"Oh, Mama, can this really be the end...?" Cynthia Ann Stephanie 'Cyndi' Lauper singt den Memphis Blues und wir hören erstaunt zu, wie glatt das abgeht.
Die Sängerin mit der Vier-Oktaven-Stimme war in den frühen 1980er Jahren einer der größten Stars in der damals noch jungen MTV-Ära, lieferte schrille Fröhlichkeiten ("Girls Just Want to Have Fun") ebenso ab wie Anleitungen zur Selbstbefriedigung ("She Bop") bis hin zu fragilen zeitlosen Melodien ("Time after Time"). Das ist lange her und seit ihrem Top-Seller-Album "She's So Unusual" (1983) veröffentlichte Frau Lauper insgesamt gerade mal an die 10 Alben, die allesamt nicht an diesen großen Erfolg anknüpfen konnten. Ganz weg war sie freilich nie. In den letzten Jahren stand sie z. B. am Broadway auf der Bühne und spielte in einer 3-Groschen Musicalfassung Brecht und sie machte sich auf der 'True Colors' Tour in den USA gemeinsam mit Debbie Harry, Rufus Wainwright, Indigo Girls, Joan Armatrading, The Puppini Sisters, Erasure, Gossip und anderen für die Rechte von Homo- und Transsexuellen stark, bewarb Lippenstifte, deren Erlöse zu 100 Prozent Aids/HIV betroffenen Personen zugute kam und unterstützte Barack Obama. Die Wahl von Obama reifte in Lauper möglicherweise den Entschluss ein pures Blues-Album einzuspielen (es gilt die Unschuldsvermutung). Für die Umsetzung bat sie einige Blues-Größen ins Studio, sei es B.B. King, Charlie Musselwhite, Johnny Lang, Ann Peebles oder auch den genialen Allen Toussaint. Was kann da noch schief gehen? Und tatsächlich: Toussaints Mitwirkung in "Shattered Dreams", "Early in the Mornin'" (hier spielt zudem B.B. King seine Lucille) und "Mother Earth" überstrahlt den Rest bei weitem, schade, dass Lauper nicht das tat, was Elvis Costello tat, nämlich ein ganzes Album mit Allen Toussaint aufzunehmen. Der Großteil der restlichen neun Lieder unterliegt einer Perfektion, die etwas seltsam anmutet und in den schlimmsten Fällen - bei "Crossroads" von Robert Johnson und bei "Rollin' and Tumblin'" von Muddy Waters - leicht lächerlich wirkt, oder zumindest arg gescheitert. Versöhnlich hingegen "Romance in the Dark" von Big Bill Broonzy und "Wild Women Don't Have The Blues" von Ida Cox (beide kommen ohne Gaststars aus). Hier geht es um Stimmung, nicht um Virtuosität, ums Gefühl und nicht ums angeben, und schon gar nicht darum poliert glatt zu klingen. (Manfred Horak)
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