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sotvr-altziebler-2011Im Herbst 2011 veröffentlichte Son Of The Velvet Rat aka Georg Altziebler die großartige CD "Red Chamber Music", zudem erschienen vom steirischen Singer/Songwriter erstmals die gesammelten Song-Texte in einem Buch mit Zeichnungen von Gilbert Bretterbauer. Nach dem Konzert in der Szene Wien am 11.11. nahm sich Georg Altziebler Zeit mit Robert Fischer über die Hintergründe und die Entstehung des neuen Albums zu sprechen.


Kulturwoche.at: Wo habt Ihr die neue CD "Red Chamber Music" aufgenommen?

Georg Altziebler: Ich habe mit den Aufnahmen in Graz begonnen, dann bin ich mit der Festplatte nach Nashville geflogen, dann nach Los Angeles und dann nach New York. Und dann bin ich wieder zurück nach Graz und dort habe ich das Album dann fertiggestellt.

Was hat es mit dem Titel der neuen CD auf sich?

Ich habe jetzt gerade mal in einer Kritik gelesen, dass sich "Red Chamber Music" angeblich auf die Herzkammer bezieht. Das ist ein schönes Bild des Journalisten, der das geschrieben hat, stimmt aber nicht. Ich habe den Titel auf meinen Keller bezogen, der ist nämlich so rot wie deine Jacke! Es war ein finsteres Kellerloch, und ich wollte das ganze mit ein wenig Farbe versehen.

Wie kam es zur Zusammenabeit mit Lucinda Williams?

Vor ca. zwei Jahren hat mich Lucinda Williams nach einem Konzert in L.A. angesprochen. Das war im "Hotel Cafe", da geht sie gerne hin, und sie hatte sich auch schon vorab über unsere Show informiert. Eigentlich war an diesem Abend eh nur eine kleine Anzahl Musik-Freaks da, und Lucinda hat schon während des Konzerts immer wieder Zwischenrufe gemacht. Und ich dachte mir: 'Wer ist diese seltsame Frau, die so lustige Zwischenrufe macht?' Nach dem Konzert ist sie dann zu mir gekommen und hat mir gesagt, dass es ihr total gut gefallen hat. Seit damals sind wir in Kontakt geblieben und waren ein paar Mal gemeinsam essen. Ich glaube, es war japanisch. Ihr Lieblingsrestaurant ist ein Japaner.

Was hast du für einen Eindruck von ihr nach diesen Begegnungen?

Lucinda ist eigentlich ein sehr schüchterner Mensch und sehr bescheiden. Gleichzeitig weiß sie aber auch ganz genau, dass sie sehr sehr gute Songs schreibt und eine unglaubliche Stimme hat. Sie weiß absolut was sie kann, und dass sie in Amerika zurecht so berühmt ist, wie sie ist.

Wie habt Ihr die beiden Lieder auf "Red Chamber Music", auf der Lucinda mitsingt, aufgenommen? Wart ihr gemeinsam im Studio?

Ja, wir waren gemeinsam im Studio. Ich hatte für die beiden Tracks schon einen 'guide vocal' aufgenommen und sie hat dazu gesungen. Lustigerweise - ich hatte Lucinda vorab alle Demos für die neue CD gesendet - wollte sie sich eigentlich andere Lieder aussuchen, aber ich wollte eben diese beiden Songs, und sie hat das spontan auch gesungen. Und meiner Ansicht nach hat sie das unglaublich gut gemacht! Es ging auch alles relativ schnell. Lucinda hat für jeden der beiden Songs drei Takes eingesungen, und wir haben dann die jeweils besten kombiniert, sozusagen.

Die Bläsersätze auf einigen der neuen Songs erinnern mich teilweise an Mariachi-Musik. War das beabsichtigt?

