Die niederösterreichische Musikerin hat sich international längst einen hervorragenden Ruf als Toy Piano-Koryphäe gemacht und veröffentlichte mit "The joy of toy - New Music for Toy Piano" ihr Debütalbum, das mittlerweile mit dem Pasticciopreis von Radio Österreich 1 ausgezeichnet wurde. Ein Interview vom Klang des Spielzeugklaviers.
Isabel Ettenauer machte ihre erste Bekanntschaft mit dem Toy Piano im Alter von vier Jahren, zu Weihnachten. Einer kurzen Phase kindlicher Begeisterung folgte eine längere Phase der Trennung, Isabel Ettenauer begann ihre Ausbildung nämlich auf einem Grand Piano. Die Musik von John Cage begeisterte sie aber zusehends und sie erinnerte sich an das alte, kleine, orange Spielzeugpiano und auf genau diesem Bontempi spielte sie dann auch ihr erstes Konzert. Immer mehr vertiefte sie sich in die Literatur für Toy Piano und Stephen Montague schrieb erste Kompositionen für sie. Heute gibt es mehr als 30 Stücke für Toy Piano, die speziell für Isabel Ettenauer geschrieben wurden.
Kulturwoche.at: Was war der spezielle Reiz für dich mit dem Toy Piano zu spielen? Isabel Ettenauer: Als ich begann auf dem Toy Piano zu konzertieren, das war an einem Klavierabend im Jahr 1999, wollte ich bloß John Cages Suite for Toy Piano spielen. Doch dann machte ich mich auf die Suche nach besseren Instrumenten und war sehr bezaubert vom Klang und dem theatralischen Aspekt der kleinen Instrumente. Ich wusste, ich musste mehr damit machen, hatte aber nicht geplant, dass mich diese Arbeit schon bald total absorbieren würde. Im Moment fasziniert mich besonders das vielfältige Repertoire, das sich inzwischen aufgebaut hat. Ich habe den Eindruck, dass die Toy Pianos ganz spezielle Kräfte in den Komponisten freisetzen. Wie war dein Zugang, dein erstes Erleben, der Musik von John Cage? Die Begegnung mit der Musik von John Cage bedeutete eine Initialzündung in meinem musikalischen Leben. Nachher war nichts mehr wie zuvor. Die erste Begegnung fand 1993 während der 1. Wiener Tage der zeitgenössischen Klaviermusik an der Musikuniversität Wien statt. Diese waren zur Gänze John Cage gewidmet. Gibt es viele Werke für Toy Piano und wer sind die bekanntesten Komponisten? Das Toy Piano-Repertoire wächst ständig. Viele Komponisten schreiben und schrieben mir neue Werke. Der bekannteste Komponist ist sicher John Cage, der ja 1948 das erste Werk für Toy Piano schrieb. Von den lebenden Komponisten ist Henry Brant der mit 93 Jahren älteste. Er ist eine amerikanische Legende, meist gespielt von riesigen Orchestern, Big Bands, Chören, Gamelanorchestern usw. Ich traf ihn 1999 in Dartington, England und durfte in so einem riesigen Werk das Klavier spielen. Später schrieb er mir die Miniatur "Lebasi & Eirelav" für Toy Piano und Mandoline. Es ist für mich aber schwierig zu sagen, wer die bekanntesten Komponisten sind, da das auch oft von Land zu Land variiert. Wie viele Toy Pianos hast du bzw. spielst du? Ich besitze derzeit ca. 17 oder 18 Toy Pianos, doch die Sammlung wächst ständig. Irgendwann habe ich zu zählen aufgehört. Ich sollte wieder einmal eine Bestandsaufnahme machen. In Konzerten verwende ich zwischen drei und sechs oder sieben Toy Pianos, je nach Programm. Immer mehr Komponisten beschließen, für mehr als ein Toy Piano zu schreiben, so z.B. der finnische Komponist Tomi Räisänen, der mir ein Stück für zwei Toy Pianos, Tape und Stimme schrieb, das ich beim Ravello-Festival in Italien uraufgeführt habe. Gibt es speziell für dich angefertigte Toy Pianos oder spielst du sozusagen auf Kaufhauspianos? Meine Instrumente sind nicht speziell für mich angefertigt, doch Kaufhauspianos würde ich sie keinesfalls nennen. Es gibt einige wenige Firmen, die heutzutage hochwertige Spielzeuginstrumente bauen. Ich habe z.B. einige Instrumente aus den USA importiert. Viele andere habe ich auf Flohmärkten und bei Auktionen erstanden, so z.B. auch eine Antiquität aus den 1960er Jahren von einer Firma aus der ehemaligen DDR. Dieses Instrument hat einen wunderschönen Klang, der von Holzhämmerchen erzeugt wird. Wie reagiert das Publikum auf diese Musik? Größtenteils sehr enthusiastisch. Es ist natürlich so, dass der Klang der Toy Pianos etwas ganz besonderes ist. Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Manchmal kommt es schon vor, dass sich Leute etwas anderes vorgestellt haben, vielleicht poppigere Musik mit lauter Verstärkung oder so. Meine Musik ist letzten Endes doch sehr "klassisch". Wie bereitest du dich auf deine Auftritte vor? Ich stelle zuerst ein Programm zusammen, das für den Auftrittsort und den Kontext geeignet ist. Dann übe ich die Werke, die darin vorkommen, immer wieder kommen auch neue Werke dazu, die dann neu einstudiert werden müssen. Manchmal spiele ich Werke, die ich seit fünf Jahren im Repertoire habe - doch trotzdem entdecke ich immer wieder neue Aspekte darin. Wenn die Werke einmal einzeln geübt wurden, lege ich sie dann wieder zu einem gesamten Programm zusammen und mache sozusagen eine Choreographie. Da ich in den Konzerten oft zwischen verschiedenen Instrumenten wechsle, muss jede Bewegung im Raum gut studiert sein. Trotzdem bleibt natürlich Raum für Spontaneität. Ich moderiere meine Programme auch meist selbst, und das mache ich dann immer recht frei. Spielst du ausnahmslos solo? Ich spiele vorwiegend solo. Mit meinem Toy Piano-Projekt hatte ich neben Solo-Auftritten bis jetzt nur Zusammenarbeiten mit Theaterleuten, so z.B. mit dem französischen Jongleur Jérôme Thomas und dem Schweizer Mimen Markus Schmid, mit denen ich unter dem Namen PONG beim Avignon Festival aufgetreten bin. Im November 2006 werde ich erstmals mit einer zweiten Musikerin im Duo spielen, mit Goska Isphording am Spinett. Unser Toy Piano/Spinett-Experiment startet in London, und dafür haben wir vier britischen Komponisten neue Werke in Auftrag gegeben. (Das Interview führte Alfred Krondraf. Das Interview erschien in gekürzter Form im Printmagazin Concerto.) CD-Tipp: Link-Tipp: |
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