Am Scheideweg zwischen 20. und 21. Jahrhundert erschien das retrospektiv-futuristische Country-Soul-Spektakel "Nixon" von Lambchop. Das 15-Jahr-Jubiläum des Albums wird von der Band rund um Mastermind Kurt Wagner im Rahmen einer ausgiebigen Tournee gebührend gefeiert.
Auf dem angehefteten Sticker zum Album wurde "Nixon" als a new kind of soul, a new kind of country erklärend angepriesen. Und tatsächlich veröffentlichte Lambchop mit "Nixon" ein in "sagenhaft bombastisch eingehüllte Breitwandklangorgien verzärteltes, verrückt spinnendes Album für ein aufgewecktes Publikum, das bereit ist, mit Kurt Wagner und seiner (auch personell) großen Band ellenlange Fahrten durch farbenprächtige Soundlandschaften mit Soul-Pastiche zu unternehmen." [So, gekürzt, meine Würdigung anno 2000; Anm.]. Eine Band zudem, die tatsächlich wie kaum eine andere Band die Musikgegenwart widerspiegelt(e), ganz einfach deshalb, weil Lambchop bis dahin ein Kollektiv an Musikern mit 'normalen Brotjobs' war und erst der kommerzielle Erfolg von "Nixon" änderte diese Situation.
Im Laufe der 15 Jahre seit Erstveröffentlichung wurde das Album (nicht nur) von Fachmedien fast unisono zum Meilenstein erklärt, auch von jenen, die in ihren zeitnah zur Album-Veröffentlichung geschriebenen Rezensionen alles andere als euphorisch waren. Nicht selten las man von fehlenden Ecken und Kanten bzw. von Texten, die schnell herunter geschrieben scheinen. Aber es gab freilich auch positive Kritiken, da hieß es dann, es sei Balsam für die Seele, oder "diese Platte ist einfach nur Kitsch, und wunderschön", oder "Nixon" wurde als "der absurdeste Kitsch seit Curtis Mayfield und der plüschigste Pedal-Steel-Sound seit Garth Brooks' Balladen" beschrieben, aber auch: "Vergesst alle Vorurteile, die ihr eventuell mit Country ansonsten in Verbindung bringt, LAMBCHOP sind anders und waren bereits seit ihrer ersten Platte anders, insofern kann man den zukünftigen Geniestreichen von Kurt Wagner nur mehr als freudig entgegensehen." Die geneigten Lambchop-Fans wissen natürlich was danach kam, dabei wurde "Nixon" als Messlatte für im Grunde sämtliche Nachfolgealben von Lambchop herangezogen. Wie auch immer: Wer das Album bis heute nicht kennt, hat eindeutig ein Meisterwerk verpasst, und wer Lambchop noch nie live gesehen hat, sei unbedingt empfohlen, dies schleunigst nachzuholen, die nächste Gelegenheit in Wien gibt es am 6.2.2015 im WUK. //
Vinyl-Tipp:
Lambchop - Nixon
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@@
Label/Vertrieb: City Slang (2000)
Text: Manfred Horak
Foto: Lambchop