War das wirklich notwendig? Das ist der erste Gedanke, wenn man die neue Live-CD von Pearl Jam in Händen hält. Nachdem die legendäre US-Rockband aus Seattle schon seit dem Jahre 2000 fast alle Konzerte Ihrer Tourneen als "offizielle Bootlegs" veröffentlicht hat, mag sich der Sinn einer zusätzlichen neuen Live-CD nicht gleich erschließen.
Sobald man sich näher mit dem Projekt beschäftigt, tauchen aber schon ein paar Argumente auf, die diese Veröffentlichung mehr als rechtfertigen. Zum einen der Aspekt, dass "Live On Ten Legs" aus verschieden Konzerten aus den Jahren 2003 bis 2010 zusammengestellt wurde, also nicht nur ein komplettes Konzert beinhaltet, wie es bei den offiziellen Bootlegs immer der Fall war. Die 18 Songs auf der vorliegenden CD sind also eine Art kleines Best of der verschieden Tourneen aus den letzten sieben Jahren. Daneben lässt sich mit dieser Auswahl auch die Entwicklung der Band um Sänger Eddie Vedder sehr gut nachvollziehen. Ausgehend von den frühen Erfolgen ("Alive", "Jeremy") als Teil der Grunge-Bewegung gemeinsam mit Nirvana in den frühen 1990er Jahren gelang es Pearl Jam in den folgenden zwanzig Jahren trotz diverser Ups und Downs mit jedem neuem Album das eigene Profil kontinuierlich zu schärfen. Als Live-Band hat Pearl Jam vor allem durch den ehemaligen Soundgarden-Schlagzeuger Matt Cameron, der seit 1998 fixes Mitglied ist, sehr dazu gewonnen. Zusätzlich verstärkt seit 2002 der Keyboarder Kenneth 'Boom' Gaspar die Band sowohl live als auch im Studio. Auch wenn es auf den mittlerweile neun Studioalben gelegentlich Durchhänger gab, waren darauf ebenso immer hervorragende Songs wie "In Hiding" (von "Yield", 1998), "Nothing As It Seems" (von "Binaural", 2000) oder "I Am Mine" (von "Riot Act", 2002) zu finden, hier allesamt in schönen Live-Versionen vertreten. Mit immerhin vier Songs erhält auch das letzte Studioalbum "Backspacer" (2009) eine gebührende Würdigung, das mit seiner gelungenen Mischung aus rohen Punk-Rock Attacken und wunderschönen Balladen als eine Rückkehr zu alter Stärke angesehen wird. Zu guter Letzt wird mit den zwei gelungene Cover-Versionen "Arms Aloft" von Joe Strummer und "Public Image" von PiL noch den Altvorderen gebührend Tribut gezollt. Fazit: Feine Live-CD von Pearl Jam, keine Frage. (Robert Fischer)
CD-Tipp:
Pearl Jam: Live On Ten Legs
Musik: @@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Island/Universal (2011)