"Eigentlich ist es schön, wenn man auf Reisen ist, und von jeder Reise ein Instrument mitbringt", erklärten Cécile Anne Noel und Orest Skakun von CC*OO im Interview, bei dem das charmante Duo mit Robert Fischer über Ihre Band-History, groovende Wiener Fußgängerampeln und ihr Faible für obskure Instrumente sprach.
Im Sommer 2011 war das Elektro-Pop Duo CC*OO aus Karlsruhe zu Besuch in Wien und gastierte bei den Platzkonzerten im WUK, sowie im gemütlichen Kulturverein "Heureka". Mit Gitarre, Heimorgel, Kinderspielzeug und allem was sonst noch Spaß macht, erschaffen CC*OO, bestehend aus Cécile Anne Noel und Orest Skakun, feinste Elektro-Pop Chansons. Kulturwoche.at (zu später Stunde leicht desorientiert): Liebe Leute, seit wann existiert DIESE Band (Bandname gerade entfallen, oops!)? Cecile: DIESE Band? (lacht) Sorry, ich meine natürlich CC*OO! Cecile: Ah! CC*OO existiert in dieser Kombination seit 2006. Orest: Seit dem "Sommermärchen". Ne Quatsch, schon vorher... Wie habt ihr euch kennengelernt? Orest: Wir kennen uns seit 1983... Also eigentlich schon seit eurer frühen... Cecile: ...Kindheit! Orest: Ja. Dann ist es auseinander gegangen, jeder ist seiner Wege gegangen und man hat sich später wieder getroffen und gemerkt, dass man ganz gut miteinander kann. Vor allem Musik machen. Wer war dann bezüglich Band-Gründung ausschlaggebend? Cecile: 1999 hatten wir einmal die Wohnung meines Bruders zur freien Verfügung, quasi "sturmfrei", und der hatte ein Keyboard bzw. einen Synthesizer, und so fing das dann an. Da haben wir mal ausprobiert, was man so alles machen kann. Dann waren wir lange mit noch einem Dritten zusammen, aber Band kann man das auch nicht wirklich nennen. Wir haben zu dritt Musik gemacht, sehr elektronisch, sehr improvisiert. Ab 2006 haben wir dann gesagt, wir wollen das schon auch noch machen, dieses Improvisierte, aber eher CC*OO eben. Also gibt es uns in dieser Formation schon seit fünf Jahren. Orest, du hast bei unserem Gespräch gestern gemeint, Musik machen ist für dich wie malen? Was meinst du damit? Orest: Ja, deswegen nehmen wir ja auch ganz viele verschiedene Instrumente oder Sachen, die schöne Klänge machen. Weil... (lange Pause) Weil es gut dazu passt? Orest: Ja, weil es gut dazu passt, aber weil's der Sache auch so... Cecile: ...Es erweitert die Musik, die man dadurch macht. Es bleibt nicht auf einer Ebene, sondern es gibt mehrere Ebenen. Es erweitert auch den Raum und ich finde, Geräuschen misst man in unserem Alltag sowieso zu wenig Bedeutung zu. Orest: Ja, wir waren ja heute sehr, sehr begeistert von den Wiener Fußgänger Ampeln. Also die Geräusche, das war schon toll. Die machen ja "bum tschack tschack..." (ahmt das Geräusch der Ampel nach) Das ist ja fast für sehbehinderte Tänzer! (schmunzelt) Also könnte man sagen, eigentlich ist überall im Alltag ein Rhythmus vorhanden? Egal ob es eine Klospülung oder ein Drucker ist. Cecile: Ja, vielleicht! Orest: Ja, aber das wissen wir ja auch schon aus der Zeit der Samples. Wir arbeiten ja viel mit Samples und Loops und oft kann auch ein Fehler Teil des Beats werden. Und da ist die Frage sehr spannend, wann findet man etwas harmonisch oder nicht? Cecile, ich komme zurück, auf das was du vorher gesagt hast, mit den verschieden Ebenen. Hast du da gemeint, dass die diversen Geräuscheffekte die du z.B. mit