Dass es das Richtige im Falschen gibt, wurde schon oft bezweifelt. Dass Martin Spengler und seine famose Band die foischn Wiener richtig gute, sozusagen richtige Musik, machen, steht außer Zweifel. Warum das vorliegende Album "Ummi zu dia" ein Blauwal ziert? Vielleicht weil er ein großes Herz hat. Genau gesagt, so groß wie ein bestimmtes Auto, wie im Titellied erzählt wird. Allein um dies zu erfahren, sollte das Album unbedingt gehört werden.

In poetischen, oft auch melancholischen Wiener - Welt - Liedern werden aktuelle Themen wie z.B. Hasspostings und zeitlose wie die Liebe und (leider ebenso zeitlos) der Krieg verhandelt und so anrührend in Musik gefasst, dass es eine helle Freude ist. "Zaunbiaschtl" plädiert für "weniger Sorgen, mehr Leben" und meint, alles leiwand, wenn es nur die Liebe gibt. Der Rest regelt sich von selbst, oder, wie es Martin Spengler zu formulieren versteht: "Mach da kan Kopf wegn üwamoagn." Große Kunst auch das Lied "Odraht" - ein herrliches Wortspiel -  indem Spengler Hetze im Internet und die Kriegstreiberei kritisiert und treffsicher analysiert: "I waas, der Mensch, der warad guad. Owa de Leit, de san Bruat." Gegen die "odrahten Leit" hilft nur "odrahn".

Dezidierte Liebeslieder auf "Ummi zu dia" kommen ganz ohne Kitsch und Verklärung aus, sind aber genau daher unmittelbar und gehen gleich an ihren vorgesehenen Platz: Ins Herz. Wie z.B. im großartigen Lied "Ohne di", von dem es sogar ein Video gibt.

Weu ohne di bin i a Meid - ohne ling
Und a Otta - ohne kring
Ohne di bin i a Simmer - ohne ring
Und a Hiet - ohne zing


Die Band um Martin Spengler (Text, Musik, Stimme, Akustik- und E-Gitarre), Manuela Diem (Stimme, Perkussion), Marie Theres Stickler (Knopfharmonika, Stimme) und Manuel Brunner (Kontrabass) schafft es mit Leichtigkeit Anklänge an das Wiener Lied in neue Kleider zu packen und frischen Frühlingswind in die großen Bogenfenster wehen zu lassen. Den Blauwal - die feine Illustration stammt von Helmut Pokornig - freut es sicher auch.

Erwähnenswert ist auch, dass der Humor sofort auffällt. "Dreier" behandelt die schwierige Beziehung zwischen "Es, Ich und Über-Ich" auf äußerst amüsante Weise. Die Absurditäten des Lebens schlagen beim Hören in "Heaz und Huat" entgegen. Da heißt es: "Trotz sonniger Loge is de Loge ziemlich trist. / Obwoi ma eh olle zuvü fressn, hom ma nua a kurze Frist. / A jeda hot a Navi, owa kana hot an Plan. / Und a jeda foat weit fuart, owa kana kummt wo an."

Der gekonnte und gewitzte Umgang mit Worten ist eine Wohltat. Lieber ruhig dieses Album genießen als "Atemlos durch die Nacht" schießen. Ein rundum gelungenes Werk wunderbarer musikalisch-textlicher Wunderwerke, das auf CD und Digital erhältlich ist. Ab Mai 2017 erscheint dankenswerterweise auch eine Vinyl-Ausgabe. Für Vinyl-Freunde quasi Pflicht, nicht nur in musikalischer Hinsicht und der klanglichen Aspekte wegen, sondern auch angesichts des beeindruckenden Cover Art Design. //

Text: Nadia Baha
Foto: Philip Kerber

Martin Spengler & die foischn Wiener: Ummi zu dia

Musik: @@@@@

Klang: @@@@

Label/Vertrieb: Foische Wiener Records / Hoanzl (2017)