Von Bezirk zu Bezirk, von Konzert zu Konzert. Jeden Tag wird eine neue Türe geöffnet, um etwas Neues zu erleben.
Am Weg zu Weihnachten kann viel passieren. Z.B. ist Vorsicht bei Glätte geboten, wenn man irgendwo in Wien (oder sonst wo, ist ja nicht nur hier so) auf dem klebrigen Asphalt picken bleibt, verursacht durch Weihnachtspunschrückstände. Startet man hernach den Versuch sich mit Vehemenz davon zu befreien, muss schon sehr viel Balancegefühl her, um einen Sturz auf dem spiegelglatten Beton zu vermeiden. Oder - man stelle sich vor - du bist in einem Kaufrausch im Kaufhaus und die Musikanlage ist defekt (oder ein hinterhältiger Mensch hat die Repeat-Taste gedrückt) und du hörst in einer Tour Last Christmas von Wham! - Ob man sich dann wieder auf den klebrigen Asphalt zurück wünscht?
Ein weiteres Szenario wäre natürlich auch, dass man vollkommen illuminiert sich in den Weihnachtslichtern der Großstadt verirrt und anstelle am 11.12. rechtzeitig im Simmeringer Concordia Schlössl zu sein, befindest du dich (noch immer) im Gasthaus Praschl im grenznahen Favoriten. Blöd, weil dann versäumst du ein Konzert im Rahmen vom Musikalischen Adventkalender, nämlich das Konzert von Tini Trampler & Playbackdolls. Macht nix, denkst du dir, am 12. ist ja auch noch ein Tag, also auf ins Gasthaus Alt Wien (in dem Fall also quasi von Gasthaus zu Gasthaus - das hat doch eh auch was urweihnachtliches) im 12. Hieb, um dem Wunderbassisten Jovan Torbica (Tschuschenkapelle, Skeros Müßig Gang) auf die Bassfinger zu schauen, der dort mit der aus Thessaloniki stammenden Musikerin Alexia Chrysomalli aufspielt. Meidling, gut und schön, aber wie geht es von dort in den 13. Bezirk? Dein Navi oder Google Maps weiß es, auch, wo genau das Hotel Restaurant Bergwirt Schönbrunn ist, denn dort spielt am 13.12. die Band Naschmarkt (nicht zu verwechseln mit dem nämlichen in Karlsplatz-Nähe). Naschmarkt bedeutet saftige Jodler, schmalzige Walzer, pfeffrige Polkas, picksüße Schlager, Feuriges vom Balkan, würzige Csardas und viele weitere Delikatessen. Wenn das Konzert aus ist, ist es dann auch nicht mehr weit zum 14.12., also gleich mal auf ins ferne Penzing in die in Wien weltbekannten Breitenseer Lichtspiele, um sich vor dem Trio Brot & Sterne (Franz Hautzinger / Trompete, Elektronik; Matthias Loibner / Hurdy Gurdy; Peter Rosmanith / Perkussion, Hang) zu verbeugen und vielleicht als Dank ein paar Vanillekipferln mitzubringen. Noch immer keine Geschenke? Von wegen! In Fünfhaus nämlich, also am 15.12., wird einem ein musikalisches Geschenk präsentiert, das dir sämtlichen Lamettakitsch und Glühweingerüche vergessen lässt, denn im Schutzhaus Zukunft spielen am besagten Tag Walther Soyka (Akkordeon) und Karl Stirner (Zither) auf, und - doppelt hält besser - darüber hinaus auch noch das Vokalensemble Glas mit polyphonen Frauen-Gesängen.
Ein Tipp: Verharrt nicht zu lange in der Zukunft, denn bereits am 16.12. muss der Weg nach Ottakring gefunden werden. Aber wienerische Weingeweihte wissen natürlich bestens Bescheid, wo das Weinhaus Sittl ist. Bitte aber nicht zu vergessen Frische Sockn anzuziehen, weil sich da ja das Quintett Puschkawü konzentrieren muss. Zu hören sein werden lauta leiwånde Liada, "charmant und goschert, ruhig und laut, gefühlvoll und intensiv". Wer jedoch aus ungeklärten Gründen länger als gedacht im Zukunfts-Schutzhaus in Fünfhaus verbringt, hat die Gelegenheit zur Schutzhaus-Wanderung. Am 17.12. nämlich, im Hernalser Schutzhaus am Heuberg, geben sich Klemens Lendl (Geige, Stimme) und David Müller (Gitarre, Stimme) die Ehre. Die Strottern also. Um nicht nur Schutzhaus-Flüssigkeiten zu sich zu nehmen, sollte sich vom Heuberg ins Konzertcafé Schmid Hansl schleunigst begeben, dort gibt es nämlich am 18.12. zur Abwechslung und Leberberuhigung Kaffee. Ach ja, und Live-Musik natürlich auch, nämlich von und mit Hanna Palme mit all ihrer brandheißer Coolness und übernaher Distanz, sowie das Max Holz Trio.
Das mit dem Kaffee ist auch nötig, denn bereits am 19.12. geht es in den Döblinger Buschenschank Hengl Haselbrunner. Der Musikalische Adventkalender öffnet sich dort für dreckige traditionelle Tanzmusik mit dem Ensemble Tanzhausgeiger. Von Döbling nach Brigittenau ist's vielleicht kein Katzensprung, aber machbar, wenn man einen Tag Zeit hat. Glaubt an euch, ihr schafft das. Im Vindobona wartet auf euch aktionistischer Freak- bis Anti-Folk von und mit Alicia Edelweiss (Stimme, Akkordeon, Ukulele), Lukas Lauermann (Cello) und Matthias Frey aka Sweet Sweet Moon (Violine). Ha, und schon ist der Winter da! Den Winteranfang feiert man natürlich im Floridsdorfer Strandgasthaus Birner mit den entzückenden Damen und foische Wiener(innen) Manuela Diem (Stimme, Perkussion) und Marie-Theres Stickler (Diatonische Harmonika, Schrammelharmonika, Stimme), sowie mit dem Trio Gebrüder der Herren Andreas Putz (Liedsänger), Roland Guggenbichler (Akkordeon) und Andreas Pieber (Kontrabass). Warm anziehen, wenn der Winter da ist!
Und nur weil der Winter da ist, und ihr möglicherweise noch immer keine Geschenke für eure Liebsten habt, braucht ihr nicht gleich in Panik verfallen, sondern vielmehr den Weg ins Café Falk in der Donaustadt finden, dort, am 22.12. findet das traditionelle Solo-Weihnachtskonzert von Der Nino aus Wien statt. Das ist doch eh ein Geschenk, oder nicht? Den Musikalischen Adventkalender beendet schließlich am 23.12. die aus San Francisco zurückgekehrte großartige Clara Blume im Liesinger Schutzhaus Rosenhügel. Diese Konzertreihe endet also rechtzeitig, um noch am 24.12. - so viel sei jetzt schon verraten, es wird ein Montag sein, oh glückliche Fügung! - den Rest fürs Weihnachtsfest (oder alles, je nachdem) zu besorgen. //
Text: Manfred Horak
Foto: Mario Lang
DETAILINFOS & KARTENRESERVIERUNG:
Der Musikalische Adventkalender
Tel. 0043 (0) 676 512 91 04
EIN PROJEKT VON:
Friedl Preisl (Kulturverein Narrendattel)