"Dort wo ich herkomme, hast du nur zwei Möglichkeiten: entweder du versuchst, etwas aus deinem Leben zu machen, oder du schnüffelst Klebstoff", erklärte einmal Der Nino aus Wien, also machte er etwas aus seinem Leben, veröffentlichte 2008 "The Ocelot Show", ein halbes Jahr später "Down in Albern" und 2011 "Schwunder", sein erstes No 1 Album. Robert Fischer traf Nino aus Wien, um über das vierte Album, "Bulbureal", zu sprechen.
Kulturwoche.at: Die neue CD "Bulbureal" habt ihr in Skopje in Mazedonien aufgenommen. Wie kam es dazu? Der Nino aus Wien: Ich war vor einiger Zeit in Mazedonien auf Urlaub, das hat mir sehr gut gefallen. Als ich dann nach Wien zurückgekommen bin, war das ungefähr die Zeit, als das letzte Album "Schwunder" erschienen ist. Danach habe ich einige Monate gar nichts geschrieben. Ende letzten Jahres ist mir dann eingefallen, dass ich langsam damit beginnen sollte, Lieder für das nächste Album zu schreiben. Dann habe ich zu Silvester ein Lied geschrieben. Dann habe ich wieder eine Pause gemacht. Welches Lied war das? Das erste auf dem neuen Album, "Aber die Bar ist nicht so arg". Da ist ja vorher noch so ein Klavier-Intro, das gehört aber schon zum ersten Lied dazu. Wie ging es dann weiter? Im Februar 2012 war ich mit meiner Band auf einer kurzen Tour im Westen, u.a. in Feldkirch und der Schweiz. Nach der Rückkehr von dieser Tour dachte ich mir, das es ja eigentlich lustig ist, mit der Gruppe unterwegs zu sein und ob es nicht eine gute Idee sein könnte, das neue Album im Ausland aufzunehmen? Dann fiel mir Skopje wieder ein und ich habe per Google nach einem Aufnahmestudio dort gesucht. Der erste Treffer war dann auch gleich das Studio Enterprise, wo wir das neue Album dann letztendlich aufgenommen haben. Erst als der Aufnahmetermin dann fix vereinbart war, habe ich angefangen, innerhalb von zwei Wochen die restlichen Lieder zu schreiben, das war so im Februar oder März. Ende April/Anfang Mai habe ich dann meine Ideen an die übrigen Bandmitglieder verschickt, wir hatten aber nicht wirklich Zeit, daran zu arbeiten, weil wir da viel live gespielt haben. Die neuen Nummern richtig zu proben haben wir dann erst 2 bis 3 Wochen vor dem Aufnahmetermin begonnen. Dann sind wir nach Skopje geflogen, haben uns der Fremde hingegeben und mit dem mazedonischen Produzenten Valentino Skenderovski die neuen Lieder in nur einer Woche aufgenommen. Wie hat sich der Produzent in die Studioarbeit eingebracht? Wir hatten die Lieder schon gut eingeprobt, aber Valentino hat soundtechnisch viele gute Ideen eingebracht. Das waren Sachen, die wir so teilweise noch nie hatten, wie z.B. der Klang vom Schlagzeug, meiner Gitarre oder auch meiner Stimme. Meine Stimme klingt auf dem neuen Album viel natürlicher, nicht so trocken. Das hat mich gefreut, ich mag seine Soundästhetik und sein Soundgefühl. Vom Sound her kam schon viel von ihm. Sonst haben wir als Band halt einfach so gespielt, wie wir spielen und z.B. die Reihenfolge der Lieder auf dem Album habe ich gemacht, das habe ich auch schon lange vorher gewusst, wie das sein wird. Was hattest du für ein Ziel mit dem neuen Album? "Bulbureal" ist ja im Vergleich zu "Schwunder" eher ein bisschen experimentell. Na ja, ich hatte schon so eine Vorahnung dass das Album anders klingen würde als "Schwunder". Auch weil ich mir vorab schon ein paar Sachen angehört habe, die Valentino Skenderovski früher produziert hat. Auch die Lieder sind anders als beim Vorgänger. Sie sind eher kürzer und mehr aus einem Impuls heraus geschrieben, als lang und bedächtig oder sehr ausgefeilt. Man könnte sagen, es sind 12 Sequenzen, die ich dann zu einer Art Gesamtlied verbunden habe. Deswegen sollte man "Bulbureal" am besten auch in einem Zug als Gesamtes durchhören. Die Lieder von "Schwunder" habe ich z.B. im Zeitraum von einem Jahr geschrieben, also ein langer Schreib- und Aufnahmeprozess, das war schon fast anstrengend, beim neuen Album ist das alles viel schneller gegangen. Das Album in einer Woche aufzunehmen war zwar auch sehr anstrengend, aber es war klar, dass der Prozess dann nach