Das neue Wienerlied verschlägt es nun "mit links" in ein musik-literarisches Glanzmodell, umgesetzt von den drei Herren Stefan Slupetzky, Martin Zrost und Tomas Slupetzky. Einem vergnügten Abend steht damit nichts im Weg.
Apropos vergnügt: Selbiges steckt ja bereits im Bandnamen. "Auf Lepschi gehen" kann nämlich auch umschrieben werden als "sich (heimlich) einen vergnügten Abend machen" bzw. "auf Aufriss gehen". Dieser Wiener-Dialekt-Begriff kommt ursprünglich aus dem tschechischen (lepsi) und bedeutet dort wiederum "besser (als Arbeit)". Und besser als Arbeit ist diese CD allemal. 16 Lieder und Miniaturen verzahnen sich zu einem wahren Wienerlied-Ereignis. Und das hat seine guten Gründe. Einer davon ist zunächst einmal Martin Zrost (Gesang, Gitarre, Klarinette), der die meisten Lieder komponierte und für die Arrangements sorgte. Zrost kann man getrost als musikalischen Grenzgänger bezeichnen. Des Steirers Spektrum reicht von Jazz (Trio Exklusiv) bis Wienerlied (Kollegium Kalksburg), von Theaterkompositionen (Flieger, grüß mir die Sonne) bis Tanztheater (Bilderwerfer) und wusste auch fürs Trio Lepschi seine originären Musikvorstellungen einfließen zu lassen. Dann wäre natürlich auch der zweite Komponist des Albums, Tomas Slupetzky (Gesang, Gitarre, Geige), der eigentlich hauptberuflich Sozialarbeiter ist und auf "mit links" für die musikalisch heiteren Momente wie dem "Bankngschtanzl" und dem "Ortsnamenlied" sorgt. Seinen Bruder Stefan Slupetzky (Texte, Gesang, Säge) wiederum kennt man als Urheber der Lemming-Romane (bisher wurde einer sogar verfilmt) und auch als Liedtexter für Die Strottern. Diese Erfahrung scheint ihn (möglicherweise; es gilt freilich wie immer die Unschuldsvermutung) in großem Maße motiviert haben, sodass eine ordentliche Sammlung zustande kam. Gut so, denn die Geschichten, die Stefan Slupetzky in Liedtexte zu formen verstand, sind bös, tiefgründig, absurd, brutal, verträumt und verspielt. Wortspielereien sind zuhauf vorhanden, gleich beim Einstiegslied z.B., "Deholiolleo", sind ihm die ersten Lacher sicher, so auch beim Titellied mit seinem schwarz-humorigen Text, das man durchaus auch als Nachdichtung vom "Krüppellied" (Heller/Qualtinger) hören kann oder einfach nur als Hommage an Kurt Sowinetz. Genial freilich auch die Verschmelzung des wienerischen mit dem Country-Genre in "O Ostarritsch" mit dem wunderbaren Auftakt: "We honeymooned in Österreich, the lovely Land am Strome / expecting Hämmer zukunftsreich and Berge, Äcker, Dome. / We travelled through the Countryside, we saw the Rinder grasen. / 'Okay, my dear', so asked my bride, 'is that schon alles g'wesen'?" Herrlich auch der Wirtschaftspolit-Zynismus im "Bankngschtanzl" und völlig vercodiert und abgehoben schließlich die "Maid aus Wulkaprodersdorf - Ortsnamenlied" mit dem köstlichen Refrain: "In deinem OSLIP will ich nach der TSCHANIGRABEN / und meinen GIESSHÜBL an deinem MOOSBRUNN LAABEN / und in dein GAILTAL meinen LANGEN PRIGGLITZ lenken / und dann mein LEONDING in deiner SOOSS versenken." Grandios. //
Text: Manfred Horak
CD-Tipp:
Trio Lepschi: mit links
Musik: @@@@@
Klang: @@@
Label/Vertrieb: Eigenvertrieb (2010)