Die Khaled Seif Gruppe gastierte in der Szene Wien und brachte morgenländisches Feeling in das nasskalte Wien. Die tanzbegeisterte Szene gab sich im ausverkauften Haus ein Stelldichein.
Der in Ägypten geborene und in der Schweiz lebende Tänzer und Choreograph Khaled Seif gastierte mit seiner Truppe in der Szene Wien und präsentierte ein umfangreiches Programm orientalischer Tänze. In der Szene gilt Khaled Seif als strenger, fast unnahbarer Lehrer und konsequenter Vermittler der Reize des Orientalischen Tanzes. Das Gastspiel seiner Truppe in der Szene Wien zeigte allerdings die andere Seite von Khaled Seif. Lebhaft und sowohl bühnenwirksam als auch publikumsnahe präsentierte sich die engagierte Truppe mit ihrem Leiter.
Orientalisch bunt und abwechslungsreich
Auch wenn der Trend im Orientalischen Tanz immer mehr in Richtung Inszenierung geht, wenn der Ablauf des Bühnengeschehens immer öfters in eine "Geschichte" eingebettet wird und das Programm der Khaled Seif Gruppe eher einem Nummernprogramm glich, konnte die Truppe rund um Mastermind Khaled Seif mit Qualität und tänzerischen Esprit überzeugen.
Ein buntes, abwechslungsreiches Programm boten seine Tänzerinnen, die Choreographien verlangten den Tänzerinnen ein Höchstmaß an Konzentration ab und die Aufgabe wurde (meist) mit Bravour gelöst. Hervorzuheben sind auch die durchwegs prachtvollen, sehr fantasiereichen, die traditionellen Wurzeln aber niemals außer acht lassenden, Kostüme der Tänzerinnen.
Nicht immer griff Khaled Seif auf die pure Tradition zurück, in einigen Sequenzen versuchte er, das Typische des orientalischen Tanzes mit Bewegungsstudien des zeitgenössischen Ausdruckstanzes und des Jazztanzes zu mischen und trotz der Euphorie der Tänzerinnen gehörten diese Momente nicht zu den stärksten Eindrücken des Abends. Fast ein wenig unbeholfen, (un)gewollt stylish wirkte die Choreographie bei diesem Stilmix.
Tanz der Derwische
Beeindruckend waren sowohl die tänzerischen Leistungen als auch die Choreographie immer dann, wenn das klassische Repertoire an Tänzen dargeboten wurde. Der "Saidi", der ägyptische Stocktanz, ein aus der Überlieferung herrührender Männertanz, in dem sowohl das spielerische als auch das kriegerische Element enthalten sind, wurde von den Tänzerinnen in bewundernswerter Manier getanzt und beim Leuchtertanz faszinierte vor allem die Synchronizität der Bewegungen.
Enden wollend war der Applaus des Publikums beim Stuhltanz, der nicht Fisch und nicht Fleisch war. Grandios hingegen der Schluss des Programms. Khaled Seif zeigte mit vier Tänzerinnen seiner Truppe einen Tanz der Derwische. Die religiösen und zugleich ekstatischen, meditativen Momente waren unverkennbar und die ultimative Körperbeherrschung faszinierte.
In einer Doppelrolle als Gast und als Gastgeberin fungierte die Leiterin des Wiener Tanzstudios Chiftetelli, Barbara Hofbauer. Sie führte nicht nur kundig durch das Programm, sie brachte auch ein sehr anspruchvolles klassisches orientalisches Tanzsolo souverän über die Bühne. Für eine authentische Atmosphäre sorgten die beiden Trommler Aydin und Turgay Ucar, die einen sehr emotionalen Stil auf ihren Schlaginstrumenten einbrachten. (Alfred Krondraf)