Es ist nicht alltäglich, wenn eine Folkrock-Band, die normalerweise im Beisl ums Eck auftritt, es in der ORF Show Die Große Chance überraschend bis ins Finale schafft. Beim Interview präsentiert sich SolidTube im Gegensatz zu manch anderen medial vorschnell gehypten Eintagsfliegen als gewachsene Band, bei der Lust und Spaß an der Musik eindeutig im Vordergrund steht, und die trotz Erfolg mit beiden Beinen fest am Boden bleibt.
Als Belohnung für den Finaleinzug steht das Trio SolidTube (Mandana Nikou, Michi Pobisch und Gerry Krautinger) jetzt im medialen Rampenlicht und darf sich über die Wiederveröffentlichung der Debüt-CD "The Running Time" beim Major Label Sony Music freuen.
Kulturwoche.at: Ihr seid bei der "Großen Chance" am Ende ins Finale gekommen. Wie kam es zu eurer Teilnahme und welche Erfahrungen nehmt ihr von dieser TV-Show mit?
Mandana Nikou: Das Ganze hat damit angefangen dass uns Michi quasi per Jux bei der "Großen Chance" angemeldet hat, so im Sinne von Probieren wir es mal und außerdem ist Fernsehen natürlich ein Medium, mit dem du viele Leute erreichen kannst. Als wir dann ins Halbfinale weiter gekommen sind, waren wir natürlich sehr überrascht. Wir dachten uns: Öha, was machen wir jetzt (schmunzelt)? Zum Glück haben wir eine große Auswahl an Liedern, die wir live performen können, weil wir ja bei unseren Gigs immer eine Mischung aus Covers und eigenem Material spielen.
Gerry Krautinger: Die Teilnehme am Halbfinale war dann schon sehr aufregend! Einfach der Umstand bei einer Live TV-Show dabei zu sein und zu sehen, wie sie entsteht bzw. welcher Aufwand dahinter steckt. Das kann man sich als Laie überhaupt nicht vorstellen! Die ganzen Proben, die Technik, die Bühne, das Licht - einfach gewaltig!
Wie ging es dann weiter?
Mandana: Die nächste Überraschung war, als wir auch das Halbfinale überstanden haben und plötzlich im Finale standen. Da haben wir uns gedacht, dass es nach zwei Covers jetzt einmal Zeit für einen eigenen Song ist! Und wir haben nach der Show auch ein super Feedback gekriegt! Das Ganze war eine tolle Erfahrung!
Michi Pobisch: Es war auf jeden Fall eine spannende Zeit, sehr lehrreich und interessant. Wir haben zusätzlich auch schon, beginnend von den ersten Castings weg, einige tolle Kollegen und Kolleginnen kennengelernt, mit denen wir heute noch in Kontakt sind. Ich bin froh, dass wir bei der Show dabei waren.
Euer Album "The Running Time" hat ja eine besondere Entstehungsgeschichte...
Mandana: "The Running Time" entstand schon 2008 und wurde von Fans über die Webseite Sellaband finanziert. Die werden dort "Believers" genannt, das sind also sozusagen die Aktionäre, die Geld spenden und wenn dann genug zusammen ist, kann ein Album finanziert werden. Wir haben das geschafft und das war eine super Zeit, ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Wir waren insgesamt die 13. Band von "Sellaband", die es geschafft hat, das nötige Geld zusammenzutragen und die erste Band aus Österreich!
Michi: Danach hatten wir aber eher einen kleinen Leerlauf. Nach der Fertigstellung des Albums wussten wir eigentlich nicht so richtig, was wir mit dem fertigen Produkt machen sollten. Wir fanden kein Management, das sich um die Sache gekümmert hätte, es gab noch keine Social Media-Sachen wie Facebook, um das Album zu promoten. Deswegen ist die Sache dann etwas eingeschlafen. Darum sind wir froh, das Album noch einmal in einem größeren Rahmen zu veröffentlichen und zu präsentieren.
Wurden die Original-Aufnahmen von "The Running Time" für den neuen Release nochmals bearbeitet?
Mandana: Nein, das Album hat ein neues Äußeres bekommen...
Michi: ...aber die Aufnahmen an sich wurden nicht verändert.
Mandana: Eine nette Geschichte ist, dass auf einer Nummer des Albums einige unserer "Believer" im Chor mitgesungen haben.
Michi: Das ist auf der vorletzten Nummer "Sunny Days". Das war damals bei den Aufnahmen schon witzig: 20 Leute haben sich da in dem kleinen Ton-Studio im 16. Bezirk zusammengepfercht, und es waren sogar auch ein paar Kinder dabei, wie z.B. Mandanas Nichte.
