Dichtung Gesang Akkordeon
Ja, diese Performance mit Jella Jost, die da am 7. Dezember 2007 in DAS DORF über die Bühne ging, ist wohl am besten mit den oben angeführten Begriffen zu umschreiben. Denn es handelt sich dabei weder um einen Liederabend noch um Kabarett oder um eine Lesung.
Hier wird wirklich grenzüberschreitend gearbeitet und das Publikum sanft aber bestimmt in immer tiefere seelische oder auch absurd-komische Abgründe geführt. Die Autorin Jella Jost schreibt alles selbst. Das ist gut so, denn ihre Texte sind nicht nur inhaltlich hochinteressant und gut geschrieben sondern auch kongenial ihrem komödiantischen Talent angepasst. Der Aufbau des Programms beweist Fingerspitzengefühl, führt die Autorin das Publikum doch wie ein Kind an der Hand und schiebt es in scheinbarer Leichtigkeit und ohne Umschweife durch die Musiksammlung ihrer Kindheit. Alsdann trägt sie 9 Aphorismen vor. Solcherart bestens eingelullt könnte es bequem weitergehen, doch ist das Publikum – und das wird bald klar – erst jetzt wirklich im Jost’schen Werk angelangt.
Die Komödiantin
Komödiantin, ja, das ist sie. Eine derart umwerfend komische Person, die lyrische und traurige Geschichten schreibt, sie unprätentiös und mit Empathie liest und im nächsten Moment den ironischen ‚Migranten-Song’ zum Besten gibt, ist ein Labsal für Aug und Ohr.
Sie ist eine Vollblut-Schauspielerin, die sich ihr eigenes Genre schafft.
Die Musikerin
Und sie begleitet sich selbst. Klar doch. Ihr Akkordeon und ein Gerät, um die Stimme zu verändern, kommen zum Einsatz, wirken nie fehl am Platz und sind mit Jella fest verbunden. Auch hier beweist sie großes Gefühl für kleine Effekte. Ob sie nun ‚THE WORLD IS SHIT Das derbe Liebeslied im Brecht – Stil’ in verschiedenen Stimmarten singt oder bei anderen Texten ihren Stimmverzerrer einsetzt, sie bleibt immer eine Grande Dame – auch über ihre tontechnischen Geräte. Nie verliert sie den Kontakt zum Publikum.
'Fuckin Dream & Reality'
Der lyrische Höhepunkt des Abends, in dem Jella Jost in unnachahmlicher Art und Weise ihren Text über eine Mutter-Tochter-Beziehung liest, geht tief und erzeugt eine melancholische Stimmung, die ohne Kitsch und vereinnahmende Sentimentalitäten auskommt. An diesem Text zeigt sich das Talent und der Mut dieser Künstlerin, den Spagat zwischen der Groteske und großen lyrischen Momenten zu wagen. – Das Publikum hat es ihr an jenem Abend viele Male gedankt. (Text: Evelyn Blumenau; Fotos: Das Dorf; Jella Jost)
Bewertung:
@@@@@
Link-Tipp:
www.dasdorf.at