren singt ein eigenes Lied, diese klingen allerdings alle ein wenig wie ehemalige Titel von Udo Lindenberg. Das Bühnenbild von Bernhard Kleber besticht durch phantasievolle Einfälle und bunte Verwandlungen der verschiedenen Szenen und Landschaften. Da fliegen Räder und Häuser durch die Luft, die Smaragdstadt ist dem Science-Fiction entnommen und die Straße glitzert und leuchtet oder verschwindet im Dunkel. Die Charaktere sind hervorragend herausgearbeitet, die eigenen Bewegungen werden bis zum Ende durchgehalten und besonders der Strohmann wirkt mehr als einmal so, als würde er in sich zusammenfallen. Dieser ist auch derjenige mit der meisten Innovation. Witzig und originell. Auch mit der Hexe aus dem Süden (Stefanie Dvorak) ist eine humorvolle Interpretation der Figur gelungen. Der Zauberer von Oz wird von Odo Samuel als verkorkster und schuldbewusster Scharlatan, mit dem man schließlich Mitleid hat, dargestellt. Einzig Schade, dass Dorothy offensichtlich als norddeutsches Kind im österreichischen Theater gelandet ist oder auch schon einiges an deutschem Fernsehen gesehen haben muss. In einer österreichischen Produktion für Kinder Ausrufe wie "Oh, Mann", "Kuck mal" oder auch "Ach, nee..." zu hören, und das im typischen TV Seriendeutsch, war doch etwas unpassend. Bis auf diese Kleinigkeit aber eine phantasiereiche und schöne Aufführung, die auch die Kleinsten begeistert hat.
Als besondere Überraschung am 6. Dezember 2010 ist am Ende, als Dorothy wieder sicher zu Hause gelandet war, und die Schauspieler ausgiebigst beklatscht wurden, noch der Nikolo vorbeigekommen. Stimmungsvoll im Schlitten und in Begleitung von Krampus, der nur Handlanger sein durfte. Alle wurden mit Schokolade beschenkt. Dies sorgte zusätzlich dafür, diese stimmungsvolle Inszenierung nicht so schnell zu vergessen. (Text: suja; Fotos: Reinhard Werner)
Kurz-Infos:
Der Zauberer von Oz
Bewertung: @@@@
Altersempfehlung: 6+
nach L. Frank Baum
Wiener Burgtheater
Regie: Annette Raffalt
Bühnenbild: Bernhard Kleber
Kostüme: Ele Bleffert
Musik: Parviz Mir Ali
Licht: Friedrich Rom
Choreographie: Daniela Mühlbauer
Dramaturgie: Claudia Kaufmann-Fressner
Mit: Yohanna Schwertfeger, Therese Affolter, Peter Wolfsberger, Elisabeth Augustin, Esmée Liliane Amuat, Stefanie Dvorak, André Meyer, Marcus Bluhm, Juergen Maurer, Udo Samel