Ergraut ist er zwar zur Gänze, aber ansonsten sieht man Wolf Biermann seine 75 Jahre nicht wirklich an. Anlässlich seines runden Geburtstages spielte er ein Konzert im Wiener Theater Akzent und gab dabei ein Potpourri aus seiner gesamten Diskographie zum Besten. Dabei sang er einerseits Lieder, die er schrieb, als er in der DDR noch erlaubt war, andererseits Lieder aus der Zeit nach dem Verbot, bzw. der Ausbürgerung.
Wie kaum ein Zweiter verkörpert Wolf Biermann ein Stück lebende DDR-Geschichte. Wahrscheinlich kommt auch den meisten sein Name in den Sinn, wenn sie an den Staat denken, der von 1949 bis 1990 auf den Landkarten der Welt verzeichnet war und jetzt der Vergangenheit angehört. Gegenwärtig sind allerdings die seelischen Wunden, die die Machthaber der DDR Opportunisten zugefügt haben. Von der Kritik am Regime, der Auseinandersetzung mit dem Psychoterror der Stasi und der Verarbeitung der eigenen Geschichte erzählt Biermann in seinen Liedern, und so auch bei seinem Live-Konzert am 5.11.2011 in Wien. Was diesen kurzweiligen Abend jedoch zu etwas sehr Besonderem machte, war die Tatsache, dass Biermann zu jedem seiner Songs eine kleine Geschichte erzählte. Sei es die Situation, in der sie entstanden sind oder das Gefühl, das sie ihm beim Schreiben gaben. Diese kleinen teilweise lustigen, teilweise beklemmenden Anekdoten, ließen die DDR-Geschichte aus den Augen von Wolf Biermann für einen Abend noch mal auferstehen. Wer Hoffnung predigt, ja, der lügt. Doch wer die Hoffnung tötet, ist ein Schweinehund. Und ich mach' beides...
|
||