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Nach einem pannenreichen Debüt im Vorjahr versprachen die Veranstalter alles besser und schöner zu machen. Das Ergebnis fiel zwar besser aus als erwartet, dennoch gibt es einige verbesserungswürdige Punkte.

Das Nova Rock Festival fand heuer zum zweiten Mal im idyllischen Burgenland statt. Nach einem pannenreichen Debüt im Vorjahr versprachen die Veranstalter alles besser und schöner zu machen. Das Ergebnis fiel zwar besser aus als erwartet, dennoch gibt es einige verbesserungswürdige Punkte, um Nova Rock endgültig zum Festival der Superlative zu erheben.

Beginnen wir also mit den positiven Dingen

Der neue Standort, der sich sehr unkreativ Panonnia Fields II nennt, verdrängt flächenmäßig wirklich alles bisher in Österreich da gewesene. Marschiert man einmal quer über das riesige Gelände (ohne Park- und Campingplatz), ist man sicher an die zehn Minuten unterwegs. Vorbei kommt man bei seiner Wanderung an zahlreichen Ständen und Shops. Neben unterschiedlichsten kulinarischen Genüssen wird einem vom orientalischen Zelt über Bungeejumping bis hin zur berüchtigten Partyzone alles geboten. Selbst die Spiele der laufenden Fußballweltmeisterschaft wurden live übertragen. Für Verpflegung, Unterhaltung abseits der Musik und reichlich Bewegung war also bestens gesorgt. Überhaupt sind die neuen Panonnia Fields freundlicher gestaltet als 2005. Keine störenden Strommasten oder Windräder mehr weit und breit, sondern nur noch ungetrübter Blick auf die Bühne. Sehr lobenswert. Positiv zu erwähnen sind natürlich auch die von vielen Besuchern beim letztjährigen Nova Rock so schmerzlich vermissten Videowalls. Die Aufteilung der Großbildleinwände war allerdings ein wenig ungerecht. Hatte man bei der Red Stage gleich zweimal die Möglichkeit sich an den Videowänden zu ergötzen, suchte man bei der Blue Stage vergeblich nach diesen. Na ja… Zwar kein Verdienst der Veranstalter, aber dennoch erwähnenswert, weil einfach schön: das Wetter. Heuer hatte Petrus anscheinend gute Laune und ließ die Sonne kräftig scheinen. Bei geschätzten Durchschnittstemperaturen von 25 Grad ließ es sich doch wesentlich angenehmer Campen, als wie im letzten Jahr bei fast schon orkanartigen Windböen und Regenschauern.

Traurig aber wahr

Kritikpunkte, wie sie bei österreichischen Festivals schon beinahe zum Standard gehören gab es natürlich auch.
Die Parkplatzsituation war, höflich ausgedrückt, grauenhaft. Kreuz und quer parkende Autos so weit das Auge reichte und nicht ein einziger netter Herr (nette Dame) mit den leuchtend gelben Westen weit und breit. Ein paar Ordner hätten hier das Chaos zumindest erträglicher gemacht. Tja, immerhin habe ich mir so ganze 5 Euro Parkgebühr erspart, da kein Mensch mein Ticket sehen wollte.
Wer allerdings schon einmal um drei Uhr morgens auf einem riesengroßen und stockdunklen Parkplatz sein Auto gesucht hat und als einzige Orientierungshilfe eine winzige Soulflyfahne hatte, weil sich die gelbbewesteten Damen und Herren entschlossen hatten ein wichtiges Haupttor dichtzumachen, weiß wie sich Verzweiflung anfühlt.
Generell waren die Kontrollen sowohl bei den Parkplatzeinfahrten, wie auch beim Eingang zum Festivalgelände etwas lasch. Nach Bändern, die ja als Eintrittskarte fungieren, wurde kaum geschaut. Ein einfaches Nein auf die Frage, ob man denn in seiner Tasche etwas zu trinken habe, genügte um an den Securities vorbeizukommen. "Wird scho passen" war wohl der Leitspruch der Sicherheitskräfte.

Stimmungsmäßig war das Nova Rock Festival 2006, genau wie im Vorjahr, wo sich tausende Besucher selbst durch Wind und Regen den Spaß nicht vermiesen ließen, wieder ein voller Erfolg. Etwa 150.000 Musikfans pilgerten an den drei Tagen nach Nickelsdorf, um Bands wie Metallica, Guns’n’Roses, Massive Attack oder Placebo zu erleben.

Placebo

Die drei ganz in weiß gewandeten Herren präsentierten ihre brandneue CD „Meds“, welche seit dem 10. März 2006 erhältlich ist.Neben den Nummern des erwähnten neuen Albums spielten sie auch Klassiker wie „Special K“ oder „Black Eyed“, was der Abwechslung sehr zu Gute kam, da die neuen Sachen größtenteils sehr ruhig sind und das Publikum nicht wirklich zu Bewegung animieren. Überhaupt war die Stimmung während des Konzerts zwar gut, aber so richtig begeistert war wohl niemand. Die drei Briten hatten sich nicht viel Neues für ihren Auftritt im Burgenland ausgedacht und man hatte das Gefühl die gesamte Performance schon einmal gesehen zu haben. Zwar knisterte die Atmosphäre bei den gespielten (?) Turteleien zwischen Bassist Stefan Olsdal und Sänger Brian Molko schon ziemlich, doch der geneigte Placebo-Fan kennt diese Art der Annäherung zwischen den beiden bereits zur Genüge. Auch die lasziven Bewegungen des Frontmannes waren alle schon einmal da, allerdings machen diese eben den Charme und vor allem die Verruchtheit von Placebo aus.
Schon nach der zweiten Nummer haben sich Stefan Olsdal und Schlagzeuger Steven Hewitt ihrer Oberteile entledigt, nur Brian Molko stand noch voll bekleidet auf der Bühne, was so manch weiblicher Fan vielleicht ein wenig schade fand.
Alles in allem, ein netter Auftritt von Placebo, dem es aber ein wenig an Spannung fehlte, vielleicht auch bedingt durch die Melancholie der vorgetragenen Stücke. Immerhin ließ sich die Band nach einer einstündigen Performance noch zu ausgiebigen Zugaben hinreißen.

In Extremo

Die deutsche Mittelalterband In Extremo geigte auf der Blue Stage auf und hatte einiges im Repertoire. Die insgesamt acht Mitglieder der Band, die auf außergewöhnliche Namen wie Das letzte Einhorn oder Flex der Biegsame, hören, konnten mit ihrer Performance überzeugen. Für Kenner der Band ist es nichts Neues wenn auch einmal auf eher unüblichen Instrumenten wie Schalmeien oder einer Harfe musiziert wird. Für Nicht-Fans dieser Art von Musik mag dies vielleicht auf den ersten Blick etwas abschreckend wirken, doch ein genaueres Hinhören lohnt sich bei dieser Band auf jeden Fall. Die acht Deutschen konnten die Zuschauer jedenfalls mit Feuershows und mittelalterlichem Flair voll überzeugen. (Daniel Krondraf; 06.06)