diesen sieben Tagen abgeschlossen ist. Du hast in einem früheren Interview mal erzählt, dass deine Lieder im Original immer viel länger sind, und du im Studio immer viel kürzen musst. War das mit den Liedern von "Bulbureal" auch so? Ja, teilweise schon. Z.B. das letzte Lied, das Titelstück, war ein ganz klassisches langes Lied von mir, mit Strophen und so, und immer wieder mit diesem Teil, der jetzt nur noch einmal vorkommt: "Jetzt steht die Sonne am Balkan so hoch...". Dieser Teil kam immer wieder, in anderen Variationen, aber ich habe es dann nur einmal gelassen und den "da da da"-Teil noch dazu geschrieben, den Rest habe ich gelöscht. Ich lösche viel. Aber die Songs waren diesmal von Haus aus nicht gar so lang wie bei früheren Alben. "Du hast ja recht" ist eines der wenigen Lieder, die ich bei Tageslicht geschrieben habe, sonst schreibe ich meistens am Abend bzw. in der Nacht. Beim letzten Lied singt auch die ganze Band, so auch Schlagzeuger David Wukitsevits, mit. Wie kam es dazu? Ich habe David schon vorab per SMS einmal gefragt, ob er am neuen Album etwas sprechen oder singen will, und als er ja gesagt hat, habe ich diesen Teil speziell für David geschrieben. Und ich glaube, es passt ganz gut. Wie ist eigentlich deine tolle Band zusammengekommen? PauT alias Paul Schreier und Raphael Sas haben vor kurzem auch eigene Solo-Alben veröffentlicht... Eigentlich gecastet durch unseren Labelchef von Problembär, Stefan Redelsteiner. Zuerst hat Stefan mich kennengelernt, und sich gedacht, der braucht eine Band! Ich kannte nicht viele Musiker und hatte auch wenig Vorgeschichte mit Bands. David ist schon am längsten dabei, und es waren dann auch noch einige andere lustige Leute dabei, die alle aus verschiedenen Gründen wieder aufgehört haben. Im Frühjahr 2009 kam dann die jetzige Besetzung zustande. Raphael [Sas; Anm.] war bei mob, diese Band war auch auf Problembär, er hat einmal bei uns mitgespielt und es hat gepasst. PauT habe ich beim Protestsong-Songcontest kennen gelernt. Er schrieb mir nachher über MySpace: Falls du mal einen Bassisten brauchst, melde dich. Dann kam er zur Probe, und ab dem Zeitpunkt war die Band komplett. Unser Debüt-Konzert hat im Shelter stattgefunden, und ab dem Zeitpunkt wurde es eigentlich immer netter (schmunzelt). Was hat der Albumtitel "Bulbureal" für eine Bedeutung? Es ist so, dass, wenn ich zuhause etwas schreibe oder aufnehme, dann immer mit komischen Wörtern als Datei-Name abspeichere. "Bulbureal" war aus irgend einem Grund der Arbeitstitel vom Album und das blieb auch einfach so. Was sind deine Zukunftspläne? Am 11. Dezember 2012 ist das Hörbuch "Fräulein Gustl oder Ich muss auf die Uhr schau'n" erschienen, dazu gibt’s auch eine kurze Tour. Bei der Aufnahme waren noch Natalie Ofenböck, Stefan Sterzinger, Lukas Lauermann und Raphael dabei. Das war eine Idee vom Sterzinger. Er hat gesagt: "Machen wir was Passendes zum Schnitzler-Jahr". Zuerst konnte ich mit der Idee nicht viel anfangen, aber es hat sich dann gut ergeben. Wir haben die inneren Monologe aus den Büchern "Fräulein Else" und "Leutnant Gustl" zu Dialogen geformt, mit Sätzen, die wir interessant finden, und das wurde dann tatsächlich zu einem hörbaren Stück, das wir live spielen und das man auch auf CD anhören kann. Oder die Texte mitlesen, bei der CD ist auch ein Buch dabei. Ich finde es sehr angenehm zum Einschlafen, aber auch zum Aufwachen. Ich würde auch gerne mal ein Hörspiel mit eigenen Texten machen bzw. würde ich da gerne mit der Natalie zusammen arbeiten, weil wir sehr schön zusammen schreiben. Und das ist ja nicht selbstverständlich. Mit jemand anderen zu schreiben kann auch sehr schwierig sein, meiner Erfahrung nach. Krixi, Kraxi und die Kroxn-Album werden wir auch wieder eines machen. Ich selbst würde gerne noch ein Album im Dialekt machen. Um heraus zu finden, wie das klingt. Ich habe gestern zwei neue Lieder geschrieben - zufällig oder mehr so aus Langeweile. Ich weiß nicht, ob das schnell was wird - ich lasse mir mal Zeit. CD-Tipp: Link-Tipps: |
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