Das vierte Album von Katie Melua läutet eine neue musikalische Ära innerhalb ihres Oeuvres ein. Anstelle von Mike Batt nahm William Orbit den Platz als Produzent auf "The House" ein und auch im Songwriting-Team gab es massive Änderungen.
Das Album beginnt echt gut, nämlich mit einer im wahrsten Wortsinne echten Mörderzeile. "I'd Love To Kill You With A Kiss" singt Melua und überrascht dabei mit einer unterschwelligen Lieblichkeit und gleichzeitig mit einem Opener, wie man es sich von einem Melua-Album erwartet. Also doch keine allzu großen Änderungen? Der erste Eindruck täuscht. Bereits beim zweiten Song, "The Flood", wird die Orbit'sche Opulenz umgesetzt. Melua goes Disco - modisch aufgemotzt und musikalisch zugepfropft verschwinden fortan die Songgerüste im Synthiegewabber und X-Beliebigkeit. Zwischendurch, wie in "A Moment of Madness", gibt es wieder dieses leichtfüßig tänzelnde, bei dem Katie Melua zudem gesanglich vermutlich ziemlich heftig an Kate Bush dachte und so tatsächlich einen ziemlich verrückten Moment einfing. Fünf von 12 Lieder schrieb sie übrigens gemeinsam mit Guy Chambers, zwei mit Rick Nowels - beide arbeiteten auch bereits mit Madonna und Robbie Williams zusammen - je ein Lied entstand in Zusammenarbeit mit Polly Scattergood bzw. Mike Batt, zwei gehen auf ihre alleinige Kappe und mit "The One I Love Is Gone" von Bill Monroe nahm sich Melua auch eine Cover-Version vor. Die große Schwäche des Albums liegt weniger am Songmaterial denn an der Umsetzung. "Tiny Alien" z.B. ist alles andere als ein übler Song, aber es anstelle mit karger Instrumentierung zu belassen befüllt Orbit das Lied mit jeder Menge Klischees. Wohin die Produktion auch hätte gehen können wird mit dem Monroe-Cover hörbar. "The One I Love Is Gone" überzeugt mit vornehmer Zurückhaltung und Sensibilität. Diese schöne Stimmung zerstört dann jedoch gleich wieder das nachfolgende Lied, "Plague of Love" - aber okay, vielleicht will Melua bei ihren Live-Konzerten nicht mehr auf einem Barhocker sitzen, sondern tanzen, diesen Eindruck verstärkt sie nämlich auch noch mit den nachfolgenden musikalischen Plattheiten wie "God on Drums, Devil on the Bass" und "Twisted", bevor sie mit der Textzeile "And always forgive / the future to come / For stealing the / light from the sun" im (guten) Titelsong mit Folk-Space das Album ausklingen lässt. "The House" hinterlässt also gemischte Gefühle, irgendwo zwischen samtig und holzig. (Text: Manfred Horak; Fotos: Rebecca Litchfield)
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