Interview mit Russkaja; Foto von Lukas Hüller

Die Hausband von Willkommen Österreich begeistert mit ihrer Melange aus russischer Musik, Ska, Polka und Rock. Ein Interview mit Russkaja Sänger Georgij Makazaria und Geigerin Mia Nova über das sechste Russkaja-Album.

Meiner Meinung nach sollten sich Künstler schon politisch äußern, laut werden und ihre Stimme erheben, um auf Probleme aufmerksam zu machen... (aus dem nachfolgenden Interview mit Russkaja)

Kulturwoche.at: Wie ist der Titel des neuen Russkaja-Albums "No One Is Illegal" gemeint?

Georgij Makazaria: Es ist einfach so, dass sich die politische Situation ja gerade verschärft, und das Thema "Kein Mensch ist illegal" liegt uns in der Band sehr am Herzen. Wir wollen dieses Thema aus der Politik rausholen und in den Bereich Menschlichkeit bringen. Wir würden uns wünschen, dass man niemand als illegal bezeichnet, auch unabhängig von der politischen Gesinnung! Der Song dazu, den wir auch als Single ausgekoppelt haben, erzählt von einem Einzelschicksal, wo es auch um dieses Problem geht.

Bist du der Meinung, dass sich ein Musiker überhaupt politisch äußern soll? Es gibt ja viele andere Musiker, die Aussagen zur aktuellen Politik eher vermeiden.

Georgij Makazaria: Ja! Meiner Meinung nach sollten sich Künstler schon politisch äußern, laut werden und ihre Stimme erheben, um auf Probleme aufmerksam zu machen. Natürlich sollte es keine Verpflichtung sein, das kann jeder Künstler für sich selbst entscheiden. Bei uns ist es aber so, dass wir als Russkaja immer wieder sozial- und gesellschaftskritische Lieder auf unseren Alben dabei haben.

Mia Nova: Ich denke es ist gut, wenn Künstler sich grundsätzlich zu Themen äußern bzw. Ihre Gedanken dazu sagen, aber es sollte nicht in die Parteipolitik hineingehen. Aber wenn es um Themen wie Menschlichkeit bzw. Solidarität mit sozialen Randgruppen geht, finde ich es wichtig, dass Künstler sich dazu äußern.

Mia Nova, wie bist du zu Russkaja dazugekommen?

Mia Nova: Ich habe klassische Geige studiert. Ich stamme aus Oberösterreich, so wie auch die zwei Bläser in der Band. Früher war ich in einer anderen Band in Wien, kannte aber die Kollegen, weil wir den gleichen Proberaum hatten. Rainer Guternigg, unser Trompeter, spielt ja auch sehr gut Bratsche, und ich kannte ihn auch von einem Jugendorchester, wo wir beide engagiert waren. Irgendwann ist dann die Stelle der Geigerin bei Russkaja frei geworden und am selben Abend habe ich eine Facebook-Nachricht bekommen mit der Frage: Was hast du mit deinem Leben so vor in den nächsten paar Jahren? (schmunzelt) So kam ich zur Band!

Mittlerweile ist Russkaja auch international sehr gefragt und ihr tretet auf großen Festivals auf. In welche fernen Länder haben euch eure Tourneen schon geführt?

Mia Nova: Zum Beispiel nach Transsylvanien in Rumänien (schmunzelt)! Dann sind wir auch schon in Russland aufgetreten, in der Türkei, Spanien, Ungarn, Italien, Holland, Belgien. Es wäre natürlich ein Traum auch einmal in den USA oder Japan aufzutreten. Auf der kommenden Tour sind wir neben vielen Auftritten in Österreich und Deutschland auch in Tschechien und erneut in Holland und Belgien unterwegs. Ganz toll wäre auch ein Aufritt in Mexiko, da haben wir ziemlich viele Fans! Das ist aber einfach organisatorisch schwierig zu realisieren. Aber in den sozialen Medien bekommen wir ständig Nachrichten von Fans aus Mexiko, da steht in jedem zweiten Posting: Please come to Mexico (schmunzelt)!

Wie und wann wurden Russkaja gegründet?