diversen ungewöhnlichen Instrumenten erzeugst, dem Song noch eine zusätzliche Ebene hinzufügen? Cecile: Ja, wie eine Zutat oder ein Gewürz bei einem Essen. Das ist also ein bisschen wie beim Kochen? Orest: Ja, aber es geht auch wie beim Malen um den "goldenen Schnitt", d.h. es muss ein bisschen schräg sein, damit der Mensch nicht genau weiß, was auf ihn zukommt. Man hat ja auch heute bei eurem Konzert gemerkt, wie das Publikum teilweise überrascht auflacht, wenn Ihr einen ungewöhnlichen Klangeffekt einsetzt. Wenn z.B. aus einem Spielzeugvogel ein Pfeifgeräusch kommt, mit dem man nicht gerechnet hat... Cecile: Was ich auch gerne mit diesen Instrumenten mache, ist sie minimal zu benutzen, um eben diesem Geräusch das Maximum an Bedeutung zu geben. Orest: Und ich bin auch sehr dankbar, dass Cecile die Sachen manchmal nur minimal benutzt, weil das ja teilweise auch penetrante Geräusche sind, die einen in den Wahnsinn treiben können. Cecile: Wenn ich z.B. das rote Kinder-Piano benutze, spiele ich ja nur ein oder zwei Tasten. Orest: Aber dadurch bleibt die Sache ja auch elegant. Eleganz ist ja auch eine Form der Reduktion. Eure Songs wirken teilweise so spielerisch leicht, fast improvisiert? Ist dieser Eindruck korrekt oder täusche ich mich? Oder ist da schon vieles vorher arrangiert? Cecile: Also ne, eigentlich steckt da sehr viel Arbeit drin, bis sowas fertig und abgerundet ist und wirklich jedes Detail am richtigen Platz hat. Orest: Und auch Urvertrauen. Dass man sagt: okay, das soll jetzt einfach der andere machen, das wird schon passen. Das ist auch wichtig, dass wir uns schon so lange kennen, das macht es leicht in diesen Dingen dem anderen zu vertrauen. Ich nehme an, bei eurer Art von Musik gibt es auch bei jedem Konzert sehr unterschiedliche Reaktionen, oder? Cecile: Ja. Was wir jetzt gestern z.B. festgestellt haben, ist, wenn wir in so einem großen Saal wie im WUK auftreten, kriegt man die Reaktionen des Publikums nicht so mit, während hier im Heureka ist es sehr klein und sehr nah, und du merkst sofort, wenn irgendjemand auf irgendetwas reagiert. Und das ist sehr wichtig. Weil, wenn man vom Publikum nichts mitbekommt, dann macht man einfach 'ne Performance, aber ohne zu wissen ob es gut oder schlecht ist, und das macht dann auch weniger Spaß. Wenn man im Gegensatz dazu wie hier im Heureka merkt, dass die Zuschauer auf einen Ton oder auf ein Atemgeräusch besonders reagieren, das ist dann schon viel angenehmer. Orest: Ja, aber das ist ja auch die Magie des Live-Auftritts, weil man auf das Publikum reagiert und dann geht die Sache immer weiter hoch. Wir hatten mal ein Konzert in Luxemburg, und da hatten wir nur Material für vielleicht eine halbe Stunde, das war vor vier Jahren. Dann kamen aber aus einem angrenzenden Park immer wegen der Musik mehr Leute und wir haben dann immer weiter improvisiert und letztendlich fast zwei Stunden gespielt. Das war toll und da hat man gemerkt, Live-Musik hat Magie. Auf eurer Website gibt's auch zwei kurze, sehr lustige Videos zu sehen. Wie sind die entstanden? Cecile: Ja, die habe ich gemacht. Jede Band hat ja heutzutage irgendwann ein Musikvideo, doch wir sind in den letzten Jahren irgendwie nicht dazu gekommen (schmunzelt). Da ich aber doch Lust hatte, etwas zu machen und auch Orest meinte, dass wir unbedingt ein Video brauchen... Orest: