Ein ganz großes Soul-Album ohne peinliche Zugeständnisse an den Zeitgeist legt Smokey Robinson mit "Time Flies When You're Having Fun" vor.
Soul-Alben, die diese Bezeichnung auch tatsächlich verdienen, sind heutzutage ziemlich rar, und mit einem neuen Album von Smokey Robinson durfte man eigentlich gar nicht mehr rechnen. Seinen letzten Nummer-Eins-Hit in den USA hatte der Sänger und Liedschreiber mit dem Song "Tears of a Clown" im Jahr 1970, ist also schon ein Weilchen her. In den 1960er Jahren war er mit seiner Band The Miracles maßgeblich am Erfolg von Motown beteiligt, und vielleicht gab ihm das 50-jährige Jubiläum von Motown auch wieder den notwendigen Ehrgeiz, es wieder einmal allen zu zeigen, dass er es heute noch kann. Er kann. Und wie. Mit einer Ausnahme ("Don't Know Why" von Jesse Harris, ursprünglich gesungen von Norah Jones) gehen alle Lieder auf seine Kappe (wiederum acht davon auf seine alleinige). Mit Joss Stone, India.Arie und Carlos Santana bat er zudem bei drei Liedern prominente Duo-Partner ins Studio. Einsamer Höhepunkt des Albums ist "Love Bath". Sein Liebesbad groovt sich schleichend und mit unwiderstehlicher Melodie sechs Minuten lang bleibend ins Gedächtnis. Gespickt mit einem unverhohlen erotischen Verlangen reiht sich dieses gelungene Stück Soul-Musik in eine Linie mit "Sexual Healing" von Marvin Gaye (aus "Midnight Love"; 1982) und "Daring Night" von Van Morrison (aus "Avalon Sunset"; 1989) ein. Prima kommen auch "Whatcha Gonna Do" und das spirituelle "Satisfy You". Sein Gesang - er ist nun doch schon 70 Jahre - verlor nichts an Reiz, behielt sich das sanfte, das schmeichelnde, das gurrende und schnurrende. Fehltritte gibt es auf dem Album keine, zu entdecken hingegen gibt es dafür umso mehr. Zart eingebaute technische Raffinessen ebenso wie instrumentale Glanzlichter. Wer Soul mag sollte "Time Flies When You're Having Fun" kennen. (Manfred Horak)
CD-Tipp: Smokey Robinson: Time Flies When You’re Having Fun Musik: @@@@@@ Klang: @@@@@@ Label/Vertrieb: Wrasse/Lotus (2009)