Mit mehr als 60 Alben zählt der 61-jährige Gitarrist und Sänger sicherlich zu den produktivsten im Folk-Rock-Genre. Mit "Dream Attic" veröffentlicht Mr. Thompson 13 weitere neue Songs mit hohem Repertoire-Wert.
Bereits das suggestive Cover führt zu Spekulationen, ausgepackt entpuppt es sich nicht ausschließlich als Kinderspielzeug, sondern auch als Sprengstoffsatz (TNT) und als ein Portrait von Mao. Und so wie das Art-Cover zwei Seiten hat, sind auch die Songs von Richard Thompson nicht einfache Rock-Songs in unterschiedlichen Verpackungen, sondern Kompositionen mit hoher literarischer Wirkkraft. Wenn Mr. Thompson gleich zu Beginn "Come on and do the Money Shuffle" singt und die Banker mit Zynismus überhäuft, weiß man sofort es wird ein weiteres gutes Richard Thompson Album sein, um nach dem letzten Lied festzustellen, dass es mehr als ein verdammt gutes Album ist, nämlich ein hervorragendes. Vom Feinsten wieder einmal seine E-Gitarren Soli, allen voran sein Solo in "Haul Me Up". Einem Getriebenen gleich fetzt er durch die Strophen und fragt gehetzt wer all diese Freunde sind die ihn mit Liebenswürdigkeit töten, und: "I don't know the rules but I'm trapped in the game". Die stärksten aufwühlenden Momente beschert uns Thompson in "Crimescene". Hier erzählt er uns, alles andere als optimistisch, in der Ich-Form: "Peace is gone and love is gone and / Darkness wins the day", heißt es da, "But I can't aim my rage at Fate / Where's the face to pin the hate?" 61 Jahre ist er nun, das Alter und das altern an sich bzw. das Abschied nehmen wird auch in anderen Songs thematisiert, wie z.B. in "Big Sun Falling In The River", im herzerweichenden "Stumble On" und im berührenden "A Brother Slips Away". Eine echte Mörderballade serviert uns Thompson ebenfalls. "Sidney Wells" heißt das 10-strophige Lied inklusive herausragendem Solo und der Textzeile "All you see is victims / all I see is brides". 13 Lieder, aus Kostengründen übrigens live mit seinen exzellenten Bandmusikern, dem Langzeitkumpan Pete Zorn (Akustik-Git., Flöte, div. Saxofone, Mandoline), Michael Jerome (Drums), Taras Prodaniuk (Bass) und Joel Zifkin (E-Violine, Mandoline) eingespielt, unterstreichen Thompsons Relevanz, nicht umsonst zählt der seinerzeitige Mitgründer von Fairport Convention und E-Gitarrist auf zwei Alben von Nick Drake quasi amtlich zu den weltbesten Rockgitarristen. Hört unbedingt mal all die genialen Alben wie "Liege and Lief", "What We Did on Our Holidays", "Unhalfbricking" (alle 1969 mit Fairport Convention), "I Want to See the Bright Lights Tonight", "Hokey Pokey", "Pour Down Like Silver", "First Light", "Shoot Out The Lights" (alle 1974 bis 1982 mit Linda Thompson), "Hand Of Kindness" (1983) und "Industry" (1997), um nur einige wenige zu nennen. Erstaunlich ist auch, dass Mr. Thompson bis dato weiterhin kein schlechtes Album ablieferte, im Gegenteil, "Dream Attic" wurde sogar für den Grammy Award in der Kategorie Best Contemporary Folk Album nominiert und eignet sich somit sogar als Einstiegsalbum. Der Rest ergibt sich dann eh von selbst. (Manfred Horak)
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