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dj-koze-in-nyAm 4. Dezember 2010 erlebte New York City einen seltenen Luxus. DJ Koze und DJ Isolee waren angereist, um ihre eigene Mischung an House und Techno in der Lower East Side Location Santos Party House zu spinnen. Aus NY berichtet Denise Riedlinger.


Beide gelten als Schlüsselfiguren in der deutschen Techno Szene. Obwohl sie inzwischen nicht nur etliche Platten, sondern auch die 40er Marke ankratzten, lieferten beide an diesem Abend mit ungebrochener Begeisterung und Energie intelligente Tanzmusik ohne Ende, oder: Techno in seinem besten musikalischen Moment.

DJ Koze aka Stefan Kozalla lebt in Hamburg und remixt für so erfolgreiche Elektro Acts wie Chicks on Speed, Bob Sinclair oder Matthew Dear. Bis 2009 beim Kultlabel KOMPAKT, gründete er im selben Jahr sein eigenes Label Pampa Records. Beide DJs, Koze und sein Kollege Isolee (aka der in Frankfurt geborene Pampa Artist Rajko Müller), sind eigentlich Musiker. Kozalla begann als Sänger und Rapper seiner Band Fischmob und brachte 2001 mit dem Track "Deine Reime sind Schweine (Ja, richtige Schweine)" gemeinsam mit Humorist Max Goldt seinen satirischen Take der deutschen Battle Rap Szene zum Ausdruck. Isolee verliebte sich schon als Teenager in analoge Synthesizer, driftete in den 1990er Jahren zu Indie Rock und manipuliert heute seine eigenen Arrangements zu intelligentem Elektro. Geprägt von analogen, blubbernden Basslinien und Noise verirrt sich hie und da ein Bossa Nova Sample, mischt sich mit einem Gitarrenriff.

An diesem kalten Winterabend genoss die etwa 20 bis 40 Jahre alte Crowd, viele unter ihnen aus technophilen Ländern wie Deutschland oder Italien, die Atmosphäre in vollen Zügen. In New York unglaublicher Weise nur sehr selten zu finden ist ein Publikum, dass nicht sich selbst, sondern den DJ antanzt, etwas, das in diesen Breitengraden nicht einer Erwähnung wert wäre. Isolee und Koze verweilten auf einem Podium, in die Musik vertieft oder ein paar Worte mit der anonymen Posse wechselnd, die für diese Art von Live Gig gleich wichtig zu sein scheint wie ein Killer Sound System, mit dem Santos Party House angeben kann. Vor 4.30 Früh, als die Lichter angedreht wurden, verließ kaum einer den Raum, unglaublich dummen Türstehern und arroganten Bartendern zum Trotz.

Isolees Set dominierten Ambient und Minimal Sounds, Tracks von seinem Debut Album "We Are Monster" (Playhouse 2005) wurden live remixt. Seinem Musik Laptop, übrigens nicht von der fruchtigen Marke, schenkte Rajko Müller soviel Liebe und Aufmerksamkeit, als ob da ein Roland Juno Synthesizer auf der Bühne gestanden wäre. Die Bassdrum wurde nur gelegentlich angespielt, aber wenn, dann mit der gleichen Vorbereitung und liebevollen Zuwendung, mit der man seinen besten Freunden einen neuen Liebhaber vorstellt. DJ Koze andererseits scheute nicht davor zurück die Massen mit Deep House und Disco Beats zu befriedigen, und feierte schon fast zu abgespielte Tracks wie etwa Lil Louis' "French Kiss" oder Superpitcher's "Tonight" ab, untermischt mit subtileren aber eindeutig funkigeren Sounds. An diesem denkwürdigen Abend erinnerten DJ Koze und DJ Isolee daran, wie viel Musikalität und Vielfalt ein guter DJ der zu oft missbrauchten Techno Marke hinzufügen kann. (Text: Denise Riedlinger; Fotos: residentadvisor.net)

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