In der Volksoper Wien läuft Lehars "Lustige Witwe" nun schon in der 77. Vorstellung, die Inszenierung von Daniel Dollé ist nett, aber unspektakulär.
Eigentlich schade für ein Werk, das zwischen seiner Uraufführung im Jahre 1905 und 1909 beinahe 20.000 Mal aufgeführt wurde. Das Publikum ist bis heute von der berauschenden Musik und der romantischen Liebesgeschichte zwischen Graf Danilo und der reichen Witwe Hanna Glawari fasziniert.
Zur Erinnerung die Handlung: Im Balkanfürstentum Pontevedreo erwarte man gespannt die Ankunft der reichen, schönen Witwe Hanna Glawari. Um den Staat vor dem finanziellen Zusammenbruch zu retten, soll Hanna eine Pontevedriner ehelichen, die Millionen müssen im Land bleiben. Rasch ist ein Kandidat gefunden - Graf Danilo Danilowitsch, Gesandtschaftssekretär, jener Danilo, der sich vor einiger Zeit in das damals noch arme Mädel Hanna verliebt hatte und dessen Onkel diese Beziehung vereitelt hatte. Die Verwicklungen nehmen, wie immer in der Operette ihren Lauf, aber ein gutes Ende. Hanna bekommt ihren Danilo und die Millionen sind gesichert.
Unter der gekonnten Orchesterführung von Joseph Olefirowicz, der sehr auf die Sänger einging, wurde Natalia Ushakova für die Rolle der Hanna gewonnen. Das mediale Interesse war groß, vielleicht war es aber auch nur PR, jedenfalls wurde viel Lärm um erstaunlich wenig Stimme gemacht. Die Stimme klang müde, und so war der erste Akt ein einziges Bemühen, den Ansprüchen der Rolle gerecht zu werden, die natürlich so wie oft einer Opernsängerin in diesem Genre viel abverlangt, auch darstellerisch kam die Rolle nicht ganz authentisch hinüber. Die Höhe etwas schrill, insgesamt wenig wortdeutlich, fast schon indisponiert.
Dies besserte sich in den folgenden zwei Akten und wäre da nicht das zwar schön interpretierte, jedoch in der Höhe etwas missglückte Vilja-Lied gewesen, wäre der anspruchsvolle Opernbesucher an diesem Abend im Jänner 2010 vielleicht versöhnt gewesen. Auch weil sich der dänische Bariton Morten Frank Larsen als Graf Danilo als würdiger Nachfolger zum Beispiel eines Harald Serafins herausstellte. So sympathisch locker und routiniert er die Rolle anlegt, muss sich Hanna ja in ihn wiederverlieben. Ausgezeichnet auch die Valencienne von René Schüttengruber, saubere Intonation, gutes Spiel und wortdeutlich. Sympathisch der Camille von Sebastian Reinthaller, gut besetzt die anderen Nebenrollen. "Ja, das Studium der Weiber ist schwer" ist eines der Highlights einer guten, wohl aber unspektakulären Aufführung. (Text: Karin C. Ruprecht; Fotos: Volksoper Wien)