Warum nur ein Akkordeon, wenn auch drei möglich sind? Solo war gestern, Sterzinger Experience heißt die neue Band von Stefan Sterzinger. Mit ihrer ersten CD "rock'n roll" treibt sie Müdigkeit aus den verschlafensten Gliedern.
Aufbruchstimmung. Das Abschiedslied "Meine kleine Träne" ist keine einsame Trauer, sondern eine wilde Flucht über den Balkan. Gesungen wird mit Ausnahme von "Honky Tonk Woman" auf wienerisch. Damit reiht sich Sterzinger Experience in die Welt der Dialektpfleger zwischen Austro-Pop und Wienerlied. Zwischen Eigenkompositionen finden sich auch einige Reminiszenzen an die Größen hier und in Übersee. Die Melange "Hansi tu' di Hände rauf" ist eine Verbeugung vor Falco, Danzer und Cornelius, auch die Ambros-Dylan-Verbindung "I bins ned" passt perfekt ins Konzept. Die britischen und amerikanischen Vorbilder The Rolling Stones und Johnny Cash transponiert Sterzinger geschickt ins heimische Instrumentarium, Quetschn ersetzen die E-Gitarren einer herkömmlichen Rock-Besetzung. Mit Geige, Kontrabass und Schlagzeug wurde daraus ordentlicher Grätzlrock. Besungen wird die Liebe in allen Stimmungslagen. Die Udo Jürgens-Schnulze "Es wird Nacht, Seniorita" wandelt sich zu halbherzigen Überzeugungsversuchen in der Sperrstundenverzweiflung. Trotz der Ernsthaftigkeit der Beteuerungen im Augenblick schwingt immer schon die Vergänglichkeit mit, doch mit etwas Tempo geht es diesmal vielleicht noch gut aus. Also auf zur fröhlichen Selbsttäuschung, "Gib dem Hunderter ein Busserl" und pfeif' auf die Welt! (Christine Koblitz)
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