15 Alben in 40 Jahren. Was würde uns erspart bleiben agierte das Musikbusiness auch so reduktionistisch und auf Qualität bedacht. Ein müßiger Gedankengang freilich, denn viele solche Originale wie JJ Cale kommen nicht allzu häufig vor. Mit "Roll On" jedenfalls veröffentlicht der Gitarrist und Sänger nach "nur" drei Jahren einen weiteren Meilenstein innerhalb des Cale'schen Kosmos.
Seine Lieder sind Legende, allen voran "Call Me the Breeze", "After Midnight" und "Cocaine" - diese drei Lieder und etliche mehr wurden unzählige Male gecovert. Von Johnny Cash bis Bryan Ferry, von Eric Clapton bis Jose Feliciano, von Deep Purple bis Randy Crawford, von ZZ Top bis Santana, von Jerry Garcia bis Sergio Mendes, von Carolyn Wonderland bis Captain Beefheart, von Clarence 'Gatemouth' Brown bis Ostbahn Kurti & Die Chefpartie. Man ahnt es bereits: Die Liste ließe sich beliebig erweitern. Um möglicherweise den Überblick nicht zu verlieren numerierte JJ Cale manche seiner Alben einfach - "5" (1979), "#8" (1983), "Number 10" (1992). Andere wiederum erhielten einfache Ein-Wort-Titel wie "Naturally" (1971), "Really" (1973), "Okie" (1974), "Troubadour" (1976), "Shades" (1980), "Grasshopper" (1982). Geradezu aufwändig hingegen muten da schon Titel wie "Travel-Log" (1990), "Closer to you" (1994), "Guitar Man" (1996), "To Tulsa and Back" (2004), "The Road to Escondido" (2006) und eben "Roll On" (2009) an.
Cales Spezialität ist bekanntermaßen seine Meisterschaft im laid back-Stil. Hauptsache entspannt. Hier ist der große Schweiger aus Tulsa, Oklahoma, unschlagbar. Völlig zurecht wird er deshalb von Musikern und einer Fan-Gemeinde geradezu verehrt. Passend dazu seine lakonischen Texte, die vieles in einer karg gehaltenen Textzeile auf den Punkt bringt. Auf "Roll On" weicht er davon natürlich keinen Zentimeter ab. Wozu auch? Als besonderes Bonmot wäre zu vermerken, dass (3 Lieder ausgenommen) JJ Cale das Album im Alleingang aufnahm, also nicht nur die Gitarre bediente, sondern alle anderen Instrumente ebenfalls. Zwölf Lieder sind es insgesamt geworden, hören kann man das Album den ganzen Tag lang, ohne dass es einem fad wird, wobei man irgendwann quasi automatisch auch zu seinen älteren Alben zurückgreift und kurzerhand JJ Cale-Musiktage einführt. Was man dabei erfährt ist, dass "Roll On" durchaus mit seinen Klassikern (den ersten neun Alben) mithalten kann. Manchen Liedern fehlt es möglicherweise an Dichte und Relevanz innerhalb des Cale'schen Kosmos, aber selbst diese überstrahlen das Gros der gegenwärtigen Musiklandschaft locker. Und alleine für seine neuen mächtigen Songs wie "Who knew", "Former Me", "Down to Memphis", "Strange Days" (eines der besten Cale-Lieder überhaupt), "Fonda-Lina" und "Bring down the Curtain" gebührt ihm der diamantene Sheriff-Stern als beste One-Man-Band der Welt. Kurzum: An JJ Cale kommen weiterhin nicht viele heran. (Manfred Horak)
CD-Tipp:
JJ Cale – Roll On
Musik: @@@@@1/2
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Because Music/Warner (2009)