Bereits seit 1991 hat Wien sein eigenes Jazzfestival, mit all seinem künstlerisch kuratierten Auf und Ab in all den Jahren. In Erinnerung blieben bisher bemerkenswert geniale Konzertereignisse von Chick Corea, Keith Jarrett, James Carter, Melody Gardot, Joan Armatrading, Ry Cooder, Elvis Costello (um nur einige wenige zu nennen), aber auch Konzertankündigungen am anderen Ende der Skala, die heftiges Kopfschütteln verursachte. 2018 findet das Jazzfest Wien vom 15. Juni bis 10 Juli, wie immer an diversen Spielorten, statt. Die (ausschließliche) Österreich-Schiene ist im renommierten Jazzland zu hören, u.a. mit Thomas Gansch (4./5. Juli), Mojo Blues Band (9./10. Juli) und Harri Stojka Trio (11./12. Juli). Das große Trara hört man in der Jazzoper, pardon, Wiener Staatsoper in der ersten Juli-Woche, zeitlich parallel kommen die Jazz-Fans im Porgy&Bess auf ihre frei atmenden Improvisationskosten. Das erste Jazzfest Wien-Konzert begeht allerdings jemand, der zwar im Jazz keine Rolle spielt, dafür aber in der Country-Szene einen umso größeren Namen hat: Kris Kristofferson (“Me and Bobby McGee”). Der mittlerweile 81-jährige gastiert am 15.6. in der Wiener Stadthalle (Halle F).
Atemlos durchs American Songbook
Den Beginn in der Oper wiederum macht die niederländische Jazz-Pop-Sängerin Caro Emerald (1.7.), die mit ihrer Single "A Night Like This" und mit ihrem Album "Emerald Island" nach Wien kommt. Tags drauf gastiert mit Norbert Schneider eine heimische Szene-Größe in der Oper. Der sympathische Sänger und Gitarrist entwickelt exklusiv für dieses Konzert in der Staatsoper ein Programm für große Formation und illustren Guest-Stars, seine vergangenen 20 Bühnenjahre resümierend. Einer der ganz großen Sänger unserer Zeit gastiert am 3.7. in der Oper - Thomas Quasthoff. Diesmal wird sich der Ausnahmesänger atemlos durchs American Songbook singen, begleitet von Frank Chastenier und der Big Band des Orchesters der Vereinigten Bühnen Wien.
Great Melodies with Melody
Am Folgetag gibt es dann das Doppelkonzert mit dem österreichischen Crooner Louie Austen und der US-amerikanischen Stimmexpertin für tiefe Gefühle, der großartigen Melody Gardot, die seit etlichen Jahren nicht nur mit ihrem extraordinären Melodienreichtum, sondern auch mit ihren intensiven Konzerten für echte Aha-Erlebnisse sorgt. Den letzten Termin am 7.7. in der Staatsoper teilen sich die britische Sängerin Corinne Bailey Rae und die US-amerikanische Soulinstitution Bettye LaVette. Ganz nebenbei ist das auch ein Pflichttermin für Bob-Dylan-Anhänger, denn immerhin hat LaVette kürzlich ein ambitioniertes wie überzeugendes Album mit ihren Interpretationen von Dylan-Stücken vorgelegt (“Things Have Changed”). Das Jazzfest außerhalb der Oper findet in der ersten Juli-Woche, wie bereits erwähnt, im Porgy&Bess statt. An dieser Stelle hervorgehoben sei der Termin am 3.7. An diesem Abend stellt nämlich Klaus Nüchtern eine aus seiner Handsemmel Records-Familie rekrutierte Weltpremiere auf die Bühne des immer noch wunderschönen Jazzclubs im ersten Hieb. "The Mighty Roll" wird unter dem Motto "more than you can eat" featuring Max Nagl, Herwig Gradischnig, Leo Skorupa (reeds), Phil Yaeger (tb), Herbert Pirker (dr), Beate Wiesinger (b), Martin Siewert (g), Oskar Aichinger (p) und Clemens Wenger (keys) off Mainstream drei Jazzgenerationen "und die größte Handsemmel aller Zeiten auf die Bühne rollen", so Nüchtern. Zu guter Letzt zu erwähnen sind dann noch die weiteren Jazzfest-Locations Reigen, Summerstage, Rathausplatz, sowie das Wien Energie-Open Air am 30.6. in der Spittelau mit Afro Cuban All Stars, 5/8erl in Ehr‘n und Count Basic. //
Text: Manfred Horak
Fotos: MGMT, Eric Politzer
Festival-Tipp:
Jazzfest Wien
15. Juni bis 10 Juli 2018
Diverse Spielorte in Wien