impulstanz07_kettlyDie Performance Correspondances von Kettly Noël & Nelisiwe Xaba, die am 23.Juli 2007 im Schauspielhaus auf die Bühne gebracht wurde, bot dem Publikum eine Vielzahl an Eindrücken. Schwankten die einstudierten Bewegungsabläufe auch zwischen anspruchsvollen Tanzeinlagen auf High Heels und kuriosen Paartanz mit Puppen, so hätte die Botschaft der beiden Tänzerinnen nicht eindeutiger sein können: nämlich, die politische und soziale Lage am afrikanischen Kontinent.

Lächerliche Wichtigkeiten westlicher Frauen versus Probleme der afrikanischen Wirklichkeit

Kettly Noël aus Haiti und Nelisiwe Xaba aus Südafrika weisen in ihrer Korrespondenz auf alltägliche Probleme afrikanischer Frauen hin. Mit selbstbewussten, feministischen Reden, gespickt mit herzhaften Rülpsern, und sinnlichen Bewegungen, die die Grenzen zwischen Gewalt und Zärtlichkeit verschwimmen ließen, gelang es den Tänzerinnen das Publikum, das oft nicht wusste, ob es lachen oder vor Grauen erstarren sollte, zu begeistern. Die Ironie der Performance ließ dem Zuschauer das Lachen buchstäblich im Halse stecken bleiben. Führten die beiden Tänzerinnen doch mit skurrilem Humor dem "Erste Welt"- Publikum die Grausamkeit der "Dritten Welt" vor. Die Position der Frau, ihre Chancen in Afrika und der Wunsch aus dieser Welt auszubrechen waren die Hauptthemen dieses Abends. Mit verschiedenen Einlagen zeigten sie die lächerlichen Wichtigkeiten westlicher Frauen im Vergleich mit  Problemen der afrikanischen Wirklichkeit. Aber auch leichtere Themen, wie die Freundschaft und Harmonie zweier Frauen fanden in ihr Programm Eingang. Mit Humor und Spaß lockerten sie düstere Stimmungen gekonnt auf und verwirrten das Publikum mit kreativen Einlagen, deren Sinn oft verloren gegangen zu sein schien. Nach langem Applaus hinterließen die beiden Tänzerinnen ein leicht verwirrtes aber begeistertes Publikum.

Schleifgeräusche und minutenlanges anstarren

impulstanz07_replayWeniger eindrucksvoll war die Performance Re-Play von der Choreografien Yasmine Hugonnet. Beunruhigend still erschien die kahle Bühne auf der drei Tänzerinnen das Werk der italienisch-schweizerischen Choreografin auf das Parkett brachten. Ohne musikalische Begleitung, nur die Schleifgeräusche der eigenen Schritte hörend, versuchten die Tänzerinnen das Publikum mit einer Einlage, angesiedelt zwischen Clownerie und Psychiatrie, zu fesseln.

Das Thema schien sich ganz um die verlorenen Identitäten und das Ablegen des persönlichen Seins zu drehen. Die identische Kleidung und identische Perücken (grünes Shirt, weiße Hose und graue Haare) ließen die individuellen Charaktere zu einer Person verschmelzen und der wiederkehrende Kleidertausch sollte diesen Identitätsverlust begreifbar machen. Mit dem Einsatz moderner Gerätschaften, wie Kamera und Projektor, sollte etwas Schwung in die langsame und etwas zähe Performance gebracht werden. Diese machten aber die nicht enden wollende Performance, nicht aufregender. Bevor das Publikum jedoch entlassen wurde, zeigten sich die Tänzerinnen unnachgiebig und unterzogen es noch einer Art Musterung, indem sie sich den Zuschauern gegenüber niederließen und sie minutenlang anstarrten. (Text: Carina Kerschbaumsteiner; Fotos: Judith Schönenberger, Synalephe)