Georgij Makazaria: Das war im Jahr 2005, es war der 4. oder 5. Februar, glaube ich (schmunzelt). Da war gerade die Eröffnung vom Club Ost [mittlerweile heißt das Lokal Club Schwarzenberg; Anm.] Das ist für uns das offizielle Gründungsdatum, und da hat auch gleich das erste Konzert stattgefunden. Sicherlich gab es schon ab Beginn des Jahres 2005 Vorbereitungen, aber richtig gestartet ist alles mit dem Konzert im Club Ost!

Wie war das Konzert? Was hast du für Erinnerungen daran?

Georgij Makazaria: Es ist so gut gelaufen, dass der Veranstalter uns gleich gefragt hat, ob wir einmal monatlich bei Ihm auftreten können. Von da an ist der Erfolg stetig mehr geworden. Zuerst waren wir nur ein Geheimtipp, und dann auf einmal schon eine größere Nummer! 2008 kam dann die Anfrage vom ORF, ob wir bei "Willkommen Österreich" als Studioband mitspielen wollen. Das ist auch daraus resultiert, dass uns Grisseman & Sterman bei einem Konzert gesehen haben.

Was war dein erster Gedanke als dieses Angebot vom ORF reingekommen ist?

Georgij Makazaria: Ich dachte, dass wir da jetzt einmal für ein Jahr in der TV-Show mitmachen werden, dann wird wieder Ruhe sein (schmunzelt). Mittlerweile sind wir schon das 12. Jahr mit dabei und eigentlich, wie ich glaube, ein ziemlich unverzichtbarer Teil des ganzen Formats!

Gibt es Anekdoten vom Zusammenspiel von Russkaja mit berühmten "Willkommen Österreich"-Gästen wie z.B. Helge Schneider, Helene Fischer oder DJ Ötzi?

Georgij Makazaria: Natürlich ist es immer wieder lustig mit Gästen zu spielen, das ist einfach was ganz Besonderes. Sicher ganz speziell war der letzte Auftritt von Helene Fischer in der Show. Wir haben dafür Ihren Song "Adieu" ganz getreu der Original-Version als gemütliche Ballade vorbereitet. Als wir damit fertig waren, mussten wir länger auf Helene warten, da ihr Flug Verspätung hatte. Da haben wir aus Langweile angefangen ein bisschen herum zu blödeln, und das Lied als Rock-Song zu spielen. Als wir dann gerade den Refrain von "Adieu" in unserem Heavy-Style gesungen haben, kam Helene Fischer in den Raum, hatte auf einmal große Augen und sagte: "Geile Version, Jungs! Genauso spielen wir es nachher auch, okay?" (schmunzelt)

Wie ist eigentlich die für Russkaja stilprägende Idee entstanden, Musik aus Russland mit Rock, Ska und Polka-Elementen zu vermischen?

Georgij Makazaria: Es gab damals in einer Wiener Buchhandelskette eine Veranstaltung namens "Wochen der russischen Literatur" und dort habe ich zufällig das Buch von Wladimir Kaminer namens "Russendisko" gefunden! Da war auch eine CD dabei. Ich habe das Buch quasi verschlungen und auch die CD angehört und mir dabei gedacht: Hallelujah, das ist ja Musik zum Tanzen, ausgehend von der Musik aus Russland, die mir eh geläufig ist! Da müsst man auch in Wien was damit machen! So ist dann ziemlich schnell die Idee zu einem Musikprojekt entstanden! Mittlerweile haben wir Wladimir Kaminer schon persönlich kennengelernt und wir sind befreundet.

Bald geht die Tournee zu eurem neuen Album "No One Is Illegal" los. In Wien gibt es am 9.4.2019 im WUK eine große Show. Gibt es in Bezug auf die Tournee noch etwas was euch besonders wichtig ist?

Georgij Makazaria: Ich würde noch gerne darauf hinweisen, dass man zu unseren Konzerten auch mit dem "Kulturpass" kommen kann. Das ist ja schon seit einigen Jahren diese tolle Aktion wo Arbeitslose, Mindestsicherungsbezieher, Asylwerber etc. freien Eintritt zu diversen Kulturveranstaltungen in Wien bekommen.

Mia Nova: Infos dazu gibt es auf der Homepage von Hunger auf Kunst und Kultur. Wir von Russkaja finden, das ist eine tolle Sache, und wollen deshalb nochmal extra darauf hinweisen! //

Interview: Robert Fischer
Fotos: Lukas Hüller

Live-Tipp:
09.04. WUK, Großer Saal

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