Viele haben es bereits geahnt, für viele war es seit längerem klar - spätestens als John Frusciante am 17.12.2009 auf seiner MySpace Seite einen Blog mit dem Titel "Clarification" veröffentlichte, in dem er - gelassen und freundschaftlich - seine Gründe für den Ausstieg bei den US-Rockgiganten Red Hot Chili Peppers angab.
Man kann es Frusciante's zweiten Ausstieg nennen, die popkulturelle Historie ist bekannt: nachdem Tod des legendären Hillel Slovak (der, wie so viele, viel zu früh an einer Überdosis starb), übernahm Frusciante den Posten des Gitarristen, stets von Slovaks Spiel beeinflusst und dennoch maßgeblich, vor allem für das Machwerk "Blood Sugar Sex Magik". Kurz danach verlässt Frusciante, der mittlerweile schwer Heroinabhängig ist, die Band und verbringt seine Zeit damit, zu Malen, anfangs noch sperrige Alben aufnehmen - und, wie man in Interviews sehen konnte - sich nach und nach zu Grunde zu richten.
Als Ersatz holte man Dave Navarro von Jane's Addiction, ein Exzentriker wie die restlichen Mitglieder, nur eben musikalisch mit seinen vielen Gitarrenlayers völlig konträr zum spärlichen aber ungeheuer effektiven Stil von Frusciante (und Slovak). Diesen konnte sein Freund, RHCP-Bassist Flea, nach einer geglückten Drogen-Reha dazu bewegen, sich der Band wieder anzuschliessen. 1999 erschien "Californication", und man konnte es fühlen, wie Frusciante's immer unbändiger werdende Energie die Chili Peppers mehr und mehr definierte. Während die Instrumentalisten Michael "Flea" Balzary und Drummer Chad Smith stets Konstanten mit ganz speziellem Sound waren, am meisten hat man Frusciante auf die Finger geschaut.
Dieser, wenn er nicht mit den Brötchengebern unterwegs war, brachte am laufenden Band Solo-Alben auf den Markt. Mal sperrig, mal einfach improvisiert, mal durcharrangiert, oft grenzgenial: immer aber einem Impuls folgend, der sich einfach auf unbändige Experimentierfreudigkeit und Musikwut zurückführen ließ. Frusciante kann in der guten Dekade seit der Überwindung seiner Drogensucht auf einen bereits beachtlichen Backkatalog zurückblicken, auf unzählige Kooperationen, und - bei den RHCP-Alben stets bemerkbar: auf eine stetige musikalische Weiterentwicklung. Man vergleiche Frusciante's Gitarrenspiel auf den letzten drei Bandalben, man bemerke die immer wichtiger werdenen Background-Vocals: Frusciante wurde zum kreativen Erfolgsgaranten für das kalifornische Quartett.
Nun ist also Schluss, er will sich nicht mehr auf Verpflichtungen, sondern auf künstlerische Selbstverständlichkeiten konzentrieren, hat die Band im Guten verlassen, alles gut, nur eben aus. Man wird viel von ihm hören, dem kreativen Vulkan der er seit den Endneunzigern zu sein scheint. Und doch, und da wird der Autor dieser Zeilen jetzt ein wenig persönlich-weinerisch: Ewig schade, dass er weg ist. (Markus Brandstätter)