Die Youngsters unter uns haben wieder guten Grund zum Jubeln, denn Neil Young Prairie Wind vom nunmehr 60-jährigen Musiker ist ein mehr als zufriedenstellendes Album im Geiste von "Harvest“ und "Harvest Moon“.
Neil Young Prairie Wind
Typische Neil Young-Melodien im typisch Youngschen Schongang gibt es hier in Hülle und Fülle, die ja immer dann vorherrschen, wenn er sich in die Weiten der Prärie begibt, immer dem Sonnenuntergang entgegen. Nichts Neues also gemäß dem Zuruf „They all sound the same“ aus dem Publikum auf dem 1997er Live-Album „Year of the Horse“, worauf Neil Young lapidar antwortete „It’s all one song!“? Jein, wie ein Politiker sagen würde. Natürlich ist der Wiedererkennungseffekt von „Harvest“ z.B. vorhanden, „neu“ jedoch ist die Hinwendung zu Gott in Form von gospeligen Countrysongs und Inhalten wie „Tick Tock/The Clock on the Wall/No Wonder we’re losin’ Time/Ring Ring/The old Church Bell/The Bride and her Love/Seeking Guidance from above“. Nun ja, dieser Song – „No Wonder“ mit Namen – besticht in erster Linie mit Kitsch und heiligen Chören, da trieft bereits so viel Schmalz runter, dass es bereits wieder genial ist.
Hervorragend, wenn auch im profanen Kontext zu betrachten, ist der Song „This old guitar“ als einzige Liebeserklärung: „The more I play it, the better it sounds“. Mehr als hörenswert sind auch die zwei letzten Lieder des Albums, „He was the King“ und „When God made me“. Beides wiederum Hommagen an „Götter“, das eine an Elvis Presley, den Neil Young in einer Strophe das letzte Mal sah, als Elvis Gospel-Songs sang und in einer weiteren Strophe sah Neil Young den King „Shootin at a Color TV“. Ein witziger Counry-Rocker, den man sich merken sollte. In „When God made me“ begibt sich Young hingegen, wie der Titel bereits ahnen lässt, wieder auf Gottsuche, rutscht in die ländliche chorbeladene Gospelidylle – und gewinnt, auch wenn er damit nicht an Dylans „Every Grain of Sand“ oder „I believe in you“ herankommt. Ein feines Album mit Langzeitcharakter. (Manfred Horak)
CD-Tipp:
Neil Young Prairie Wind
Musik: @@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Reprise/Warner (2005)