Die Single vom Album ist "Farewell". Wer von euch hat dieses Lied geschrieben?
Mandana: Das stammt von mir. Es geht in dem Lied darum, dass einem in jedem Lebensabschnitt Freunde begleiten, die manchmal auch wieder gehen. Dafür kommen später dann wieder andere Leute in dein Leben. Ich denke mir, diese Erfahrung hat jeder schon einmal gemacht.
Gegründet wurde SolidTube durch Michi und Mandana, ist das richtig?
Michi: Wir können uns alle nicht mehr ganz genau daran erinnern. Was ich noch weiß ist, dass ich im Innenstadt-Lokal "Casablanca" aufgetreten bin, das muss so ca. 2003 gewesen sein. Dann kam Mandana zur Bühne und fragte mich, ob sie was mitsingen kann. Ich sagte, ja kein Problem und habe mich sofort musikalisch in die Frau verliebt. Habe sie dann gefragt, ob sie an einer musikalischen Zusammenarbeit interessiert wäre und gottseidank hat sie "Ja" gesagt (schmunzelt)! Kurze Zeit später kam dann Gerry dazu.
Mandana: (Zu Michi) Zu Beginn war das ja eher noch so ein Probelauf. Da waren wir noch gar keine Band. Da hast du ja noch nicht einmal meine Telefonnummer gehabt (schmunzelt)!
Michi: Ja, aber kurze Zeit später schon (schmunzelt)!
Mandana: Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, der erste Song, den wir gemeinsam gespielt haben, war "Knockin' On Heavens Door"!
Wie ist der Band-Name entstanden?
Michi: Ganz einfach. Ich finde Mandanas Stimme so toll, weil sie einerseits wie so eine richtige Rock-Röhre singen kann, aber auch wunderbar Balladen interpretiert. Also sozusagen eine solide Röhre, ist gleich "Solid Tube" (schmunzelt)! Heute würden wir uns wahrscheinlich ganz anders nennen, aber das ist damals so entstanden und so geblieben.
Welche Erwartungen bzw. Wünsche gibt es jetzt bezüglich eurer musikalischen Zukunft?
Mandana: Da habe ich klare Vorstellungen: Es wäre toll, wenn wir nächstes Jahr einmal in den Bundesländern auftreten könnten. Ich stelle es mir schön vor, einmal so richtig auf Tour zu gehen. Natürlich würde ich auch gerne ein neues Album aufnehmen, weil wir uns seit "The Running Time" als Band weiterentwickelt haben.
Gerry: Meine Wünsche sind ganz ähnlich. Eine kleine Österreich-Tour machen, und z.B. einmal in Linz im Posthof, in der Cselley-Mühle in Oslip oder in der Postgarage in Graz spielen. Auch ein Abstecher in die Schweiz wäre nicht schlecht. Durch die "Große Chance" gibt es schon viele Anfragen von Menschen aus den Bundesländern, die uns hören wollen und deswegen wollen wir dort auch überall auftreten.
Mandana: Ein großer Wunsch war es natürlich auch, einmal im Radio gespielt zu werden, aber das hat sich mittlerweile schon erfüllt (schmunzelt)! Als wir an einem Freitag Ende November in den "Austrian Top 40" auf Platz 30 waren, sind wir alle gemeinsam vor dem Radio gesessen, haben den Countdown mitgezählt... Platz 39, Platz 35, Platz 31... und als dann unser Song in Ö3 gelaufen ist, war das ein voll schöner Moment!
Michi, du bist von euch drei der mit der größten musikalischen Erfahrung, hast da schon einige Hochs und Tiefs erlebt. Jetzt bist sehr erfolgreich - wie würdest du dein Erfolgsgeheimnis beschreiben?
Michi: Gib nie auf! Und habe Spaß an der Musik! Wir hatten jetzt natürlich auch ein wenig Glück durch die "Große Chance" an eine größere Öffentlichkeit zu kommen. Unsere Gigs als "Beislband" in kleinen Lokalen, wo wir früher vor 20 bis 30 Leuten gespielt haben, sind jetzt jedes Mal rappelvoll. Aber prinzipiell würde ich jedem Nachwuchsmusiker raten: Spiele das, was du spielst und gib nicht auf!
Interview: Robert Fischer
Fotos: Simone Domnanovich, Kawus Nikou
CD-Tipp:
SolidTube: The Running Time
Label/Vertrieb: (Sony Music, 2012)
Link-Tipp:
SolidTube
Live-Tipp:
SolidTube Support: Uptown Monotones
Szene Wien, 13.02.2013 (Beginn: 20 Uhr)