19 Theaterhäuser präsentieren die Plattform Zeitgenössischer Theater- und Tanzhäuser (P.Z.T.T.) und machen u. a. auf die prekären Arbeitsverhältnisse aufmerksam, obwohl die Plattform-Bühnen maßgeblich zum kulturellen Leben der Stadt Wien beitragen und einen wichtigen Beitrag zum internationalen Image der Metropole Wien leisten.
P.Z.T.T. sind die 19 Theaterhäuser 3raum-Anatomietheater, brut, DAS OFF THEATER, DSCHUNGEL WIEN, Figurentheater Lilarum, GARAGE X, Interkulttheater, Kabinetttheater, KosmosTheater, Palais Kabelwerk, Rabenhof, Salon5, Schauspielhaus, TAG, Tanzquartier Wien, Theater Drachengasse, Theater Nestroyhof Hamakom, Theater Spielraum, WUK.
Teil 1
Teil 2
Langfristige Ziele: Kulturpolitische Aufwertung und dauerhafte Erhöhung der Fördermittel, Schaffung einer einheitlichen Förderstruktur mit transparenten und vergleichbaren Bedingungen für alle Zuwendungsempfänger, Nachhaltige Sicherung der Diversität der Wiener Theaterlandschaft, Partizipation bei kulturpolitischen Entscheidungen und Diskussionen, Sicherung der Arbeitsplätze und Beendigung der prekären Arbeitsverhältnisse für KünstlerInnen und MitarbeiterInnen.
Kurz- und mittelfristige Forderungen: unabhängige Evaluierung der Theaterreform unter Einbindung aller Wiener (Groß)bühnen, Substanzielle Beteiligung des Bundes an der Förderung der Plattform-Bühnen und gleichmäßige Beteiligung aller öffentlichen Zuwender, Änderung der kulturpolitischen Begrifflichkeiten (und der damit einhergehenden Hierarchisierung ) wie "Off-Theater", "Klein"- und "Mittelbühnen" u.ä., sowie regelmäßige Indexanpassung der Fördergelder.
Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht die herausragende Rolle der beteiligten Bühnen in der Wiener Kulturlandschaft
So haben die 19 beteiligten Häuser im Vergleichszeitraum 2010 mit über 3.800 gezeigten Vorstellungen nicht nur mehr Abende zur Aufführung gebracht als die sieben großen Häuser (Vereinigte Bühnen, Volkstheater, Josefstadt, Burg- und Akademietheater, Volks- und Staatsoper) mit nur rund 3.200 Vorstellungen gemeinsam, sondern mit 415.350 BesucherInnen vor allem deutlich mehr ZuschauerInnen als etwa das Burgtheater mit allen Spielstätten zusammen. Ein an Fördermitteln vergleichbarer Betrieb wie das Volkstheater brachte es hingegen nur auf rund 188.000 BesucherInnen.
Während die sieben großen Bühnen in Wien zusammen also eine Förderung von über 200 Millionen erhielten, standen den 19 Bühnen der P.Z.T.T. mit insgesamt nur gut 12,7 Millionen Euro seitens der Stadt und sogar nur 1,1 Millionen vom Bund gerade einmal ca. sechs Prozent der vergebenen Fördermittel zur Verfügung.
Dies verdeutlicht nicht nur das dramatische Ungleichgewicht in der Verteilung, es hat auch schwerwiegende Folgen für die KünstlerInnen und MitarbeiterInnen, die an den P.Z.T.T.-Bühnen zumeist mit Löhnen unterhalb des Existenzminimums auskommen müssen. Nicht zuletzt zeigen die genannten Besucherzahlen, dass die an der Plattform beteiligten Bühnen zusammen gut 15 Prozent des Wiener Theaterpublikums binden, dafür aber nur ca. sechs Prozent der bereitgestellten Fördermittel erhalten.
Ein Blick auf die qualitative Leistung untermauert die diagnostizierte Schieflage einmal mehr. Die Anbindung an internationale Netzwerke, intensiver Gastspielaustausch und Kooperationen mit Theaterhäusern im europäischen Ausland zeigen, dass die künstlerische Relevanz österreichischen Theaterschaffens im Ausland mehrheitlich durch die an der Plattform beteiligten Bühnen repräsentiert wird. Dies stellt vor allem die unverhältnismäßig niedrige Beteiligung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur an den zeitgenössischen Theater- und Tanzhäusern zur Diskussion, werden doch die genannten Großbühnen mit knapp 150 Millionen seitens des BMUKK unterstützt, während die unterzeichnenden Theater- und Tanzhäuser gemeinsam gerade einmal rund eine Million lukrieren, was ca. 0,7 % (!) der Mittel entspricht.
Unter dem Strich ergibt sich ein Bild, das die P.Z.T.T. im Vergleich strukturell deutlich benachteiligt zeigt. Gerade hinsichtlich der internationalen Relevanz und Repräsentanz zeitgenössischen österreichischen Theaterschaffens im Ausland können die beteiligten Theater mit den großen Strukturen nicht nur konkurrieren, sondern haben teilweise bereits einen großen Vorsprung. In diesem Zusammenhang bleibt festzuhalten, dass gemessen an dieser Relevanz der P.Z.T.T. die Förderstrukturen und -verteilungen nicht mehr zeitgemäß erscheinen und eine Neustrukturierung dringend notwendig wird. Die genannten Zahlen belegen eindrucksvoll, dass die Plattform-Bühnen maßgeblich zum kulturellen Leben der Stadt beitragen und einen wichtigen Beitrag zum internationalen Image der Metropole Wien leisten. Darüber hinaus nehmen die Mitglieder der Plattform auf nationaler und internationaler Ebene oftmals eine Vorreiterrolle hinsichtlich künstlerischer Ausdrucksformen ein und sind sowohl für die künstlerische Weiterentwicklung des Theaters und Tanzes als auch als maßgebliche Akteure einer offenen und demokratischen Gesellschaftsordnung unverzichtbar. //
Podcast-Produktion: Manfred Horak
Text: P.Z.T.T.
Foto: Barbara Palffy
Präsentation der Plattform Zeitgenössischer Theater- und Tanzhäuser (P.Z.T.T.)
von Manfred Horak
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