An das habe ich überhaupt nicht gedacht. Im Gegenteil, dieser Stil interessiert mich gar nicht. Die Musiker, die das aufgenommen haben, leben in Graz und spielen in diversen Balkan-Bands. Beide stammen aus Mazedonien - übrigens wurde der eine gerade leider aus Österreich abgeschoben, völlig unverständlicherweise. Das sind unglaublich gute Musiker, und eigentlich ist das mazedonischer Folk, was die da auf meinen Nummern spielen. Wenn ich denen von Mariachi-Musik erzählen würde, hätten die keine Ahnung, was ich meine. Aber ich habe auch einen CD-Review gelesen, in dem der Journalist die gleichen Assoziationen hatte wie du. Jeder nimmt sich von der Musik halt was anderes mit, aber ich bin eh ganz froh, wenn die sogenannten stilistischen 'Schubladen' nicht so leicht zu öffnen bzw. zu schließen sind.

Auch von Instrumentierung her ist "Red Chamber Music" außergewöhnlich. Da gibt es ja z.B. eine singende Säge, Ukulele, Mandoline etc. zu hören. Hast du eine Vorliebe für solche ungewöhnlichen Instrumente?

Nein, ich habe überhaupt keine Vorliebe für irgendwelche Instrumente, das hat sich einfach so ergeben. Ich wollte keine typische Platte im Rock-Kontext machen, wo z.B. E-Gitarre und Klavier dabei ist. Darum ist z.B. auf "Red Chamber Music" nur ganz wenig Klavier zu hören. Uns haben sich die leicht windschiefen Saiten-Instrumente eigentlich angeboten. Die klingen immer ein wenig verstimmt, und immer mit Schräglage. Ich glaube, man kann eine Ukulele gar nicht richtig stimmen, zumindest kann ich es nicht. (schmunzelt). So haben sich diese Instrumente in den Gesamtsound für mich sehr organisch eingefügt.

Haben die Songs auf "Red Chamber Music" ein gemeinsames Thema?

Nein.

Kürzlich ist ja erstmals ein Buch mit deinen Songtexten und Zeichnungen von Gilbert Bretterbauer erschienen. Wie kam es dazu?

Gilbert hatte die Idee und ich bin total froh, dass er das gemacht hat. Alles was mit der neuen CD zu tun hat - von den Zeichnungen im Booklet, über die Poster und T-Shirts - trägt seine Handschrift. Und jetzt eben auch das Buch und ich finde, das ist ein schönes Paket geworden. In dem Buch sind alle meine Songtexte von den verschiedenen Alben zu finden, z.T. aber auch unveröffentlichte Sachen, oder Songs, die ich für bestimmte Sampler etc. aufgenommen habe oder für andere Leute geschrieben habe. Z.B. habe ich jetzt gerade einen Song für Wolfgang Fritsch von den Sofa Surfers gemacht, der ist auch im Buch zu finden. Gilbert hatte auch gleich einen Verlag für das Projekt parat, den Kunstverlag Schlebrügge, die sonst eigentlich eher Kunstbücher machen. Gilbert ist aber auch Autor, nicht nur Grafiker und Bildender Künstler und hatte mir dieses Projekt schon längere Zeit vorgeschlagen. Jetzt hat sich endlich die Gelegenheit ergeben, das zu verwirklichen.

In einem anderen Interview, das ich heute geführt habe, hat mir die iranisch/britische Singer/Songwriterin Hoda Mohajerani erzählt, dass sie ihre Songs zumeist in der Nacht bzw. in den frühen Morgenstunden schreibt. Wie ist das bei dir? Hast du auch einen bestimmten Rhythmus?

Überhaupt nicht. Aber es ist so, dass, wenn ich ein Lied gerade intensiv in mir habe, dann habe ich den Text offen liegen, und es kann echt passieren, dass ich alle halben Stunden hingehe und ein Wort ausbessere bzw. eine Zeile dazuschreibe. Auch in der Nacht. Wenn ich aufwache ist es oft ganz blöd, wenn ich nichts zum Schreiben daneben habe. Dann muss ich extra aufstehen, Licht machen, was zum Schreiben suchen etc. Jedenfalls rotiert das dann in mir immer weiter.

