graf-volksoper2009Das von Franz Lehar in nur 4 Wochen fertig komponierte und am 12. November 1909 uraufgeführte unterhaltsame Werk, kommt nun in einer Inszenierung von Michael Schottenberg  an der Wiener Volksoper zu neuen Ehren.

Lehar selber sah der Uraufführung nach der rekordverdächtigen Fertigstellung seiner Operette anscheinend mit gemischten Gefühlen entgegen, als er, so überliefert es zumindest die Legende, gesagt haben soll: "Der Schmarrn ist fertig und wenn es keinen Erfolg haben wird, habt ihr es euch selbst zuzuschreiben." Zur Handlung: Ein russischer Handelsdelegierter hat, obwohl verheiratet, ein Auge auf die Sängerin Angéle Didier geworfen. Um diese Affäre standesgemäß zu machen, muss Angéle eine Scheinehe mit dem vermeintlichen Grafen René von Luxemburg eingehen, der jedoch mehr Bohémien als Graf ist. Obwohl der Konsul alles daran setzt, dass die Brautleute einander nicht zu Gesicht bekommen, verlieben sich Angéle und René auf der Stelle, wohl wissend wie unmöglich ihre Liebe sein wird. Eine mehr oder weniger zufällige Begegnung nach einer von Angéles Theatervorstellungen bringt ans Tageslicht was beide fühlen. Sie lieben einander und sind auch noch dazu bereits miteinander verheiratet. Eine Scheidung, wie sie der Konsul fordert, kommt  nun nicht mehr in Frage. Das Paar bekennt sich öffentlich zu seiner Liebe, der Konsul wird von seiner Vergangenheit in Person seiner resoluten und leidenschaftlichen Ehefrau eingeholt und muss erkennen, dass man Liebe nicht erkaufen oder gar erschwindeln kann.

graf-volksoper2009-01graf-volksoper2009-02Michael Schottenberg versetzt die Handlung in die Wiener Nachkriegszeit, das Libretto wurde dem entsprechend bearbeitet, aktualisiert, und dennoch hat "Der Graf von Luxemburg" nichts von seinem Charme, der Leichtigkeit des Seins, eingebüßt. Das Bühnenbild von Hans Kudlich ist ansprechend, unspektakulär und doch mit einigen technischen Raffinessen ausgestattet, jenes unterstreicht die Inszenierung von Schottenberg, der sehr darauf Bedacht nimmt dem Stück nichts von seiner Leichtigkeit, dem Savoir Vivre zu nehmen, indem er die Dialoge zu sehr aus dem Zusammenhang herausreißt. Auch im Wien der Nachkriegszeit wollte man sich neu ordnen, das Leben in vollen Zügen genießen, es war die Zeit, in der der Hunger nach Leben Bohémiens und Lebenskünstler hervorbrachte.

Akiko Nakajima als Angéle zeigt sich stimmlich dem restlichen Ensemble überlegen. Ihre Stimme ist opernhaft lyrisch, in der Höhe verliert sie leider an Spannung, die Stimme beginnt dann zu flattern, dennoch - so ist die Sängerin eine gute Besetzung der Angéle. Mehrzad Montazeri gibt einen spielfreudigen, gut aussehenden Grafen René, seine Stimme ist nicht die größte, müht sich daher mit der nicht ganz einfachen Partie etwas ab, die Übergänge lassen technisch zu wünschen übrig, da fehlt einfach die Verbindung von der Mittellage zur Höhe. Der Zuhörer sollte ja nicht schon vorher hören, wann ein hoher Ton kommt. Wunderschön, gefühlvoll von Beiden interpretiert die Ohrwürmer "Lieber Freund, man greift nicht nach den Sternen", sowie "Bist du's lachendes Glück". Martina Dorak und Thomas Sigwald als Buffopaar Julie und Manfred liefern eine solide Leistung ab, besonders Martina Dorak spielt und singt hervorragend. Witzig, pointiert, der Konsul von Wolfgang Gratschmaier, auch für jene, die sich noch an Rudolf Wasserlof in dieser Rolle erinnern können. Sehr gut auch der Rest des Ensembles, dem die Freude an Lehars Werk ins Gesicht geschrieben stand.

Man sollte vielleicht nicht den "ehemaligen" Grafen von Adolf Dallapozza, eine Mirjana Irosch als Angéle aus einer älteren Inszenierung in den 1980er Jahren erwähnen, dennoch drängt sich die Frage auf, haben wir heute im Genre Operette zu wenige Sänger zur Auswahl, um die doch anspruchsvollen Rollen stimmlich perfekt zu besetzen? Aber das ist eine ganz andere Geschichte. - "Wir bummeln durchs Leben, was schert uns das Ziel…" Mit viel Schwung und noch mehr verdientem Applaus endete dieser kurzweilige, unterhaltsame und somit empfehlenswerte Abend am Gürtel. (Text: Karin C. Ruprecht; Fotos: Dimo Dimov)

graf-volksoper2009-03Kurz-Infos:
Der Graf von Luxemburg von Franz Lehar
Inszenierung: Michael Schottenberg
Bewertung: @@@@
Volksoper Wien (Dezember 2009)