Der 24-jährige Conor Oberst, Mastermind von Bright Eyes, veröffentlicht zeitgleich zwei CDs - ein stark Country-inspiriertes, akustisches, mit u. a. Emmylou Harris und ein Band orientiertes, elektronisch verziertes, mit u. a. Nick Zinner. Zwei herausragende, poetische, Alben mit Kanten und überschäumender Kreativität.
Hinter dem Bandnamen "Bright Eyes" steckt der 24-jährige Conor
Oberst, der mit diesem Doppelpack zwei in jeder Hinsicht
außergewöhnliche Alben vorlegt. Er folgt also jenen nach, die es
ebenfalls bereits mit zwei gleichzeitigen Album-Veröffentlichungen
versuchten, sei es Bruce Springsteen und Guns'n'Roses vor gut zwanzig
Jahren oder in jüngerer Vergangenheit Tom Waits und Lambchop. Ist das Album "I'm Wide Awake, It's Morning" ein klassisches Songwriter-Album, das meistens mit akustischer Gitarre und Gesang auskommt, so ist "Digital Ash In A Digital Urn" der (gelungene) Versuch mit elektronischen Verzierungen zu punkten. Was beiden Alben zu eigen ist, sind die einzigartigen, auf ihre Art und Weise sperrigen Melodien, die sich wundersam entfalten, auf "I'm Wide Awake..." schneller denn auf "Digital Ash" (was aber einzig und allein mit dem Arrangement zu tun hat). Schicksalshafte Lieder, untrennbar verflochten mit den ewigen Themen Liebe, Tod und dem Aufspüren von exemplarischen Auseinandersetzungen mit der Gesellschaft mit Details zum Teufel und Anleitungen zum Reisen. Weitere Themen: Licht, Symmetrie. Bright Eyes ist unberechenbar, wild, stürmisch, leidenschaftlich, bringt die Widersprüche unserer Zeitepoche in eine bilderbogenhafte Sprache. Nach Veröffentlichung seines Vorgängeralbums "Lifted or The Story is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground" (Clearspot/Ixthuluh, 2002) wurde Conor Oberst mit Bob Dylan verglichen und ich kann mir gut vorstellen, dass es sich aufgrund dieser zwei Veröffentlichungen nicht anders verhalten wird - im Gegenteil! - denn schließlich sind einige ja noch eifrig auf der Suche nach dem definitiven Bob Dylan-Nachfolger. Dass Conor Oberst in diese Nähe gerückt wird, ist auch deshalb klar, weil auf "I'm Wide Awake..." bei drei Songs niemand Geringerer als die Grande Dame der Country-Musik, Emmylou Harris, für die Harmony Vocals zuständig ist, deren Naheverhältnis zu Bob Dylan (und übrigens auch zu Elvis Costello, dessen aktuelles Album "Delivery Man" - mit ihr als Gastsängerin - ähnlich stark ist wie "I'm Wide Awake...") ja beileibe kein Geheimnis ist. Mir persönlich gefällt "I'm Wide Awake..." besser, was nicht nur den folkigen Arrangements und dem klaren Bekenntnis zu Akustikmusik zuzuschreiben ist, sondern auch den zugrundeliegenden stärkeren Songs die darauf enthalten sind. Songs wie "At the bottom of everything", "Old Soul Song", "Another Travelin' Song", "Poison Oak" oder "Road to Joy" sind definitive Meisterwerke, die heuer eine hohe Latte für Songwriter legen. Auf "Digital Ash...", das mit Alltagsgeräuschen als Soundcollage beginnt, fehlen diese Giganten, obwohl mit "Take it easy (Love Nothing)" und "Hit the switch" durchaus zwei Songs vertreten sind, die den vorhin genannten um nichts nachstehen. Bright Eyes zelebriert mit den zwei Alben ein Spiel mit unterschiedlichen Masken, ohne leerlaufende Rituale, mit Experimentiergeist. Überwältigend! (Manfred Horak) CD-Tipps: Bright Eyes - I'm Wide Awake, It's Morning {sus_amazon id=B00069W4J0&pid=kulturwoche-21} Musik: @@@@@@ Klang: @@@@ Bright Eyes - Digital Ash In A Digital Urn {sus_amazon id=B00069W4K4&pid=kulturwoche-21} Musik: @@@@@ Klang: @@@@ Label/Vertrieb (beide): Saddle Creek/Ixthuluh (2005) |
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