Wie ist es von der Dauer her? Dauern Lieder unterschiedlich lange in der Entstehung?

Auf jeden Fall. Es gibt Lieder, die dauern Monate und manche sind in einem Nachmittag fertig. Irgendwann einmal weiß man, dass sie fertig sind.

Okay, das würde mich noch genauer interessieren. Kannst du mir anhand der neuen CD einige Lieder erklären, welche schneller bzw. langsamer fertig waren?

Der erste Song "Prayers" hat sehr sehr lang gedauert in der Entstehung. "The Vampire Song", der zweite Track, ging dagegen ganz schnell. Da fällt mir etwas dazu ein. Kennst du die Band Dead Moon? Das ist eine ganz berühmte Garagen-Punk Band aus den 1960er Jahren, die aktuell auch immer noch auftreten, aber unter einem anderen Namen. Meine absolute Lieblingsband aller Zeiten ist Dead Moon! Die haben eine Nummer, die hat fast die selbe Akkordfolge wie "The Vampire Song". Die Akkordfolge des Originals ist mir irgendwie ungewöhnlich erschienen, und ich habe das dann vor mich hin gespielt und gleich ein Lied daraus gemacht! Und das war eben in ein paar Stunden fertig. "Prayers" hat Monate gedauert, da habe ich ewig daran gearbeitet, und viele Kleinigkeiten geändert.

Auf "Red Chamber Music" ist ja auch der Sänger Richard McGraw zu hören. Wer ist das?

Das ist ein Singer/Songwriter aus New York, der dir sicher sehr gut gefallen würde. Er hat eine paar wunderbare Alben veröffentlicht. Wenn du eines davon irgendwo siehst, sofort kaufen! Das beste ist meiner Ansicht nach "Song & Void Vol. 1". Das ist eine super Platte! Richard ist noch ein ziemlich junger Typ, und ich habe ihn vor ein paar Jahren auch schon einmal für ein paar Konzerte nach Österreich gebracht, z.B. zum 'Blue Bird Festival' der 'Vienna Songwriting Asscociation'. Begonnen hat unser Kontakt, als mir Richard vor einigen Jahren einmal ein Mail schrieb, und eine CD von Son Of The Velvet Rat sehr gelobt hat. Seither sind wir in Kontakt. Lustig!

Wenn du jetzt einen Wunsch frei hättest. Gibt es irgendeinen Musiker oder Musikerin, mit dem du noch gerne zusammenarbeiten würdest?

Pffff... - So auf die Schnelle... - Es gibt viele Musiker, die ich schätze, aber die meisten sind schon tot. Im Moment gibt es da niemanden.

Was sind deine nächsten Pläne?

Vor allem viel live spielen, und wenn mir das zu blöd wird, werde ich wieder an einen neues Album denken. (schmunzelt)

Du warst ja in den letzten Jahren auch öfters in den USA. Lebst du eigentlich mehr in Österreich oder in den USA?

Wir haben die letzten Winter immer in den USA verbracht. Heuer nicht, und ich weiß auch nicht, ob das in nächster Zeit wieder gelingen wird. Das ist auch immer ein ziemlicher Aufwand. Aber ich bin gerne in Amerika. Könnte sein, dass wir in der nächsten Zeit mal nach Irland gehen. Das ist geplant. Aber man plant vieles. (schmunzelt) Immer unterwegs sein, das ist wichtig. Und ab und zu ergibt sich daraus auch ein guter Song. Unterwegs sein ist gut.

Interview: Robert Fischer
Fotos: Heike Binder

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CD-Tipp:
Son of the Velvet Rat: Red Chamber Music
Musik: @@@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Rough Trade / Monkey Music (2011)

sotvr-buchcover-altzieblerBuch-Tipp:
Son of the Velvet Rat: Songs
Bewertung: @@@@@
Verlag: Schlebrügge (2011)
ISBN978-3-902833-12-9

Link-Tipps:
Son of the Velvet Rat
Gilbert Bretterbauer