broonzy1Mit wem er denn noch gerne zusammen spielen möchte, wurde Hans Theessink im Interview für Kulturwoche.at gefragt: "Nun, bei vielen geht es sich leider nicht mehr aus", meinte der Bluesgitarrist darauf lapidar - einer, der sicherlich auf der Liste stünde, wenn dieser verdammte Konjunktiv nicht im Weg wäre, ist Big Bill Broonzy.

Einer, wie ich meine, allerbesten Musiker, die es jemals gab und der ein zwar kaum in der breiten Masse bekanntes Material hinterließ (Lieder wie "C.C.Rider", "Key to the Highway" und "John Henry" mal ausgenommen) aber ein dafür umso beeindruckendes. Für Legionen von Musikern stand Broonzy Pate - sei es was seinen Gitarrenstil betrifft, sei es als genialer Liedermacher (genial: ein Begriff, der bei Broonzy tatsächlich angebracht ist). 1958 an Lungenkrebs gestorben prägte der 1893 in Scotts (Mississippi) geborene William Lee Conley Broonzy den Folk Blues wie kaum ein anderer. "Wenn ihr über mich schreibt, sagt nicht", sagte Broonzy in einem raren Interview, "ich sei ein Jazzmusiker gewesen. Sagt einfach, Big Bill war ein bekannter Bluessänger und -spieler, der zwischen 1925 und 1952 mehr als 260 Songs aufgenommen hat." Ein Bruchteil dessen kommt nun auf den zwei Einzelalben "Volume 1" und "Volume 2" aus der Serie "The Essential Blues Archive" zu Gehör. Getrennt nach "The Pre-War Years" in Volume 1 und Liedern aus den "Post-War Years" in Volume 2 wurden jeweils 20 Lieder ausgesucht. Broonzy gehört nicht zu jener Vielzahl an Blues-Musikern, die verarmt und vergessen starben, sondern bereits Zeit seines Lebens sowohl vor wie auch nach dem Zweiten Weltkrieg ein international anerkannter Musiker war. In den 1930er Jahren zählte er bereits zu den führenden Bluesmusikern, und spielte sogar in der Carnegie Hall. Nach dem Krieg kam er sogar nach Europa, spielte gemeinsam mit Mahalia Jackson, schrieb eine Autobiografie die erfolgreich verfilmt wurde und bei den Berliner Festwochen 1957 präsentiert wurde. Ja, und sogar ein Lokalbesitzer war er, nämlich in Chicago. Die Lieder auf diesen beiden Kompilationen stehen freilich längst für sich und haben heute noch allesamt Gültigkeit, für langjährige Blues-Fans sind die beiden CDs allerdings weniger interessant, weil sie vermutlich den Gros der 40 Lieder bereits auf anderen Broonzy-Alben haben, essenziell hingegen für Neueinsteiger, die immer schon den guten, alten Blues in all seiner Wahrheit und schöpferischen Kraft kennen lernen wollten. (Manfred Horak)

broonzy2Musik: @@@@@@
Klang: @@@
Label/Vertrieb: Blue Label/SPV (2007)