Ja klar, wegen YouTube und so... Cecile: ...hatte ich mal die Muße für zwei kleine Clips. Orest: Aber das ist natürlich bei weitem noch nicht alles... Da kommt also noch viel mehr? Orest: Ja, klar... - weil Musik-Clip machen, das ist ja 'ne eigene Welt für sich... und es ist ja auch ganz interessant sich mit dem Ganzen, wie man so etwas macht, auseinander zu setzen, um es in seinen Kosmos aufzunehmen. Damit das Ganze kein Fremdkörper im Gegensatz zur Musik ist. Da fällt mir noch etwas ein... bezüglich eurer Instrumente... ihr seid ja heute auch in Wien noch in einem coolen Geschäft für Instrumente gewesen und habt ein witziges Keyboard erstanden. Seid ihr immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Instrumenten? Orest: Ja, das ist eine Sucht... Cecile: Ja, auf jeden Fall, das gehört dazu. Eigentlich ist es schön, wenn man auf Reisen ist, und von jeder Reise ein Instrument mitbringt. Das Spielzeug-Akkordeon habe ich z.B. aus Norwegen und dann kann man manchmal auch 'ne Geschichte dazu erzählen. Orest: Die Texte spielen ja auch mit diesen Sachen... Apropos Texte. Kommen die Texte hauptsächlich von dir, Orest? Orest: Viele sind von mir. Ich beschäftige mich einfach ganz gerne mit der französischen Sprache, weil ich beherrsche das zwar nicht so gut wie Cecile, aber für mich ist das auch interessant, da ich mich so mit Sachen literarisch beschäftigen kann, und das auch singen kann. Das würde auf Deutsch nicht so gut gehen. Manche unserer Texte könnten wir nur singen, wenn wir so einen ganz anderen deutschen Akzent hätten, aber das geht ja auch nicht. Aber Französisch ist an sich schon dermaßen musisch, dass man ganz komplexe Themen besingen kann. Wie z.B. der erste Song heute Abend, "Plange, Plange", da geht es um den Omega-Punkt, wo die Welt hingeht und tausend Sachen. Texte sind ja eine Skulptur an sich. Ich sehe das wie eine Skulptur. Bei den Konzerten in Wien habt ihr ja eine sehr schöne limitierte CD mit drei Songs verkauft. Wann kommt einmal eine ganze CD von CC*OO? Oder ist euch das als Ziel gar nicht so wichtig? Orest: Unbedingt. Aber da muss man erst einmal eine Methode dazu finden. Außerdem haben wir so viel Material. Das nächste Album wird dann sechs Songs haben, das übernächste neun, etc. (lacht)! Also, wir steigern uns langsam. Es ist ja auch schön, neue Ansätze zu finden, für diese ganze Musik-Sache. Was ist eure derzeitige Lieblingsmusik? Cecile: Also, ich mag z.B. derzeit sehr gerne die Filmmusik von "Tiefseetaucher" [Original-Titel: "The Life Aquatic with Steve Zissou"; 2004; Anm.]! Orest: Die ist ja z.T. von Mark Mothersbaugh, der ehemalige Musiker von Devo. Auf dem Soundtrack sind schöne Sachen drauf, auch gerade diese elektronischen Sachen. Der nimmt auch ganz gerne diese einfachen Elektronik-Instrumente. Und wie sieht es mit deinem Musik-Tipp aus? Orest: Mein Musik-Tipp? (lange Pause) Also, ich kann mich da schwer festlegen, höre alles quer durch den Gemüsegarten. Also jetzt z.B. hätte ich Lust auf Händel. So anstrengende Sachen, das ist immer sehr schön. Es sind immer Momente, wo man denkt: "Jetzt passt das und das. Jetzt wäre Händel schön". Und morgen zum Frühstück vielleicht Glen Danzig. (schmunzelt) Vielen Dank für das Gespräch. Ich hoffe, ihr kommt bald wieder einmal nach Wien. |
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