Ein Gespräch über Verbotene Wörter, Quotenregelung, Strukturen in der Arbeitswelt und geglückte Tage.
Vorurteile, vor allem gegenüber Menschen mit anderer Haarfarbe, sind der Stoff, aus dem Komödien sind. Das beweist niemand eleganter als Johann Nestroy in "Der Talisman". Die Posse wurde 1840 uraufgeführt und ist seither nicht von den Bühnen verschwunden. Das Bühnenstück "mit Gesang in drei Akten" spielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf dem Gut der Frau Cypressenburg nahe einer großen Stadt. Der rothaarige Außenseiter Titus Feuerfuchs steigt mithilfe seiner Gewitztheit und einer schwarzen Perücke in kürzester Zeit in die sogenannten besseren Kreise auf. Der Protagonist durchschaut nämlich die Gesellschaft und sorgt nach seinem erwartungsgemäß rasanten Abstieg selbst für sein Lebensglück.
Sehr frei nach Nestroy überträgt die Regisseurin Esther Muschol die Grundproblematik des “Talisman” von der Haar- auf die Hautfarbe und die Thematik der Chancenungleichheit in der Arbeitswelt mit den Mitteln der Komödie ins Heute. Der Titel ihres Stücks lautet "Weißer Neger sagt man nicht" und wer da jetzt weniger an Nestroy, dafür umso mehr an das Drama "Die Neger" von Jean Genet denkt, liegt vollkommen richtig.
"Die Neger" von Jean Genet ist denn auch die Ausgangslage des Gesprächs mit Esther Muschol, das wir in den Büroräumlichkeiten vom Theaterhaus DasTAG führten. Ein Gespräch, das freilich immer wieder rund um ihr Stück "Weiße Neger sagt man nicht" führt, Stichwort Verbotene Wörter, Quotenregelung, Jobbewerbung, Strukturen in der Arbeitswelt. Aber auch ein Gespräch, das uns Einblicke in die Arbeitsweise von Esther Muschol verschafft bis hin zu Überlegungen der Regisseurin, was für sie ein geglückter Tag ist. //
Text, Interview und Podcast-Produktion: Manfred Horak
Fotos: Manfred Horak, Judith Stehlik
Weiße Neger sagt man nicht
Von Esther Muschol
Sehr frei nach "Der Talisman" von Johann Nestroy
TAG - Theater an der Gumpendorfer Straße
Wiederaufnahme: 25. und 26. Mai 2018, 20 Uhr
Es spielen: Jens Claßen, Lisa Schrammel, Nancy Mensah-Offei, Raphael Nicholas, Georg Schubert, Elisabeth Veit
Regie und Text: Esther Muschol
Ensemble Ausstattung: Agnes Hamvas
Dramaturgie: Tina Clausen
Musik: Manuel Mitterhuber
Maske: Beate Lentsch-Bayerl