nachmoskau523"Nach Moskau! Nach Moskau!" geht es in der Halle E im Museumsquartier in einer Tschechow-Collage aus "Drei Schwestern" und "Die Bauern" unter der Regie von Frank Castorf. Die Premiere fand im Rahmen der Wiener Festwochen 2010 statt.

Die Idee ist gut, und ähnlich wie in "Ulrike Maria Stuart" von Elfriede Jelinek werden zwei Geschichten zu einer montiert. In diesem Fall zwei Werke von Anton Cechov zu einer Collage verarbeitet und auf der Bühne versetzt ablaufen gelassen, so dass die Parallelität der beiden Werke klar wird: Die Sehnsucht endlich nach Moskau zu kommen und somit den Wunsch auszudrücken in der entfernten Stadt auf ein neues, besseres, freieres Leben zu treffen.

Den Hintergrund der Bühne bildet ein riesiges Transparent mit aufgedruckten Birken. Es signalisiert: Wir befinden uns in der russischen Provinz. Davor eine Art Bildschirm, auf dem die deutschen Texte russisch und die russischen Texte deutsch übertitelt werden. Die linke Hälfte der Bühne gehört einem Bretterverschlag von Haus, mit einem zentral aufgestellten Ofen. Rechts eine Terrasse auf einem Podest. Abwechselnd werden beide Seiten der Bühne mit Textbausteinen beider Werke bespielt. Die Schauspieler machen ihre Sache gut, geben ihren Figuren manchmal einen hölzernen, manchmal einen leidenschaftlichen Ausdruck. Allerdings ist diese Aufführung auch ziemlich laut. Es wird gebrüllt, gezetert und geschrieen. Sicher: das Ganze verfolgt Sinn und Zweck, aber dennoch fangen die fiepsigen Stimmen der Protagonistinnen schnell an zu nerven.

Allenfalls ist die Aussage dieser Regiearbeit ziemlich aktuell. Die Kirschen in Nachbars (Moskaus) Garten sind halt immer süßer als die eigenen. Man muss nur aufpassen, dass man durch diese Messias-Hoffnung nicht den Blick für das Wesentliche verliert. (Katja Kramp)

Kurz-Infos:
Nach Moskau! Nach Moskau!
Bewertung: @@@ ½
Nach Anton Tschechow in einer Bearbeitung von Frank Castorf im Rahmen der Wiener Festwochen 2010

Kritik zur Aufführung am 11. Juni 2010 in der Halle E im Museumsquartier

nachmoskau553Regie und Bearbeitung: Frank Castorf
Bühne und Kostüme: Bert Neumann
Musik: Sir Henry
Licht: Lothar Baumgarten
Dramaturgie: Sebastian Kaiser

Es spielen: Trystan Pütter / Kathrin Angerer / Silvia Rieger / Jeanette Spassova / Maria Kwiatkowsky / Sir Henry / Milan Peschel / Lars Rudolph / Mex Schlüpfer / Bernhard Schütz / Harald Warmbrunn / Michael Klobe / Bärbel Bolle / Margarita Breitkreiz