bruce-cockburn-small-sourceDas mittlerweile 28. Album von dem 1945 in Kanada geborenen Songwriter, Sänger und Gitarristen ist vermutlich zu wenig spektakulär um für große weltweite Chart-Erfolge zu sorgen, kann aber nichtsdestotrotz jetzt bereits ganz klar zu den musikalischen Höhepunkten von 2011 gezählt werden.

Small Source of Comfort

Für all jene, die noch immer nicht die Musik von Bruce Cockburn kennen: Er ist das, was man einen politischen Songwriter nennt, macht also auf Missstände aufmerksam, und wie nebenbei zählt das Gitarrespiel von Bruce Cockburn zum Feinsten, egal, ob er die akustische oder die elektrische bedient. Große Alben und Lieder gibt es bereits zuhauf von ihm - erinnert sei an dieser Stelle an Alben wie "In the Falling Dark" (1976), "Humans" (1980), "Inner City Front" (1981), "Stealing Fire" (1984), "World of Wonders" (1986), "Big Circumstance" (1989), sowie "Breakfast In New Orleans, Dinner In Timbuktu" (1999) und an Lieder wie "Nicaragua", "Fascist Architecture", "You Pay Your Money And You Take Your Chance", "Wondering Where the Lions Are", "Lovers in a Dangerous Time", "If I had a Rocket Launcher", "Stolen Land" oder "Call it Democracy". Auf "Small Source of Comfort" hören wir einen Bruce Cockburn, der uns ob seines Gitarrespiels immer wieder die Tränen in die Augen treibt, so z.B. beim Instrumental "Comets of Kandahar" oder uns auch mit seiner Traurigkeit packt, wenn er z.B. in "Each One Lost" Kriegstote besingt. "You can die on your sofa", singt er da, "safe inside your home / or die in a mess of flame and shrapnel / we all in our time go / you know you're not alone / you're in the hearts of everybody here". Aber er setzt sich nicht nur mit der Schwere der Welt auseinander, sondern übt sich auch in Selbsterklärungen: "I'm good at catching rainbows / not so good at catching trout / I'm good at blowing holes in things / and ranting in self doubt", singt er z.B. im Eröffnungslied "The Iris of the World". Super Auftakt, hört nur mal wie er hier die Gitarre spielt. Und auf diesem hohen Level geht es gleich weiter. In "Call Me Rose" beschäftigt er sich mit der Frage, wie man einen Politiker wie Richard Nixon rehabilitieren könnte - not just the image (as the Bush folks tried to do), but the soul of Richard Nixon, wie er in seinen Erklärungen ausführt, um im Lied selbst mit der herrlichen Eingangsstrophe "My name was Richard Nixon only now I'm a girl / you wouldn't know it but I used to be the king of the world / compared to last time I look like I've hit the skids / living in the project with my two little kids / it's not what I would have chose / now you have to call me Rose" aufzuwarten. Dazu gibt es eine wunderbare Melodie und man hört mit Bruce Cockburn einen Sänger, den man den Schalk im Nacken richtiggehend anhört. Schwächen sind auf diesem 14-Track starken Album keine zu orten, dafür jede Menge weitere Höhepunkte. "Five Fifty-One" z.B., dieser düstere Blues, in dem mitten in der Nacht die Polizei an seine Tür klopft oder die zwei gemeinsam mit Annabelle Chvostek geschriebenen und gesungenen Lieder - das fast schon versöhnliche "Driving Away" und noch mehr das befreiende "Boundless", sowie das in seiner Archaik unglaublich effektive "Called Me Back", das wohl alle Zeiten überdauern wird. "Small Source of Comfort" ist ein wichtiges Album von einem der ganz großen Songwriter und Gitarristen. (Manfred Horak)

CD-Tipp:
Bruce Cockburn: Small Source of Comfort
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: True North/Alive (2011)