Markus Lüpertz zählt zu den international bedeutendsten deutschen Künstlerpersönlichkeiten der Gegenwart. Die Albertina präsentiert bis 6. Juni 2010 in der Ausstellung "Metamorphosen der Weltgeschichte" zentrale Themen seines Gesamtwerks und ermöglicht mit einem retrospektiven Blick eine spannende Annäherung an den Schaffensprozess des 1941 geborenen Malers, Grafikers und Bildhauers.

"Deutsche Motive", Akte und die Auseinandersetzung mit Sujets der klassischen Kunst- und Kulturgeschichte werden in einer repräsentativen Auswahl von ca. 100 Arbeiten sowie 7 Bozzetti zur Skulptur "Daphne" (2002–2005) gezeigt. Den Kern der Ausstellung bilden rund 15 - bislang selten präsentierte - monumentale Werke auf Karton, wie sie seit den 1960er Jahren entstehen und Schlüsselpositionen im Oeuvre von Markus Lüpertz einnehmen. Die Zusammenstellung spannt den Bogen bis hin zu aktuellen Werkgruppen und berücksichtigt besonders das medienübergreifende Gestaltungsprinzip des Künstlers. Die künstlerische Annäherung an das jeweilige Werk ist für Markus Lüpertz ein permanenter Prozess. Seine Bildgegenstände und -themen beeindrucken durch ihre plastische Kraft und verwandeln sich zu Symbolen archaischer Monumentalität.

Eine weitere Lüpertz-Ausstellung ist übrigens in Bensberg (Deutschland) zu sehen, da müssen wir aber zunächst einen Blick zurückwerfen. Zur Erinnerung: Am 31. August 2005 besprühte der auch mit verurteilten Rechtsextremisten agierende und sich als Pornojäger definierende Martin Humer vor Journalisten die Mozartskulptur von Markus Lüpertz auf dem Salzburger Ursulinenplatz mit rot-grünem Lack und beklebte sie mit Federn. Der Gartennazi Humer wurde am 6. Juni 2006 zu vier Monaten bedingter Haft, sein Mithelfer Franz L. zu 120 Euro Bußgeld, verurteilt. Die kleine kolorierte Mozart-Bronze, die bis 3. April 2010 in der Galerie Malchers präsentiert wird, ruft die Erinnerungen an den massiven Widerstand hervor, aber die Variante hat der Malerfürst bekleidet dargestellt, mit Mozartzopf, Kniestrümpfen, Kniehosen, den fehlenden Arm kaschiert durch den Ärmel im Hosenbund - ein Schelm freilich, der Schlechtes dabei denkt. Andererseits typisch Lüpertz, der gern andere vom Sockel holt und sich als selbstherrlicher Meister mit Gottvater-Attitüde zeigt.

Und noch mehr Lüpertz: Im Herbst 2010 soll der Studienbetrieb der „Akademie Souci GmbH Markus Lüpertz Potsdam“ starten. Damit will Lüpertz der Kunst im Raum Potsdam und Berlin Präsenz und gesellschaftliche Bedeutung geben. Hier wolle er dem Werkstattcharakter mehr Gewicht geben und seine ganz eigene Kunstposition weitergeben und verhärten - mit hohem elitären Anspruch. "Die Akademie", so Markus Lüpertz, "verkauft sich als Ereignis, und daran kann man für ein gewisses Geld teilhaben. Die Schüler müssen begreifen, dass sie dazugehören und Mit-Sponsor sind". //

Interview und Text: Manfred Horak
Fotos: Albertina, Wien; Sammlung Essl